Beachten Sie, dass die Referenz der Interna nur auf Englisch
existiert. Um die Eigenschaftsbezeichnung eines bestimmten
Objektes zu finden, können Sie das Glossar (siehe
-@c @r glos{Music Glossary})
- @ref{Music Glossary,,,music-glossary,Musikglossar})
+@rglosnamed{Music Glossary,Musikglossar})
verwenden, in dem
die englischen Begriffe in viele andere Sprachen übersetzt sind.
@code{thickness}. Der neue Wert sollte etwas mehr als 1.2 sein,
denn der Bogen soll ja dicker werden.
+Den benötigten @code{\override}-Befehl können wir jetzt einfach
+konstruieren, indem wir die Werte für die Bezeichnungen in den
+Modellbefehl einfügen und den Kontext auslassen. Setzen wir
+einmal einen sehr großen Wert für die Dicke um zu sehen, ob der
+Befehl auch funktioniert. Also:
+@example
+\override Slur #'thickness = #5.0
+@end example
+
+Vergessen Sie nicht das Rautenzeichen und Apostroph
+(@code{#'}) vor der Eigenschaftsbezeichnung und das
+Rautenzeichen vor dem neuen Wert!
+
+Die nächste Frage ist nun: @qq{Wohin soll dieser Befehl geschrieben
+werden?} Solange wir uns noch im Lernstadium befinden, ist
+die beste Antwort: @qq{Innerhalb der Noten, vor den ersten
+Legatobogen und nahe bei ihm.} Also etwa so:
+
+@lilypond[quote,verbatim,relative=2]
+{
+ \time 6/8
+ {
+ % Increase thickness of all following slurs from 1.2 to 5.0
+ \override Slur #'thickness = #5.0
+ r4 b8 b[( g]) g |
+ g[( e]) e d[( f]) a |
+ a g
+ }
+ \addlyrics {
+ The man who feels love's sweet e -- mo -- tion
+ }
+}
+@end lilypond
+
+@noindent
+und wirklich wird der Legatobogen dicker.
+
+Das ist also die grundlegende Herangehensweise,
+@code{\override}-Befehl zu formulieren. Es gibt einige
+zusätzliche Komplikationen, denen wir uns später widmen
+werden, aber Sie haben jetzt das Handwerkszeug, um Ihre
+eigenen Befehle zu konstruieren -- wenn Sie auch noch etwas
+Übung benötigen. Die sollen Sie durch die folgenden Übungen
+erhalten.
+
+@subheading Finding the context
+@cindex Kontext, Finden
+
+Manchmal muss dennoch der Kontext spezifiziert werden.
+Welcher aber ist der richtige Kontext? Wir könnten raten,
+dass Legatobögen sich im @code{Voice}-Kontext befinden,
+denn sie sind immer einzelnen Melodielinien zugewiesen.
+Aber wir können uns dessen nicht sicher sein. Um unsere
+Annahme zu überprüfen, gehen wir wieder zu der Seite im
+IR, die die Legatobögen beschreibt und die Überschrift
+@emph{Slur} hat. Dort steht: @qq{Slur objects are created
+by: Slur engraver}. Legatobögen werden also in dem Kontext
+erstellt, in dem sich der @code{Slur_engraver} befindet.
+Folgen Sie dem Link zu der @code{Slur_engraver}-Seite.
+Unten auf der Seite steht, dass der @code{Slur_engraver}
+sich in fünf Stimmen-Kontexten befindet, unter anderem
+auch im normalen @code{Voice}-Kontext. Unsere Annahme
+war also richtig. Und weil @code{Voice} einer der Kontexte
+der untersten Ebene ist, welcher eindeutig schon dadurch
+definiert ist, dass wir Noten eingeben, kann er an dieser Stelle
+auch weggelassen werden.
+
+@subheading Overriding once only
+
+@cindex Override nur einmal
+@cindex once override
+@funindex \once
+
+Im Beispiel oben wurden @emph{alle} Legatobögen dicker
+gesetzt. Vielleicht wollen Sie aber nur den ersten Bogen
+dicker haben. Das können Sie mit dem @code{\once}-Befehl
+erreichen. Er wird direkt vor den @code{\override}-Befehl
+gesetzt und bewirkt, dass nur der Bogen geändert wird, der
+@strong{unmittelbar an der nächsten Note beginnt.} Wenn
+die nächste Note keinen Bogenbeginn hat, dann passiert
+gar nichts -- der Befehl wird nicht gespeichert, sondern einfach
+vergessen. Der Befehl, mit @code{\once} zusammen benutzt,
+muss also wie folgt positioniert werden:
+
+@lilypond[quote,verbatim,relative=2]
+{
+ \time 6/8
+ {
+ r4 b8
+ % Increase thickness of immediately following slur only
+ \once \override Slur #'thickness = #5.0
+ b[( g]) g |
+ g[( e]) e d[( f]) a |
+ a g
+ }
+ \addlyrics {
+ The man who feels love's sweet e -- mo -- tion
+ }
+}
+@end lilypond
+
+@noindent
+Jetzt bezieht er sich nur noch auf den ersten Legatobogen.
+
+Der @code{\once}-Befehl kann übrigens auch vor einem @code{\set}-Befehl
+eingesetzt werden.
+
+@subheading Reverting
+
+@cindex Revert
+@cindex Rückgängig machen
+@cindex Wiederherstellen von Standardeinstellungen
+@cindex Standardeinstellungen, Wiederherstellen
+@funindex \revert
+
+Eine weitere Möglichkeit: nur die beiden ersten Legatobögen sollen
+dicker gesetzt werden. Gut, wir könnten jetzt zwei Befehle benutzen,
+jeden mit dem @code{\once}-Präfix und direkt vor die entsprechende
+Note gestellt, an welcher der Bogen beginnt:
+
+@lilypond[quote,verbatim,relative=2]
+{
+ \time 6/8
+ {
+ r4 b8
+ % Increase thickness of immediately following slur only
+ \once \override Slur #'thickness = #5.0
+ b[( g]) g |
+ % Increase thickness of immediately following slur only
+ \once \override Slur #'thickness = #5.0
+ g[( e]) e d[( f]) a |
+ a g
+ }
+ \addlyrics {
+ The man who feels love's sweet e -- mo -- tion
+ }
+}
+@end lilypond
+
+@noindent
+Wir könnten aber auch den @code{\once}-Befehl weglassen und anstelle
+dessen später den @code{\revert}-Befehl einsetzen, um die
+@code{thickness}-Eigenschaft wieder auf ihren Standardwert zurückzusetzen:
+
+@lilypond[quote,verbatim,relative=2]
+{
+ \time 6/8
+ {
+ r4 b8
+ % Increase thickness of all following slurs from 1.2 to 5.0
+ \override Slur #'thickness = #5.0
+ b[( g]) g |
+ g[( e])
+ % Revert thickness of all following slurs to default of 1.2
+ \revert Slur #'thickness
+ e d[( f]) a |
+ a g
+ }
+ \addlyrics {
+ The man who feels love's sweet e -- mo -- tion
+ }
+}
+@end lilypond
+
+@noindent
+Der @code{\revert}-Befehl kann benutzt werden, um eine beliebige
+Eigenschaft, die mit @code{\override} geändert worden ist, wieder in
+ihre Standardeinstellungen zurückzuversetzen. In unserem Beispiel können
+Sie die Methode benutzen, die Ihnen lieber ist, beide haben das gleiche
+Resultat.
+
+Damit endet die Einleitung in die Referenz der Interna (IR) und die
+grundlegenden Optimierungsmethoden. Einige Beispiele folgen in späteren
+Abschnitten dieses Kapitel, einerseits um Sie mit weiteren Möglichkeiten
+der IR bekanntzumachen, andererseits um Ihnen mehr Übungsmöglichkeiten
+zu geben, die relevante Information dort zu finden. Die Beispiele werden
+Schritt für Schritt immer weniger Erklärungen beinhalten.
@node Properties found in interfaces
@subsection Properties found in interfaces
-@untranslated
+@cindex Interface-Eigenschaften
+@cindex Eigenschaften von Interfaces
+@cindex Schnittstellen, Eigenschaften von
+@cindex Eigenschaften von Schnittstellen
+
+Der Text unseres Beispiels soll jetzt kursiv gesetzt werden. Was für
+ein @code{\override}-Befehl wird dazu benötigt? Schauen wir
+uns zunächst das Inhaltsverzeichnis in der IR an: @qq{All layout objects},
+wie auch schon zuvor. Welches Objekt könnte die Darstellung des
+Textes (engl. lyrics) beeinflussen? Es gibt den Eintrag @code{LyricText},
+das hört sich schon sehr gut an. Ein Klick hierauf zeigt alle Eigenschaften
+an, die verändert werden können. Dazu gehört
+@code{font-series} und @code{font-size}, aber nichts, womit man kursiven
+Text erreichen könnte. Das liegt daran, dass die Schnitteigenschaft allen
+Schrift-Objekten gemeinsam ist. Sie findet sich also nicht in jedem einzlenen
+Layout-Objekt aufgelistet, sondern ist mit anderen ähnlichen Eigenschaften
+zusammen in einem @strong{Interface} -- einer Schnittstelle -- verortet;
+in diesem Fall das
+@code{font-interface}.
+
+Jetzt müssen wir also lernen, wie wir Eigenschaften von Schnittstellen finden
+und wie wir herausfinden, welche Objekte diese Schnittstelleneigenschaften
+benutzen.
+
+Schauen Sie sich noch einmal die Seite in der IR an, die @code{LyricText}
+beschreibt. Unten auf der Seite ist eine klickbare Liste (in der HTML-Version
+der IR) an Eigenschaften, die von @code{LyricText} unterstützt
+werden. Diese Liste enthält sieben Einträge, darunter auch
+@code{font-interface}. Ein Klick hierauf bringt uns zu den Eigenschaften,
+die mit dieser Schnittstelle verbunden sind, also auch @code{LyricText}.
+
+Jetzt sehen wir alle die Eigenschaften, die der Benutzer verändern kann,
+um die Schriftartendarstellung zu beeinflussen. Dazu gehört nun auch
+@code{font-shape(symbol)}, wobei @code{symbol} auf die Werte
+@code{upright} (gerade), @code{italics} (kursiv) oder @code{caps}
+(Kapitälchen) gesetzt werden kann.
+
+Sie werden gemerkt haben, dass @code{font-series} und @code{font-size}
+hier auch aufgelistet sind. Es stellt sich die Frage, warum diese
+allgemeinen Schriftarteigenschaften @code{font-series} und
+@code{font-size} sowohl unter der Überschrift
+@code{LyricText} als unter dem @code{font-interface} aufgelistet
+sind, aber @code{font-shape} befindet sich nur im
+@code{font-interface}? Die Antwort ist: Die globalen Einstellungen
+von @code{font-series} und @code{font-size} werden geändert, wenn
+ein @code{LyricText}-Objekt erstellt wird, aber @code{font-shape}
+wird davon nicht beeinflusst. Die zusätzlichen Einträge unter der
+Überschrift @code{LyricText} beinhalten dann die Werte der
+Standardeinstellungen dieser zwei Eigenschaften, wenn es sich
+um ein @code{LyricText}-Objekt handelt. Andere Objekte,
+die auch das @code{font-interface} unterstützen, setzen diese
+Eigenschaften anders, wenn sie erstellt werden.
+
+Versuchen wir nun einen @code{\override}-Befehl zu konstruieren,
+der den Gesantext kursiv setzt. Das Objekt hat die Bezeichnung
+@code{LyricText}, die Eigenschaft ist @code{font-shape}
+und der Wert @code{italic}. Wie vorher schon lassen wir den
+Kontext aus.
+
+Am Rande sei angemerkt, dass die Werte der @code{font-shape}-Eigenschaft
+mit einem Apostroph (@code{'}) gekennzeichnet werden
+müssen, weil es sich um Symbole handelt. Aus dem gleichen
+Grund mussten auch für @code{thickness} weiter oben im
+Text ein Apostroph gesetzt werden. Symbole sind besondere
+Bezeichnungen, die LilyPond intern bekannt sind. Einige
+sind Bezeichnungen von Eigenschaften, wie eben @code{thickness}
+oder @code{font-shape}. Andere sind besondere Werte,
+die an Eigenschaften übergeben werden können, wie
+@code{italic}. Im Unterschied hierzu gibt es auch beliebige
+Zeichenketten, die immer mit Anführungszeichen, also
+als @code{"Zeichenkette" auftreten.
+
+Gut, der @code{\override}-Befehl, mit dem der Gesangstext
+kursiv gesetzt wird, lautet:
+
+@example
+\override LyricText #'font-shape = #'italic
+@end example
+
+@noindent
+und er muss direkt vor den Text gesetzt werden, auf den er sich
+bezieht, etwa so:
+
+@lilypond[quote,fragment,ragged-right,verbatim,relative=2]
+{
+ \time 6/8
+ {
+ r4 b8 b[( g]) g |
+ g[( e]) e d[( f]) a |
+ a g
+ }
+ \addlyrics {
+ \override LyricText #'font-shape = #'italic
+ The man who feels love's sweet e -- mo -- tion
+ }
+}
+@end lilypond
+
+@noindent
+Jetzt wird der Text kursiv gesetzt.
+
+@subheading Specifying the context in lyric mode
+@cindex context, specifying in lyric mode
+
+Bei Gesangstexten funktioniert der @code{\override}-Befehl
+nicht mehr, wenn Sie den Kontext im oben dargestellten
+Format angeben. Eine Silbe wird im Gesangtextmodus
+(lyricmode) entweder von einem Leerzeichen, einer
+neuen Zeile oder einer Zahl beendet. Alle anderen
+Zeichen werden als Teil der Silbe integriert. Aus diesem
+Grund muss auch vor der schließenden Klammer
+@code{@}} ein Leerzeichen gesetzt oder eine neue
+Zeile begonnen werden. Genauso müssen Leerzeichen
+vor und nach einem Punkt benutzt werden, um die
+Kontext-Bezeichnung von der Objekt-Bezeichnung zu
+trennen, denn sonst würden beide Bezeichnungen als
+ein Begriff interpretiert und von LilyPond nicht verstanden
+werden. Der Befehl muss also lauten:
+
+@example
+\override Lyrics . LyricText #'font-shape = #'italic
+@end example
+
+@warning{Innerhalb von Gesangstext muss immer ein
+Leerzeichen zwischen der letzten Silbe und der schließenden
+Klammer gesetzt werden.}
+
+@warning{Innerhalb von @code{\override}-Befehlen in
+Gesangstexten müssen Leerzeichen um Punkte zwischen
+Kontext- und Objektbezeichnungen gesetzt werden.}
+
@node Types of properties
@subsection Types of properties
-@untranslated
+@cindex Eigenschaftsarten
+
+Bis jetzt hatten wir es mit zwei Arten von Eigenschaften zu
+tun: @code{number} (Zahl) und @code{symbol}. Damit
+ein Befehl funktioniert, muss der Wert einer Eigenschaft
+vom richtigen Typ sein und die Regeln befolgen, die
+für diesen Typ gelten. Der Eigenschaftstyp ist in der
+IR in Klammern hinter der Eigenschaftsbezeichnung
+angegeben. Hier eine Liste der Typen, die Sie vielleicht
+benötigen werden, mit den Regeln, die für den jeweiligen
+Typ gelten und einigen Beispielen. Sie müssen immer
+ein Rautenzeichen (@code{#}) vor den Typeintrag setzen,
+wenn sie in einem @code{\override}-Befehl benutzt werden.
+
+@multitable @columnfractions .2 .45 .35
+@headitem Eigenschaftstyp
+ @tab Regeln
+ @tab Beispiele
+@item Boolesch
+ @tab Entweder wahr oder falsch, dargestellt als #t oder #f
+ @tab @code{#t}, @code{#f}
+@item Dimension (in Notenlinienabständen)
+ @tab Eine positive Dezimalzahl (in Notenlinienabstand-Einheiten)
+ @tab @code{2.5}, @code{0.34}
+@item Richtung
+ @tab Eine gültige Richtungskonstante oder das numerische Äquivalent
+ @tab @code{LEFT}, @code{CENTER}, @code{UP},
+ @code{1}, @code{-1}
+@item Integer
+ @tab Eine positive ganze Zahl
+ @tab @code{3}, @code{1}
+@item Liste
+ @tab Eine eingeklammerte Anzahl von Einträgen, mit Klammern getrennt
+ und angeführt von einem Apostroph
+ @tab @code{'(left-edge staff-bar)}, @code{'(1)},
+ @code{'(1.0 0.25 0.5)}
+@item Textbeschriftung (markup)
+ @tab Beliebige gültige Beschriftung
+ @tab @code{\markup @{ \italic "cresc." @}}
+@item Moment
+ @tab Ein Bruch einer ganzen Note, mit der make-moment-Funktion
+ konstruiert
+ @tab @code{(ly:make-moment 1 4)},
+ @code{(ly:make-moment 3 8)}
+@item Zahl
+ @tab Eine beliebige positive oder negative Dezimalzahl
+ @tab @code{3.5}, @code{-2.45}
+@item Paar (Zahlenpaar)
+ @tab Zwei Zahlen getrennt von @qq{Leerzeichen . Leerzeichen}, eingeklammert
+ und angeführt von einem Apostroph
+ @tab @code{'(2 . 3.5)}, @code{'(0.1 . -3.2)}
+@item Symbol
+ @tab Eine beliebige Anzahl von Symbolen, die für die Eigenschaft
+ gültig sind, angeführt von einem Apostroph
+ @tab @code{'italic}, @code{'inside}
+@item Unbekannt
+ @tab Eine Prozedur oder @code{#f} (um keine Aktion hervorzurufen)
+ @tab @code{bend::print}, @code{ly:text-interface::print},
+ @code{#f}
+@item Vektor
+ @tab Eine Liste mit drei Einträgen, eingeklammert und mit
+ Apostroph-Raute ( @code{'#}) angeführt.
+ @tab @code{'#(#t #t #f)}
+@end multitable
+
@node Appearance of objects
@section Appearance of objects
-@untranslated
+In diesem Abschnitt wollen wir zeigen, wie die Kenntnisse der
+vorigen Abschnitte in der Praxis angewandt werden können,
+um das Aussehen des Musiksatzes zu beeinflussen.
@menu
* Visibility and color of objects::
* Length and thickness of objects::
@end menu
+
@node Visibility and color of objects
@subsection Visibility and color of objects
-@untranslated
+In Unterrichtsmaterial für den Musikunterricht wird oft
+eine Partitur dargestellt, in der bestimmte Notationselemente
+fehlen, so dass der Schüler die Aufgabe bekommt, die
+nachzutragen. Ein einfaches Beispiel ist etwa, die
+Taktlinien zu entfernen, damit der Schüler sie selber zeichnen
+kann. Aber die Tatklinien werden normalerweise automatisch
+eingefügt. Wie verhindern wir, dass sie ausgegeben werden?
+
+Bevor wir uns hieran machen, sei daran erinnert, dass
+Objekteigenschaften in sogenannten @emph{Schnittstellen}
+-- engl. interface -- gruppiert sind, siehe auch
+@ref{Properties found in interfaces}. Das dient ganz einfach
+dazu, die Eigenschaften zusammenzufassen, die üblicherweise
+zusammen benötigt werden -- wenn eine davon für ein Objekt
+gilt, dann auch die anderen. Manche Objekte brauchen die
+Eigenschaften von der einen Schnittstelle, andere von einer
+anderen. Die Schnittstellen, die die Eigenschaften von einem
+bestimmten Grob beinhalten, sind in der IR unten auf der
+Seite aufgelistet, die dieses Grob beschreibt. Die Eigenschaften
+können betrachtet werden, indem die Seite der entsprechenden
+Schnittstelle geöffnet wird.
+
+Zu Information, wie man Eigenschaften von Grobs findet, siehe
+@ref{Properties of layout objects}. Wir benutzen also jetzt
+die selbe Methode um in der IR das Layout-Objekt zu finden,
+dass für die Tatklinien zuständig ist. Über die Überschriften
+@emph{Backend} und @emph{All layout objects} kommen
+wir zu einem Layout-Objekt mit der Bezeichnung
+@code{BarLine} (engl. TaktLinie). Seine Eigenschaften
+beinhalten zwei, die über die Sichtbarkeit entscheiden:
+@code{break-visibility} und @code{stencil}.
+@code{BarLine} unterstützt auch einige Schnittstellen,
+unter anderem @code{grob-interface}, wo wir eine
+@code{transparent} und eine @code{color}-Eigenschaft
+finden. Alle können die Sichtbarkeit von Taktlinien (und
+natürlich auch die Sichtbarkeit von vielen anderen Objekten)
+beeinflussen. Schauen wir uns diese Eigenschaften eine
+nach der anderen an.
+
+@subheading stencil
+@cindex Stencil-Eigenschaft
+@cindex Matrizen-Eigenschaft
+
+Diese Eigenschaft kontrolliert die Erscheinung der Taktlinien,
+indem sie das Symbol bestimmt, das ausgegeben werden soll.
+Wie bei vielen anderen Eigenschaften auch, kann sie so
+eingestellt werden, dass sie nichts ausgibt, indem ihr Wert
+auf @code{#f} (falsch} gesetzt wird. Ein Versuch also,
+wie vorher, indem wir den impliziten Kontext (@code{Voice})
+auslassen:
+
+@lilypond[quote,fragment,ragged-right,verbatim,relative=2]
+{
+ \time 12/16
+ \override BarLine #'stencil = ##f
+ c4 b8 c d16 c d8 |
+ g, a16 b8 c d4 e16 |
+ e8
+}
+@end lilypond
+
+Die Taktlinien werden aber immer noch angezeigt. Was ist da
+falsch gelaufen? Gehen Sie zurück zur IR und schauen Sie auf
+die Seite, die die Eigenschafter für @code{BarLine} angibt.
+Oben auf der Seite steht: @qq{Barline objects are created
+by: Bar_engraver}. Schauen Sie sich die
+@code{Bar_engraver}-Seite an. Unten auf der Seite steht
+eine Liste der Kontexte, in denen der Takt-Engraver
+funktioniert. Alle Kontexte sind @code{Staff}-Typen (also
+Notensystem-Typen). Der Grund, warum der
+@code{\override}-Befehl nicht funktioniert hat, liegt
+also darin, dass das Taktlinie-Objekt (@code{BarLine}) sich nicht
+im @code{Voice}-Kontextbefindet. Wenn der Kontext
+falsch angegeben wird, bewirkt der Befehl einfach gar
+nichts. Keine Fehlermeldung wird ausgegeben und auch
+nichts in die Log-Datei geschrieben. Versuchen wir also,
+den richtigen Kontext mitanzugeben:
+
+@lilypond[quote,fragment,ragged-right,verbatim,relative=2]
+{
+ \time 12/16
+ \override Staff.BarLine #'stencil = ##f
+ c4 b8 c d16 c d8 |
+ g, a16 b8 c d4 e16 |
+ e8
+}
+@end lilypond
+
+@noindent
+Jetzt sind die Taktlinien wirklich verschwunden.
+
+@subheading break-visibility
+
+@cindex break-visibility-Eigenschaft
+@cindex Unsichtbar machen (break-visibility)
+
+Aus der Beschreibung der Eigenschaften für @code{BarLine}
+in der IR geht hervor, dass die @code{break-visibility}-Eigenschaft
+einen Vektor mit drei Booleschen Werten benötigt. Diese
+kontrollieren jeweils, ob die Taktlinien am Ende einer Zeile,
+in der Mitte einer Zeile und am Anfang einer Zeile ausgegeben
+werden. Wenn also alle Taktlinien unsichtbar sein sollen, wie in
+unserem Beispiel, brauchen wir den Wert @code{'#(#f #f #f)}.
+Versuchen wir es also, und berücksichtigen wir auch den
+@code{Staff}-Kontext. Beachten Sie auch, dass Sie @code{#'#}
+vor der öffnenden Klammer schreiben müssen:
+@code{'#} wird benötigt als Teil des Wertes, um einen Vektor zu
+signalisieren, und das erste @code{#} wird benötigt, um
+den Wert in einem @code{\override}-Befehl anzuführen.
+
+@lilypond[quote,fragment,ragged-right,verbatim,relative=2]
+{
+ \time 12/16
+ \override Staff.BarLine #'break-visibility = #'#(#f #f #f)
+ c4 b8 c d16 c d8 |
+ g, a16 b8 c d4 e16 |
+ e8
+}
+@end lilypond
+
+@noindent
+Auch auf diesem Weg gelingt es, die Taktlinien unsichtbar zu machen.
+
+@subheading transparent
+@cindex transparent-Eigenschaft
+@cindex Durchsichtig machen (transparent)
+
+Aus den Eigenschaftsdefinitionen auf der @code{grob-interface}-Seite
+in der IR geht hervor, dass die @code{transparent}-Eigenschaft
+boolesch ist. Mit @code{#t} (wahr) wird also ein Grob durchsichtig
+gemacht. Im unserem Beispiel soll jetzt die Taktart durchsichtig
+gemacht werden, anstatt die Taktlinien durchsichtig zu machen.
+Wir brauchen also wieder die Grob-Bezeichnung für die Taktart.
+Auf der @qq{All layout objects}-Seite in der IR müssen wir die
+Eigenschaften des @code{TimeSignature}-Layout-Objekts suchen
+Das Objekt wird vom @code{Time_signature_engraver} erstellt,
+der sich auch im @code{Staff}-Kontext befindet und genauso das
+@code{grob-interface} unterstützt, wie Sie sich
+überzeugen können. Der Befehl, um die Taktangabe unsichtbar zu
+machen, ist also:
+
+@lilypond[quote,fragment,ragged-right,verbatim,relative=2]
+{
+ \time 12/16
+ \override Staff.TimeSignature #'transparent = ##t
+ c4 b8 c d16 c d8 |
+ g, a16 b8 c d4 e16 |
+ e8
+}
+@end lilypond
+
+@noindent
+Die Taktangabe ist verschwunden, aber mit diesem Befehl wird ein
+freier Platz gelassen, wo sich die Taktangabe eigentlich befinden
+würde. Das braucht man vielleicht für eine Schulaufgabe, in der
+die richtige Taktangabe eingefügt werden soll, aber in anderen
+Fällen ist diese Lücke nicht schön. Um auch die Lücke zu entfernen,
+muss die Matrize (stencil) der Taktangabe auf @code{#f} (falsch)
+gesetzt werden:
+
+@lilypond[quote,fragment,ragged-right,verbatim,relative=2]
+{
+ \time 12/16
+ \override Staff.TimeSignature #'stencil = ##f
+ c4 b8 c d16 c d8 |
+ g, a16 b8 c d4 e16 |
+ e8
+}
+@end lilypond
+
+@noindent
+Und der Unterschied wird deutlich: hiermit wird das gesamte Objekt
+entfernt, während man mit @code{transparent} ein Objekt
+unsichtbar machen kann, es aber an seinem Platz gelassen wird.
+
+@subheading color
+@cindex color property
+
+Abschließend wollen wir die Taktlinien unsichtbar machen, indem
+wir sie weiß einfärben. (Es gibt hier eine Schwierigkeit: die weiße
+Taktlinie übermalt manchmal die Taktlinienen, wo sie sie kreuzt,
+manchmal aber auch nicht. Sie können in den Beispielen unten
+sehen, dass das nicht vorhersagbar ist. Die Einzelheiten dazu, warum
+das passiert und wie sie es kontrollieren können, werden dargestellt
+in @ruser{Painting objects white}. Im Moment wollen wir lernen, wie
+man mit Farbe arbeitet, akzeptieren Sie bitte an dieser Stelle die
+Beschränkung.)
+
+Das @code{grob-interface} bestimmt, dass der Wert der Farb-Eigenschaft
+eine Liste ist, aber es gibt keine Erklärung, was für eine Liste das
+sein soll. Die Liste, die benötigt wird, ist eine Liste mit Werten in
+internen Einheiten, aber damit Sie nicht wissen müssen, wie diese
+aussehen, gibt es mehrere Wege, Farben anzugeben. Der erste
+Weg ist es, @qq{normale} Farben zu benutzen, wie sie in der
+Tabelle in @ruser{List of colors} aufgelistet sind. Beachten Sie,
+dass die Bezeichnungen auf English sind. Um die Taktlinien auf
+weiß zu setzen, können Sie schreiben:
+
+@lilypond[quote,fragment,ragged-right,verbatim,relative=2]
+{
+ \time 12/16
+ \override Staff.BarLine #'color = #white
+ c4 b8 c d16 c d8 |
+ g, a16 b8 c d4 e16 |
+ e8
+}
+@end lilypond
+
+@noindent
+und die Taktlinien verschwinden in der Tat. Beachten Sie,
+dass @emph{white} nicht mit einem Apostroph angeführt
+wird -- es ist kein Symbol, sondern eine @emph{Funktion}.
+Wenn sie aufgerufen wird, stellt sie eine Liste mit internen
+Werten zu Verfügung, mit welcher die Farbe auf weiß
+gestellt wird. Die anderen Farben in der Liste sind auch
+Funktionen. Um sich zu überzeugen, dass der Befehl auch
+wirklich funktioniert, können Sie die Farbe auf eine der
+anderen Funktionen dieser Liste abändern.
+
+@cindex Farben, X11
+@cindex X11-Farben
+
+Die zweite Art die Farbe zu ändern geschieht, indem die Liste
+der X11-Farbbezeichnungen einzusetzen, siehe die zweite Liste
+in @ruser{List of colors}. Diesen Farben muss jedoch eine
+andere Funktion vorangestellt werden, die die X11-Farbbezeichnungen
+in interne Werte konvertiert:
+@code{x11-color}. Das geschieht wie folgt:
+
+@lilypond[quote,fragment,ragged-right,verbatim,relative=2]
+{
+ \time 12/16
+ \override Staff.BarLine #'color = #(x11-color 'white)
+ c4 b8 c d16 c d8 |
+ g, a16 b8 c d4 e16 |
+ e8
+}
+@end lilypond
+
+@noindent
+In diesem Fall hat die Funktion @code{x11-color} ein Symbol
+als Argument, darum muss dem Symbol ein Apostroph vorangestellt
+und beide zusammen in Klammern gesetzt werden.
+
+@cindex RGB-Farben
+@cindex Farben, RGB
+
+Es gibt noch eine dritte Funktion, die RGB-Werte in die
+internen Werte übersetzt -- die @code{rgb-color}-Funktion. Sie
+braucht drei Argumente, um die Stärke von Rot, Grün und
+Blau darzustellen. Die Werte befinden sich zwischen
+0 und 1. Um also die Farbe Rot darzustellen, muss der
+Wert der Funktion lauten: @code{(rgb-color 1 0 0)}, weiß
+würde sein: @code{(rgb-color 1 1 1)}.
+
+@lilypond[quote,fragment,ragged-right,verbatim,relative=2]
+{
+ \time 12/16
+ \override Staff.BarLine #'color = #(rgb-color 1 1 1)
+ c4 b8 c d16 c d8 |
+ g, a16 b8 c d4 e16 |
+ e8
+}
+@end lilypond
+
+Schließlich gibt es noch eine Grauskala, die zu den X11-Farben
+gehört. Sie reicht von schwarz (@code{'grey0'}) bis
+weiß (@code{'grey100}), in Einserschritten. Wir wollen das
+illustrieren, indem alle Layout-Objekte im Beispiel
+verschiede Grauschattierungen erhalten:
+
+@lilypond[quote,fragment,ragged-right,verbatim,relative=2]
+{
+ \time 12/16
+ \override Staff.StaffSymbol #'color = #(x11-color 'grey30)
+ \override Staff.TimeSignature #'color = #(x11-color 'grey60)
+ \override Staff.Clef #'color = #(x11-color 'grey60)
+ \override Voice.NoteHead #'color = #(x11-color 'grey85)
+ \override Voice.Stem #'color = #(x11-color 'grey85)
+ \override Staff.BarLine #'color = #(x11-color 'grey10)
+ c4 b8 c d16 c d8 |
+ g, a16 b8 c d4 e16 |
+ e8
+}
+@end lilypond
+
+@noindent
+Beachten Sie die Kontexte, die mit jedem einzelnen Layout-Objekt
+verbunden sind. Es ist wichtig, den richtigen Kontext einzusetzen,
+damit die Befehle funktionieren. Denken Sie daran, dass der
+Kontext sich daran orientiert, wo sich der entsprechende
+Engraver befindet. Den Standardkontext für Engraver finden
+Sie, indem Sie beim Layout-Objekt beginnen, zum Engraver
+gehen, der es produziert und auf der Seite des Engravers in der
+IR finden Sie Information, in welchem Kontext sich der
+Engraver normalerweise befindet.
+
@node Size of objects
@subsection Size of objects