@c -*- coding: utf-8; mode: texinfo; -*- @c This file is part of lilypond.tely @ignore Translation of GIT committish: 3db3697bb5109201192c9cecdd2e4b7a5520421a When revising a translation, copy the HEAD committish of the version that you are working on. See TRANSLATION for details. @end ignore @node Putting it all together @chapter Putting it all together Dieses Kapitel behandelt das allgemeine Konzept von LilyPond und wie man @code{\score}-Blöcke erstellt. @menu * Extending the templates:: * How LilyPond files work:: * Score is a single musical expression:: * An orchestral part:: @end menu @node Extending the templates @section Extending the templates Wenn Sie das Übungskapitel gelesen haben, wissen Sie, wie man Noten schreibt. Aber wie erhalten Sie genau die Notensysteme, die Sie sich vorstellen? Die Vorlagen sind gut, aber was, wenn Sie etwas anderen wollen? Beginnen Sie mit der Vorlage, die am ehesten dem nahe kommt, was Sie als Ergebnis haben wollen. Sagen wir, Sie wollen ein Stück für Sopran und Cello notieren. In diesem Fall beginnen Sie mit @qq{Noten und Text} (für die Sopranstimme). @example \version "2.11.38" melodie = \relative c' @{ \clef treble \key c \major \time 4/4 a4 b c d @} text = \lyricmode @{ Aaa Bee Cee Dee @} \score@{ << \new Voice = "one" @{ \autoBeamOff \melodie @} \new Lyrics \lyricsto "one" \text >> \layout @{ @} \midi @{ @} @} @end example Jetzt wollen wir die Cellostimme hinzufügen. Schauen wir uns das @qq{Nur Noten}-Beispiel an: @example \version "2.11.38" melodie = \relative c' @{ \clef treble \key c \major \time 4/4 a4 b c d @} \score @{ \new Staff \melodie \layout @{ @} \midi @{ @} @} @end example Wir brauchen nicht zwei @code{\version}-Befehle. Wir brauchen den @code{melodie}-Abschnitt. Wir brauchen keine zwei @code{\score}-Abschnitte, denn damit würden wir ja zwei voneinander getrennte Notensysteme erhalten. Wir wollen sie aber zusammen, als Duo. Innerhalb eines @code{\score}-Abschnittes brauchen wir auch nicht zweimal @code{\layout} und @code{\midi}. Kopieren wir aber nur den @code{melodie}-Abschnitt, hätte wir zwei @code{melodie}-Abschnitte. Also nennen wir diesen Bezeichner anders. Die Noten für den Sopran nennen wir @code{sopranNoten}, die Noten für das Cello @code{celloNoten}. Gleichzeitig können wir auch noch den Abschnitt @code{text} in @code{sopranText} umbenennen. Es ist wichtig, beide Befehle umzubenennen, einmal die Definition (also den @code{melodie = \relative c' @{ }-Teil), zweitens die Anwendung des Namens in der Partitur (also in dem @code{\score}-Abschnitt). Während wir hier diese Änderungen vornehmen, können wir auch gleich das Cello-System anpassen -- Celli brauchen im Normalfall den Bass-Schlüssel. Wir setzen hier auch ein paar andere Noten für das Cello. @example \version "2.11.38" sopranNoten = \relative c' @{ \clef treble \key c \major \time 4/4 a4 b c d @} sopranText = \lyricmode @{ Aaa Bee Cee Dee @} celloNoten = \relative c @{ \clef bass \key c \major \time 4/4 d4 g fis8 e d4 @} \score@{ << \new Voice = "one" @{ \autoBeamOff \sopranoNoten @} \new Lyrics \lyricsto "one" \sopranText >> \layout @{ @} \midi @{ @} @} @end example Das sieht schon ganz gut aus, aber das Cello-System erscheint noch nicht in der Partitur. Wir haben den Bezeichner ja auch nicht im @code{\score}-Abschnitt benutzt. Wenn wir wollen, dass die Noten auch gedruckt werden, müssen wir noch @example \new Staff \celloNoten @end example @noindent unter dem Sopran-System einfügen. Wir müssen auch die Zeichen @code{<<} und unter der Musik dann die Zeichen @code{>>} einfügen, denn dadurch wird LilyPond mitgeteilt, dass mehrere Ausdrücke (hier unsere zwei Systeme (@code{Staff}) gleichzeitig gesetzt werden sollen. Der @code{\score}-Abschnitt sieht jetzt so aus: @example \score@{ << << \new Voice = "one" @{ \autoBeamOff \sopranNoten @} \new Lyrics \lyricsto "one" \sopranText >> \new Staff \celloNoten >> \layout @{ @} \midi @{ @} @} @end example @noindent Das sieht noch etwas durcheinander aus, die Einzüge sind in Unordnung geraden. Aber das ist einfach wieder hergestellt. Hier die vollständige Vorlage für Sopran und Cello: @lilypond[quote,verbatim,ragged-right] \version "2.11.38" sopranoMusic = \relative c' { \clef treble \key c \major \time 4/4 a4 b c d } sopranoLyrics = \lyricmode { Aaa Bee Cee Dee } celloMusic = \relative c { \clef bass \key c \major \time 4/4 d4 g fis8 e d4 } \score{ << << \new Voice = "one" { \autoBeamOff \sopranoMusic } \new Lyrics \lyricsto "one" \sopranoLyrics >> \new Staff \celloMusic >> \layout { } \midi { } } @end lilypond @node How LilyPond files work @section How LilyPond files work Das LilyPond Eingabeformat hat eine ziemlich freie Form, so dass für erfahrene Benutzer viel Freiheit besteht, die Struktur ihrer Quelldateien anzulegen. Für Neulinge kann diese Flexibilität aber erst einmal verwirrend sein. In diesem Kapitel soll darum ein Teil dieser Strukturen dargestellt werden, vieles aber zur Vereinfachung auch weggelassen werden. Für eine komplette Beschreibung des Eingabeformats siehe @ruser{File structure}. Die meisten Beispiele in diesem Handbuch sind kleine Schnipsel, wie etwa dieser: @example c4 a b c @end example Wie hoffentlich bekannt ist, lässt sich solch ein Schnipsel nicht in dieser Form übersetzen. Diese Beispiele sind also nur Kurzformen von wirklichen Beispielen. Sie müssen wenigstens zusätzlich in geschweifte Klammern gesetzt werden. @example @{ c4 a b c @} @end example Die meisten Beispiele benutzen auch den @code{\relative c'}-Befehl. Der ist nicht nötig, um die Dateien zu übersetzen, aber in den meisten Fällen sieht der Notensatz seltsam aus, wenn man den Befehl weglässt. @lilypond[quote,fragment,ragged-right,verbatim] \relative c'' { c4 a b c } @end lilypond Jetzt kommt noch eine Ebene dazu: LilyPond-Code in der obigen Form ist in Wirklichkeit auch wieder eine Abkürzung. Auch wenn man so Dateien schreiben kann und sie auch korrekt gesetzt werden, heißt der wirkliche Code, der hier gemeint ist, eigentlich: @example \score @{ \relative c'' @{ c4 a b c @} @} @end example Eine Partitur (@code{\score}) muss immer mit einem musikalischen Ausdruck beginnen. Das ist letztendlich alle Musik, angefangen bei einer einzelnen Note bis hin zu einer riesigen Partitur mit vielen Notensystemen (bezeichnet durch @code{GrandStaff}): @example @{ \new GrandStaff << hier die gesamte Partitur >> @} @end example @noindent Da sich alles innerhalb der geschweiften Klammern @code{@{ ... @}} befindet, wird es wie ein einziger musikalischer Ausdruck behandelt. Ein @code{\score} auch andere Dinge enthalten, wie etwa @example \score @{ @{ c'4 a b c' @} \layout @{ @} \midi @{ @} \header @{ @} @} @end example @noindent Viele setzen einige dieser Befehle außerhalb des @code{\score}-Blocks, zum Beispiel wird der @code{\header} sehr oft oberhalb der @code{\score}-Umgebung gesetzt. Das funktioniert genauso gut. @cindex Variablen @cindex Bezeichner Eine gute Möglichkeit zur Vereinfachung sind selbst definierte Variablen. Alle Vorlagen verwenden diese Möglichkeit. @example melodie = \relative c' @{ c4 a b c @} \score @{ @{ \melodie @} @} @end example Wenn LilyPond diese Datei analysiert, nimmt es den Inhalt von @code{melodie} (alles, was nach dem Gleichheitszeichen kommt) und fügt ihn immer dann ein, wenn ein @code{\melodie} vorkommt. Die Namen sind frei wählbar, die Variable kann genauso gut @code{melodie}, @code{GLOBAL}, @code{rechteHandklavier}, oder @code{foofoobarbaz} heißen. Für mehr Information siehe @ruser{Saving typing with identifiers and functions}. Eine komplette Definition des Eingabeformats findet sich im Kapitel @ruser{File structure}. @node Score is a single musical expression @section Score is a single musical expression Im vorigen Kapitel, @ruser{How LilyPond files work}, wurde die allgemeine Struktur einer LilyPond-Quelldatei beschrieben. Aber anscheinend haben wir die wichtigste Frage ausgelassen, nämlich wie man herausfindet, was nach dem @code{\score} geschrieben werden soll. In Wirklichkeit ist das aber gar kein Geheimnis. Diese Zeile ist die Antwort: @quotation @emph{Eine Partitur fängt immer mit @code{\score} an, gefolgt von einem einzelnen musikalischen Ausdruck.} @end quotation @noindent Vielleicht wollen Sie noch einmal @ruser{Music expressions explained} überfliegen. In diesem Kapitel wurde gezeigt, wie sich große musikalische Ausdrücke aus kleinen Teilen zusammensetzen. Noten können zu Akkorden verbunden werden usw. Jetzt gehen wir aber in die andere Richtung und betrachten, wie sich ein großer musikalischer Ausdruck zerlegen lässt. @example \score @{ @{ % diese Klammer startet den großen mus. Ausdruck \new GrandStaff << hier eine ganze Wagner-Oper einfügen >> @} % diese Klammer beendet den Ausdruck \layout @{ @} @} @end example Eine Wagner-Oper ist mindestens doppelt so lang wie dieses Handbuch, beschränken wir uns also auf einen Sänger und Klavier. Wir brauchen keine Orchesterpartitur (@code{GrandStaff}) dafür, darum lassen wir den Befehl weg. Wir brauchen aber einen Sänger und ein Klavier. @example \score @{ @{ << \new Staff = "Sänger" << >> \new PianoStaff = Klavier << >> >> @} \layout @{ @} @} @end example Zur Erinnerung: mit @code{<<} und @code{>>} werden Noten gleichzeitig gesetzt; wir wollen ja auch Klavier- und Sängerstimme gleichzeitig haben. @example \score @{ @{ << \new Staff = "Sänger" << \new Voice = "vocal" @{ @} >> \new Lyrics \lyricsto vocal \new Lyrics @{ @} \new PianoStaff = "piano" << \new Staff = "upper" @{ @} \new Staff = "lower" @{ @} >> >> @} \layout @{ @} @} @end example Jetzt haben wir viel mehr Details. Wir haben ein System (engl. staff) für einen Sänger, in dem sich wieder eine Stimme (engl. voice) befindet. @code{Voice} bedeutet für LilyPond eine Stimme (sowohl gesungen als auch gespielt) und evtl. zusätzlich einen Text. Zusätzlich werden zwei Notensysteme für das Klavier mit dem Befehl @code{\new PianoStaff} gesetzt. @code{PianoStaff} bezeichnet die Piano-Umgebung (etwa durchgehende Taktstriche und die geschweifte Klammer am Anfang), in der dann wiederum zwei eigene Systeme ("upper" für die rechte Hand und "lower" für die linke) erstellt werden. Jetzt könnte man in diese Umgebung Noten einfügen. Innerhalb der geschweiften Klammern neben @code{\new Voice = vocal} könnte man @example \relative c'' @{ a4 b c d @} @end example @noindent schreiben. Aber wenn man seine Datei so direkt schreibt, wird der @code{\score}-Abschnitt sehr lang und es wird ziemlich schwer zu verstehen, wie alles zusammenhängt. Darum bietet es sich an, Bezeichner (oder Variablen) zu verwenden. @example melodie = @{ @} text = @{ @} upper = @{ @} lower = @{ @} \score @{ @{ << \new Staff = "Sänger" << \new Voice = "vocal" @{ \melodie @} >> \new Lyrics \lyricsto vocal \new Lyrics @{ \text @} \new PianoStaff = "piano" << \new Staff = "upper" @{ \upper @} \new Staff = "lower" @{ \lower @} >> >> @} \layout @{ @} @} @end example @noindent Nochmal: der Bezeichner kann aller möglicher Text sein. Die Einschränkungen sind in @ruser{File structure} genau aufgelistet. Beim Schreiben (oder Lesen) einer @code{\score}-Umgebung sollte man langsam und sorgfältig vorgehen. Am besten fängt man mit dem größten Gebilde an und definiert dann die darin enthaltenen kleineren der Reihe nach. Es hilft auch, sehr genau mit den Einzügen zu sein, so dass jede Zeile, die der gleichen Ebene angehört, wirklich horizontal an der gleichen Stelle beginnt. @node An orchestral part @section An orchestral part Orchesternoten werden alle zweimal gesetzt. Erstens als Stimmen für die Musiker, und dann als große Partitur für den Dirigenten. Mit Variablen kann hier doppelte Arbeit erspart werden. Die Musik muss nur einmal eingegeben werden und wird in einer Variable abgelegt. Der Inhalt dieser Variable wird dann benutzt, um sowohl die Stimme als auch die Partitur zu erstellen. Es bietet sich an, die Noten in eigenen Dateien zu speichern. Sagen wir beispielsweise, dass in der Datei @file{Horn-Noten.ly} die folgenden Noten eines Duetts für Horn und Fagott gespeichert sind: @example HornNoten = \relative c @{ \time 2/4 r4 f8 a cis4 f e d @} @end example @noindent Daraus wird dann eine eigene Stimme gemacht, indem folgende Datei erstellt wird: @example \include "Horn-Noten.ly" \header @{ instrument = "Horn in F" @} @{ \transpose f c' \HornNoten @} @end example Die Zeile @example \include "Horn-Noten.ly" @end example @noindent setzt den Inhalt der Datei @file{Horn-Noten.ly} an die Stelle des Befehls in die aktuelle Datei. Damit besteht also eine Definition für @code{HornNoten}, so dass die Variable verwendet werden kann. Der Befehl @code{\transpose f@tie{}c'} zeigt an, dass das Argument, also @code{\HornNoten}, um eine Quinte nach oben transponiert wird. Klingendes @q{f} wird also als @code{c'} notiert. Das entspricht der Notation eines Waldhorn in F. Die Transposition zeigt die folgende Ausgabe: @lilypond[quote,ragged-right] \transpose f c' \relative c { \time 2/4 r4 f8 a cis4 f e d } @end lilypond In Musik für mehrere Instrumente kommt es oft vor, dass eine Stimme für mehrere Takte nicht spielt. Das wird mit einer besonderen Pause angezeigt, dem Pausenzeichen für mehrere Takte (engl. multi-measure rest). Sie wird mit dem @emph{großen} Buchstaben @samp{R} eingegeben, gefolgt von einer Dauer (@code{1}@tie{}für eine Ganze, @code{2}@tie{} für eine Halbe usw.). Indem man die Dauer multipliziert, können längere Pausen erstellt werden. Z. B. dauert diese Pause drei Takte eines 2/4-Taktes: @example R2*3 @end example Wenn die Stimme gedruckt wird, müssen diese Pausen zusammengezogen werden. Das wird durch eine Variable erreicht: @example \set Score.skipBars = ##t @end example @noindent Dieser Befehl setzt die Eigenschaft des @code{skipBars} (@qq{überspringe Takte}) auf wahr (@code{##t}). Wenn diese Option und die Pause zu der Musik des Beispiels gesetzt wird, erhält man folgendes Ergebnis: @lilypond[quote,ragged-right] \transpose f c' \relative c { \time 2/4 \set Score.skipBars = ##t R2*3 r4 f8 a cis4 f e d } @end lilypond Die Partitur wird erstellt, indem alle Noten zusammengesetzt werden. Angenommen, die andere Stimme trägt den Namen @code{FagottNoten} und ist in der Datei @file{Fagott-Noten.ly} gespeichert. Die Partitur sieht dann folgendermaßen aus: @example \include "Fagott-Noten.ly" \include "Horn-Noten.ly" << \new Staff \HornNoten \new Staff \FagottNoten >> @end example @noindent Und mit LilyPond übersetzt: @lilypond[quote,ragged-right] \relative c << \new Staff { \time 2/4 R2*3 r4 f8 a cis4 f e d } \new Staff { \clef bass r4 d,8 f | gis4 c | b bes | a8 e f4 | g d | gis f } >> @end lilypond Tiefer gehende Information darüber, wie Stimmauszüge und Partituren erstellt werden, finden sich im Notationshandbuch, siehe @ruser{Orchestral music}. Das Setzen der Variablen, die das Verhalten von LilyPond beeinflussen (@q{properties}), wird im Kapitel @ruser{Changing context properties on the fly} besprochen.