+@noindent
+Das kann manuell gelöst werden, indem beide Enden des Balkens
+von ihrer Position 2 Notenlinienabstände über der Mittellinie
+hochgeschoben werden, etwa auf 3:
+
+@cindex Balken, Beispiel zur Veränderung
+@cindex positions-Eigenschaft, Beispiel
+@cindex Positionierung, Beispiel
+
+@lilypond[quote,verbatim,fragment,ragged-right]
+{
+ \clef "bass"
+ <<
+ \override Beam #'positions = #'(3 . 3)
+ {b,8 ais, b, g,}
+ \\
+ {e, g e, g}
+ >>
+ << {b,8 ais, b, g,} \\ {e, g e, g} >>
+}
+@end lilypond
+
+@noindent
+Hier ist zu beobachten, dass die Veränderung sich auch auf die
+weiteren Achtelbalken der ersten Stimme auwirkt, während sie keine
+Auswirkung auf die Balken der zweiten Stimme hat.
+
+@subheading force-hshift property
+
+@cindex force-hshift-Eigenschaft
+@cindex Vertikale Verschiebung erzwingen
+
+@c FIXME: formatting stuff (ie not important right now IMO)
+@c @a nchor Chopin finally corrected TODOgp
+
+An diesem Punkt können wir den letzten Feinschliff an unserem
+Chopin-Beispiel vornhemen, das wir behandelt haben in
+@ref{I'm hearing Voices}. Wir hatten es in folgende Form
+gebracht:
+
+@lilypond[quote,verbatim,fragment,ragged-right]
+\new Staff \relative c'' {
+ \key aes \major
+ <<
+ { c2 aes4. bes8 } \\
+ { aes2 f4 fes } \\
+ { \voiceFour
+ <ees c>2
+ des2
+ }
+ >> |
+ <c ees aes c>1 |
+}
+@end lilypond
+
+@noindent
+Die unteren zwei Noten des ersten Akkords (also diein der
+dritten Stimme) sollten nicht aus der Notenkolumne der
+oberen zwei Noten weggeschoben werden. Um das zu
+korrigieren, setzen wir @code{force-hshift}, das eine
+Eigenschaft von
+@code{NoteColumn} ist, für diese Noten auf Null.
+Die untere Note des zweiten Akkordes wird am besten
+direkt rechts von den oberen Noten gesetzt. Das erreichen
+wir, indem wir @code{force-hshift} für diese Note auf
+0.5 setzen, also eine halbe Notenkopfbreite nach rechts von
+der Kolumne der oberen Noten aus.
+
+Hier das Endergebnis:
+
+@cindex Notenkolumne, Beispiel zur Veränderung
+@cindex force-hshift-Eigenschaft, Beispiel
+@cindex vertikale Verschiebung, Beispiel
+
+@lilypond[quote,verbatim,fragment,ragged-right]
+\new Staff \relative c'' {
+ \key aes \major
+ <<
+ { c2 aes4. bes8 } \\
+ { aes2 f4 fes } \\
+ { \voiceFour
+ \once \override NoteColumn #'force-hshift = #0 <ees c>2
+ \once \override NoteColumn #'force-hshift = #0.5 des2
+ }
+ >> |
+ <c ees aes c>1 |
+}
+@end lilypond
+
+
+@node Real music example
+@subsection Real music example
+
+Das Kapitel zu Optimierungen soll mit einem komplizierten Beispiel
+beendet werden, in dem verschiedene Optimierungen vorgenommen
+werden müssen, bis das Ergebnis gut ausssieht. Das Beispiel wurde
+ganz bewusst gewählt um die Benutzung der Notationsreferenz
+zu zeigen, wenn ungewöhnliche Notationsprobleme gelöst werden
+müssen. Es ist nicht repräsentativ für normale Notationsprojekte,
+lassen Sie sich also nicht durch dieses Beispiel entmutigen! Zum
+Glück sind Probleme wie die hier gezeigten nicht sehr häufig.
+
+Das Beispiel stammt aus Chopins Premiére Ballade, Op. 23, Takte
+6--9, der Übergang vom Lento der Einleitung zum Moderato.
+Hier zunächst der Satz, wie er aussehen soll, allerdings ohne
+Dynamik, Fingersatz und Pedalbezeichnung, um das Beispiel nicht
+zu kompliziert zu machen.
+
+@c This example should not be indexed
+@lilypond[quote,ragged-right]
+rhMusic = \relative c'' {
+ r2
+ c4.\( g8 |
+ \once \override Tie #'staff-position = #3.5
+ bes1~ |
+ \bar "||"
+ \time 6/4
+ \mergeDifferentlyHeadedOn
+ \mergeDifferentlyDottedOn
+ bes2.^\markup {\bold "Moderato"} r8
+ <<
+ {c,8[ d fis bes a] | }
+ \\
+ % Reposition the c2 to the right of the merged note
+ {c,8~ \once \override NoteColumn #'force-hshift = #1.0
+ % Move the c2 out of the main note column so the merge will work
+ \shiftOnn c2}
+ \\
+ % Stem on the d2 must be down to permit merging
+ {s8 \stemDown \once \override Stem #'transparent = ##t d2}
+ \\
+ {s4 fis4.}
+ >>
+ \mergeDifferentlyHeadedOff
+ \mergeDifferentlyDottedOff
+ g2.\)
+}
+
+lhMusic = \relative c' {
+ r2 <c g ees>2( |
+ <d g, d>1)\arpeggio |
+ r2. d,,4 r4 r |
+ r4
+}
+
+\score {
+ \new PianoStaff <<
+ \new Staff = "RH" <<
+ \key g \minor
+ \rhMusic
+ >>
+ \new Staff = "LH" <<
+ \key g \minor
+ \clef "bass"
+ \lhMusic
+ >>
+ >>
+}
+@end lilypond
+
+Die erste Überlegung ist, dass das System für die rechte Hand
+im dritten Takt vier Stimmen braucht. Das sind die fünf
+Achtelnoten mit Balken, das übergebundene C, die Halbe D, die
+mit der Achtel D verschmolzen ist, und die punktierte Viertel
+Fis, die auch mit einer Achtelnote verschmolzen ist. Alles
+andere ist eine einzige Stimme, es ist also am einfachsten, die
+Stimmen nur zeitweise zu erstellen, wenn sie auftreten. Wenn
+Sie vergessen haben, wie man das anstellt, schauen Sie sich
+nochmal den Abschnitt @ref{I'm hearing Voices} an. Wir
+wollen anfange, indem wir die Noten in zwei Variablen
+notieren und dann die Systemstruktur in einer
+@code{\score}-Umgebung erstellen. Das ist, was LilyPond
+erstellt:
+
+@lilypond[quote,verbatim,ragged-right]
+rhMusic = \relative c'' {
+ r2 c4. g8 |
+ bes1~ |
+ \time 6/4
+ bes2. r8
+ % Start polyphonic section of four voices
+ <<
+ {c,8 d fis bes a | }
+ \\
+ {c,8~ c2 | }
+ \\
+ {s8 d2 | }
+ \\
+ {s4 fis4. | }
+ >>
+ g2.
+}
+
+lhMusic = \relative c' {
+ r2 <c g ees>2 |
+ <d g, d>1 |
+ r2. d,,4 r4 r |
+ r4
+}
+
+\score {
+ \new PianoStaff <<
+ \new Staff = "RH" <<
+ \key g \minor
+ \rhMusic
+ >>
+ \new Staff = "LH" <<
+ \key g \minor
+ \clef "bass"
+ \lhMusic
+ >>
+ >>
+}
+@end lilypond
+
+Alle Noten sind richtig, aber die Positionierung sehr
+verbesserungsbedürftig. Der Bindebogen stößt mit
+der veränderten Taktart zusammen, die Balkung im
+dritten Takt ist falsch, die Noten werden nicht
+verschmolzen und einige Notationselemente fehlen ganz.
+Behandeln wir zunächst die einfacheren Dinge. Der
+Balken kann durch eine manuelle Begrenzung einfach
+korrigiert werden, und auch der Legatobogen der linken
+Hand und der Phrasierungsbogen der rechten Hand
+sind schnell gesetzt, denn sie wurden schon in der
+Übung erklärt. Damit haben wir folgendes Notenbild:
+
+@lilypond[quote,verbatim,ragged-right]
+rhMusic = \relative c'' {
+ r2 c4.\( g8 |
+ bes1~ |
+ \time 6/4
+ bes2. r8
+ % Start polyphonic section of four voices
+ <<
+ {c,8[ d fis bes a] | }
+ \\
+ {c,8~ c2 | }
+ \\
+ {s8 d2 | }
+ \\
+ {s4 fis4. | }
+ >>
+ g2.\)
+}
+
+lhMusic = \relative c' {
+ r2 <c g ees>2( |
+ <d g, d>1) |
+ r2. d,,4 r4 r |
+ r4
+}
+
+\score {
+ \new PianoStaff <<
+ \new Staff = "RH" <<
+ \key g \minor
+ \rhMusic
+ >>
+ \new Staff = "LH" <<
+ \key g \minor
+ \clef "bass"
+ \lhMusic
+ >>
+ >>
+}
+@end lilypond
+
+Der erste Takt stimmt jetzt schon. Der zweite Takt enthält ein
+Arpeggio und wird mit einer doppelten Taktlinie beschlossen.
+Wie können wir diese notieren, denn sie sind im Handbuch zum
+Lernen nicht vorgekommen? Hier brauchen wir jetzt die
+Notationsreferenz. Ein Blick in den Index zeigt uns die
+Einträge für @qq{Arpeggio} und @qq{Taktlinien}: ein
+Arpeggio also erstellt man mit dem Befehl @code{\arpeggio}
+hinter einem Akkord und eine doppelte Taktlinie wird mit dem
+Befehl @code{\bar "||"} erstellt. Das ist einfach. Als nächstes
+muss der Zusammenstoß des Bindebogens mit der Taktartbezeichnung
+gelöst werden. Das geht am besten, indem wir den Bogen nach
+oben verschieben. Wie man Objekte verschiebt wurde schon
+behandelt in @ref{Moving objects}, wo stand, dass Objekte
+die
+relativ zum System positioniert werden, verschoben werden
+können, indem ihre @code{staff-position}-Eigenschaft
+geändert wird, die in halben Notenlienienabständen relativ
+zur Mittellinie angegeben wird. Dieser @code{\override}-Befehl
+also, direkt vor die erste übergebundene Note gestellt, verschiebt
+den Bindebogen (@code{tie}) 3,5 halbe Notenlinienabstände
+über die Mittellinie:
+
+@code{\once \override Tie #'staff-position = #3.5}
+
+Damit ist auch der zweite Takt vollständig:
+
+@lilypond[quote,verbatim,ragged-right]
+rhMusic = \relative c'' {
+ r2 c4.\( g8 |
+ \once \override Tie #'staff-position = #3.5
+ bes1~ |
+ \bar "||"
+ \time 6/4
+ bes2. r8
+ % Start polyphonic section of four voices
+ <<
+ {c,8[ d fis bes a] | }
+ \\
+ {c,8~ c2 | }
+ \\
+ {s8 d2 | }
+ \\
+ {s4 fis4. | }
+ >>
+ g2.\)
+}
+
+lhMusic = \relative c' {
+ r2 <c g ees>2( |
+ <d g, d>1)\arpeggio |
+ r2. d,,4 r4 r |
+ r4
+}
+
+\score {
+ \new PianoStaff <<
+ \new Staff = "RH" <<
+ \key g \minor
+ \rhMusic
+ >>
+ \new Staff = "LH" <<
+ \key g \minor
+ \clef "bass"
+ \lhMusic
+ >>
+ >>
+}
+@end lilypond
+
+In Takt drei beginnt der Moderato-Abschnitt. In der
+Übung wurde behandelt, wie man fetten Text mit dem
+@code{\markup}-Befehl eingibt, es ist also einfach, das
+@qq{Moderato} hinzuzufügen. Wie aber werden Noten
+verschmolzen? Hier nehmen wir wieder die Notationsreferenz
+zu Hilfe. Die Suche nach @qq{Verschmelzen} (engl. merge)
+im Index führt uns zu den Befehlen um Noten mit
+unterschiedlichen Köpfen und unterschiedlichen Punkten
+zu verschmelzen in @ruser{Collision resolution}. In unserem
+Beispiel müssen sowohl unterschiedliche Köpfe also auch
+unterschiedliche Punktierung verschmolzen werden, wir
+brauchen also die Befehle
+
+@example
+\mergeDifferentlyHeadedOn
+\mergeDifferentlyDottedOn
+@end example
+
+@noindent
+aus der Notationsreferenz, die wir an den Beginn unseres
+Abschnittes stellen und
+
+@example
+\mergeDifferentlyHeadedOff
+\mergeDifferentlyDottedOff
+@end example
+
+@noindent
+um das Verhalten wieder auszuschalten. Das sieht so aus:
+
+@cindex Bindebogen, Beispiel zur Veränderung
+@cindex staff-position-Eigenschaft, Beispiel
+
+@lilypond[quote,verbatim,ragged-right]
+rhMusic = \relative c'' {
+ r2 c4.\( g8 |
+ \once \override Tie #'staff-position = #3.5
+ bes1~ |
+ \bar "||"
+ \time 6/4
+ bes2.^\markup {\bold "Moderato"} r8
+ \mergeDifferentlyHeadedOn
+ \mergeDifferentlyDottedOn
+ % Start polyphonic section of four voices
+ <<
+ {c,8[ d fis bes a] | }
+ \\
+ {c,8~ c2 | }
+ \\
+ {s8 d2 | }
+ \\
+ {s4 fis4. | }
+ >>
+ \mergeDifferentlyHeadedOff
+ \mergeDifferentlyDottedOff
+ g2.\)
+}
+
+lhMusic = \relative c' {
+ r2 <c g ees>2( |
+ <d g, d>1)\arpeggio |
+ r2. d,,4 r4 r |
+ r4
+}
+
+\score {
+ \new PianoStaff <<
+ \new Staff = "RH" <<
+ \key g \minor
+ \rhMusic
+ >>
+ \new Staff = "LH" <<
+ \key g \minor
+ \clef "bass"
+ \lhMusic
+ >>
+ >>
+}
+@end lilypond
+
+Mit diesen Veränderungen wurden die beiden Fis-Noten
+verschmolzen, aber nicht die zwei Ds. Warum nicht? Die
+Antwort befindet sich im gleicher Abschnitt der Notationsreferenz:
+Noten, die verschmolzen werden, müssen Hälse in entgegengesetzte
+Richtungen aufweisen und zwei Noten können nicht verschmolzen
+werden, wenn eine dritte Noten in der gleichen Kolumne
+stört. In unserem Fall weisen beide Hälse nach oben und es
+befindet sich zur gleichen Zeit auch noch eine dritte Note, das C.
+Wie die Richtung von Hälsen geändert wird, wissen wir schon:
+mit @code{\stemDown}, und in der Notationsreferenz findet
+sich auch Information, wie das C verschoben werden kann: mit
+dem @code{\shift}-Befehl. Aber welcher von ihnen? Das C
+befindet sich in der zweiten Stimme, die @qq{shift off} hat,
+die zwei Ds sind in den Stimmen eins und drei, die @qq{shift
+off} bzw. @qq{shift on} haben. Das C muss also noch eine
+Stufe weiter verschoben werden mit @code{\shiftOnn}, damit
+es die Verschmelzung der Ds nicht stört. Das sieht jetzt so
+aus:
+
+@lilypond[quote,verbatim,ragged-right]
+rhMusic = \relative c'' {
+ r2 c4.\( g8 |
+ \once \override Tie #'staff-position = #3.5
+ bes1~ |
+ \bar "||"
+ \time 6/4
+ bes2.^\markup {\bold "Moderato"} r8
+ \mergeDifferentlyHeadedOn
+ \mergeDifferentlyDottedOn
+ % Start polyphonic section of four voices
+ <<
+ {c,8[ d fis bes a] | }
+ \\
+ % Move the c2 out of the main note column so the merge will work
+ {c,8~ \shiftOnn c2 | }
+ \\
+ % Stem on the d2 must be down to permit merging
+ {s8 \stemDown d2 | }
+ \\
+ {s4 fis4. | }
+ >>
+ \mergeDifferentlyHeadedOff
+ \mergeDifferentlyDottedOff
+ g2.\)
+}
+
+lhMusic = \relative c' {
+ r2 <c g ees>2( |
+ <d g, d>1)\arpeggio |
+ r2. d,,4 r4 r |
+ r4
+}
+
+\score {
+ \new PianoStaff <<
+ \new Staff = "RH" <<
+ \key g \minor
+ \rhMusic
+ >>
+ \new Staff = "LH" <<
+ \key g \minor
+ \clef "bass"
+ \lhMusic
+ >>
+ >>
+}
+@end lilypond
+
+Fast schon geschafft. Nur noch ein Problem ist übrig: Der Hals nach
+unten des verschmolzenen sollte nicht da sein, und das C sähe
+besser auf der rechten Seite des Ds aus. Beides können wir mit den
+gelernten Optimierungsmethoden erreichen. Den Hals machen
+wir durchsichtig und das C verschieben wir mit der
+@code{force-hshift}-Eigenschaft. Hier ist das Endergebnis: