1 @c -*- coding: utf-8; mode: texinfo; documentlanguage: de -*-
4 Translation of GIT committish: 32114617e6b96617749a3c4efb4fa2203a8c3d50
6 When revising a translation, copy the HEAD committish of the
7 version that you are working on. See TRANSLATION for details.
12 @node Die Ausgabe verändern
13 @chapter Die Ausgabe verändern
14 @translationof Tweaking output
16 In diesem Kapitel wird erklärt, wie man die Notenausgabe verändern
17 kann. In LilyPond kann man sehr viel konfigurieren, fast jedes
18 Notenfragment kann geändert werden.
22 * Grundlagen für die Optimierung::
23 * Die Referenz der Programminterna::
24 * Erscheinung von Objekten::
25 * Positionierung von Objekten::
26 * Kollision von Objekten::
27 * Weitere Optimierungen::
31 @node Grundlagen für die Optimierung
32 @section Grundlagen für die Optimierung
33 @translationof Tweaking basics
36 * Grundlagen zur Optimierung::
37 * Objekte und Schnittstellen::
38 * Regeln zur Benennung von Objekten und Eigenschaften::
39 * Optimierungsmethoden::
42 @node Grundlagen zur Optimierung
43 @subsection Grundlagen zur Optimierung
44 @translationof Introduction to tweaks
46 @qq{Optimierung} (engl. tweaking) ist ein LilyPond-Begriff für die
47 verschiedenen Methoden, die Aktionen zu beeinflussen, die während
48 der Kompilation einer Notationsdatei vorgenommen werden sowie auf
49 das Notenbild einzuwirken. Einige dieser Opitmierungen sind sehr
50 einfach, andere dagegen recht komplex. Aber insgesamt erlaubt das
51 System an Optimierungen so gut wie alle möglichen Erscheindungsformen
54 In diesem Abschnitt werden die grundlegenden Konzepte vorgestellt,
55 um die Optimierung zu verstehen. Später soll eine Anzahl von fertigen
56 Befehlen bereitgestellt werden, die einfach in die Quelldatei
57 kopiert werden können um den selben Effekt wie im Beispiel
58 zu erhalten. Gleichzeitig zeigen diese Beispiele, wie die Befehle
59 konstruiert werden, so dass Sie in der Lage sein werden, eigene
60 Befehle auf dieser Grundlage zu entwickeln.
62 Bevor Sie mit diesem Kapitel beginnen, könnte Sie ein Blick in den
63 Abschnitt @ref{Kontexte und Engraver} interessieren, dann
64 Kontexte und Engraver sowie die Eigenschaften, die mit ihnen
65 verknüpft sind, sind die Voraussetzung, um die Funktionsweise
66 von Optimierungen verstehen zu können.
69 @node Objekte und Schnittstellen
70 @subsection Objekte und Schnittstellen
71 @translationof Objects and interfaces
78 @cindex Schnittstellen
79 @cindex graphische Objekte (Grob)
80 @cindex Objekteigenschaften
82 @cindex Objekt, Layout-
83 @cindex Eigenschaften von Objekten
85 Optimierung bedeutet, die internen Operationen und Strukturen
86 des LilyPond-Programmes zu verändern, darum sollen hier
87 zunächst die wichtigesten Begriffe erklärt werden, die zur
88 Beschreibung dieser Operationen und Strukturen benutzt werden.
90 Der Begriff @qq{Objekt} ist ein allgemeiner Begriff, mit dem
91 die Vielzahl an internen Strukturen bezeichnet wird, die LilyPond
92 während der Bearbeitung des Quelltextes erstellt. Wenn etwa
93 ein Befehl wie @code{\new Staff} auftritt, wird ein neues Objekt
94 vom Typ @code{Staff} erstellt. Dieses Objekt @code{Staff} enthält
95 dann alle Eigenschaften, die mit diesem speziellen Notensystem
96 verknüpft sind, wie beispielsweise seine Bezeichnung, Tonart und
97 spezifische Angaben über die Engraver, die innerhalb dieses Systems
98 eingesetzt werden. Für alle anderen Kontexte gibt es genauso
99 Objekte, die deren Eigenschaften beinhalten, beispielsweise für
100 @code{Voice}-Objekte, @code{Score}-Objekte, @code{Lyrics}-Objekte,
101 aber auch für Objekte, die Notationselemente wie die Taktlinien,
102 Notenköpfe, Bögen und Dynamikbezeichnung enthalten. Jedes
103 Objekt hat eine eigene Gruppe an Eigenschaftswerten.
105 Bestimmte Objekttypen tragen besondere Bezeichnungen. Objekte, die
106 Notationselemente der gesetzten Ausgabe repräsentieren, also
107 Notenköpfe, Hälse, Bögen, Fingersatz, Schlüssel usw., werden
108 @qq{Layout-Objekte}, oft auch @qq{Graphische Objekte} genannt.
109 Daraus resultiert die künstliche Abkürzung @qq{Grob}.
110 Diese sind auch Objekte im allgemeinen Sinn und haben genauso
111 Eigenschaften, die mit ihnen verknüpft sind, wie etwa Größe, Position,
114 Einige Layout-Objekte sind etwas spezieller. Phrasierungsbögen,
115 Crescendo-Klammern, Oktavierungszeichen und viele andere
116 Grobs sind nicht an einer Stelle plaziert -- sie haben vielmehr
117 einen Anfangspunkt, einen Endpunkt und eventuell noch andere
118 Eigenschaften, die ihre Form bestimmen. Objekte mit solch
119 einer erweiterten Gestalt werden als @qq{Strecker} (engl. Spanners)
122 Es bleibt uns noch übrig zu erklären, was @qq{Schnittstellen}
123 (engl. interface) sind. Wenn auch viele Objekte sehr unterschiedlich
124 sind, haben sie doch oft gemeinsame Eigenschaften, die auf
125 die gleiche Weise verarbeitet werden. Alle Grobs beispielsweise
126 haben eine Farbe, eine Größe, eine Position usw. und alle
127 diese Eigenschaften werden von LilyPond auf die gleiche Weise
128 verarbeitet, während der Quelltext in Notensatz umgesetzt wird.
129 Um die internen Operationen zu vereinfachen, sind alle diese
130 gemeinsamen Prozesse und Eigenschaften in einem Objekt
131 mit der Bezeichnung @code{grob-interface} (Schnittstelle eines
132 graphischen Objektes) zusammengefasst. Es gibt viele andere
133 Gruppen gemeinsamer Eigenschaften, die jede eine Bezeichnung
134 besitzen, welche auf @code{-interface} endet. Insgesamt
135 gibt es über 100 dieser Schnittstellen. Wir werden später sehen,
136 was es damit auf sich hat.
138 Dies waren die Hauptbegriffe, die in diesem Kapitel zur Anwendung
142 @node Regeln zur Benennung von Objekten und Eigenschaften
143 @subsection Regeln zur Benennung von Objekten und Eigenschaften
144 @translationof Naming conventions of objects and properties
146 @cindex Benennungskonventionen für Objekte
147 @cindex Benennungskonventionen für Eigenschaften
148 @cindex Objekte, Benennungskonventionen
149 @cindex Eigenschaften, Benennungskonventionen
150 @cindex Regeln zur Benennung von Objekten/Eigenschaften
152 Es wurden schon früher einige Regeln zur Benennung von
153 Objekten vorgestellt, siehe
154 @ref{Kontexte und Engraver}. Hier eine Referenzliste der
155 häufigsten Objekt- und Eigenschaftsbezeichnungen mit
156 den Regeln für ihre Bezeichnung und
157 illustrierenden echten Bezeichnungen. Es wurde @qq{A}
158 für einen beliebigen Großbuchstaben und @qq{aaa} für eine
159 beliebige Anzahl an Kleinbuchstaben eingesetzt. Andere
160 Zeichen werden explizit angegeben.
162 @multitable @columnfractions .33 .33 .33
163 @headitem Objekt-/Eigenschaftstyp
164 @tab Naming convention
167 @tab Aaaa oder AaaaAaaaAaaa
168 @tab Staff, GrandStaff
170 @tab Aaaa oder AaaaAaaaAaaa
173 @tab Aaaa_aaa_engraver
174 @tab Clef_engraver, Note_heads_engraver
176 @tab aaa-aaa-interface
177 @tab grob-interface, break-aligned-interface
178 @item Kontext-Eigenschaften
179 @tab aaa oder aaaAaaaAaaa
180 @tab alignAboveContext, skipBars
181 @item Layout-Objekt-Eigenschaften
182 @tab aaa oder aaa-aaa-aaa
183 @tab direction, beam-thickness
186 Es wird bald ersichtlich werden, dass die Eigenschaften von
187 unterschiedlichen Objekttypen mit unterschiedlichen Befehlen
188 geändert werden. Deshalb ist es nützlich, aus der
189 Schreibweise zu erkennen, um was
190 für ein Objekt es sich handelt, um den entsprechenden
191 Befehl einsetzen zu können.
194 @node Optimierungsmethoden
195 @subsection Optimierungsmethoden
196 @translationof Tweaking methods
198 @cindex override-Befehl
202 @strong{Der \override-Befehl}
204 Wir haben uns schon mit den Befehlen @code{\set}
205 und @code{\with} bekannt gemacht, mit welchen
206 Eigenschaften von @strong{Kontexten} verändert
207 und @strong{Engraver} entfernt oder hinzugefügt
208 werden können. Siehe dazu
209 @ref{Kontexteigenschaften verändern} und @ref{Engraver hinzufügen und entfernen}. Jetzt wollen wir uns weitere
210 wichtige Befehle anschauen.
212 Der Befehl, um die Eigenschaften von @strong{Layout-Objekten}
213 zu ändern, ist @code{\override}. Weil dieser Befehl interne
214 Eigenschaften tief in der Programmstruktur von LilyPond
215 verändern muss, ist seine Syntax nicht so einfach wie die der
216 bisherigen Befehle. Man muss genau wissen, welche Eigenschaft
217 welches Objektes in welchem Kontext geändert werder soll,
218 und welches der neu zu setzende Wert dann ist. Schauen wir
219 uns an, wie das vor sich geht.
221 Die allgemeine Syntax dieses Befehles ist:
224 \override @var{Kontext}.@var{LayoutObjekt} #'@var{layout-eigenschaft} =
229 Damit wir die Eigenschaft mit der Bezeichnung @var{layout-property}
230 das Layout-Objektes mit der Bezeichnung@var{LayoutObject},
231 welches ein Mitglied des @var{Kontext}-Kontextes ist, auf den
234 Der @var{Kontext} kann (und wird auch normalerweise) ausgelassen
235 werden, wenn der benötigte Kontext eindeutig impliziert ist und einer
236 der untersten Kontexte ist, also etwa @code{Voice}, @code{ChordNames}
237 oder @code{Lyrics}. Auch in diesem Text wird der Kontext oft ausgelassen
238 werden. Später soll gezeigt werden, in welchen Fällen er ausdrücklich
239 definiert werden muss.
241 Spätere Abschnitte behandeln umfassend Eigenschaften und ihre
242 Werte, aber um ihre Funktion und ihr Format zu demonstrieren,
243 werden wir hier nur einige einfache Eigenschaften und Werte einsetzen,
244 die einfach zu verstehen sind.
246 Für den Moment könne Sie die @code{#'}-Zeichen ignorieren, die vor jeder
247 Layout-Eigenschaft, und die @code{#}-Zeichen, die vor jedem Wert
248 stehen. Sie müssen immer in genau dieser Form geschrieben werden.
249 Das ist der am häufigsten gebrauchte Befehl für die Optimierung,
250 und der größte Teil dieses Abschnittes wird dazu benutzt, seine Benutzung
251 zu erläutern. Hier ein einfaches Beispiel, um die Farbe des Notenkopfes
254 @cindex color-Eigenschaft, Beispiel
255 @cindex Farb-Eigenschaft, Beispiel
256 @cindex NoteHead, Beispiel für override
257 @cindex Notenkopf, Beispiel für Veränderung
259 @lilypond[quote,fragment,ragged-right,verbatim,relative=1]
261 \override NoteHead #'color = #red
263 \override NoteHead #'color = #green
268 @strong{Der \revert-Befehl}
270 @cindex revert-Befehl
274 Wenn eine Eigenschaft einmal überschrieben wurde, wird ihr
275 neuer Wert so lange bewahrt, bis er noch einmal überschrieben
276 wird oder ein @code{\revert}-Befehl vorkommt. Der
277 @code{\revert}-Befehl hat die folgende Syntax und setzt den
278 Wert der Eigenschaft zurück auf den Standardwert, nicht
279 jedoch auf den vorigen Wert, wenn mehrere
280 @code{\override}-Befehle benutzt wurden.
283 \revert @var{Kontext}.@var{LayoutObjekt} #'@var{layout-eigenschaft}
286 Wiederum, genauso wie der @var{Kontext} bei dem @code{\override}-Befehl,
287 wird @var{Kontext} oft nicht benötigt. Er wird in vielen der folgenden
288 Beispiele ausgelassen. Im nächsten Beispiel wird die Farbe des Notenkopfes
289 wieder auf den Standardwert für die letzten zwei Noten gesetzt.
291 @cindex color-Eigenschaft, Beispiel
292 @cindex Farb-Eigenschaft, Beispiel
293 @cindex NoteHead, Beispiel für override
294 @cindex Notenkopf, Beispiel für Veränderung
296 @lilypond[quote,fragment,ragged-right,verbatim,relative=1]
298 \override NoteHead #'color = #red
300 \override NoteHead #'color = #green
302 \revert NoteHead #'color
306 @strong{\once-Präfix}
311 Sowohl der @code{\override}-Befehl als auch der @code{\set}-Befehl können mit
312 dem Präfix @code{\once} (@emph{einmal}) versehen werden. Dadurch wird
313 der folgende @code{\override}- oder @code{\set}-Befehl nur für den aktuellen
314 Musik-Moment wirksam, bevor sich wieder der Standard einstellt. Am gleichen
315 Beispiel demonstriert, kann damit die Farbe eines einzelnen Notenkopfes
318 @cindex color-Eigenschaft, Beispiel
319 @cindex Farb-Eigenschaft, Beispiel
320 @cindex NoteHead, Beispiel für override
321 @cindex Notenkopf, Beispiel für Veränderung
323 @lilypond[quote,fragment,ragged-right,verbatim,relative=1]
325 \once \override NoteHead #'color = #red
327 \once \override NoteHead #'color = #green
332 @strong{Der \overrideProperty-Befehl}
334 @cindex overrideProperty-Befehl
336 @funindex \overrideProperty
337 @funindex overrideProperty
339 Es gibt eine andere Form des @code{override}-Befehls,
340 @code{\overrideProperty} (überschreibe Eigenschaft),
341 welcher ab und zu benötigt wird. Es wird hier nur der
342 Vollständigkeit halber erwähnt, sein Einsatz wird demonstriert
343 in @ruser{Schwierige Korrekturen}.
344 @c Maybe explain in a later iteration -td
347 @strong{Der \tweak-Befehl}
353 Der letzte Optimierungsbefehl in LilyPond ist @code{\tweak}
354 (engl. optimieren). Er wird eingesetzt um Eigenschaften
355 von Objekten zu verändern, die zum selben Musik-Moment
356 auftreten, wie etwa die Noten eines Akkordes. Ein
357 @code{\override} würde alle Noten des Akkords beeinflussen,
358 während mit @code{\tweak} nur das nächste Objekt der
359 Eingabe geändert wird.
361 Hier ein Beispiel. Angenommen, die Größe des mittleren
362 Notenkopfes (ein E) in einem C-Dur-Akkord soll geändert
363 werden. Schauen wir zuerst, was wir mit
364 @code{\once \override} erhalten:
366 @cindex Schriftgröße, Beispiel
367 @cindex NoteHead, Beispiel für override
368 @cindex Notenkopf, Beispiel für Veränderung
370 @lilypond[quote,fragment,ragged-right,verbatim,relative=1]
372 \once \override NoteHead #'font-size = #-3
377 Wie man sehen kann, beeinflusst @code{override} @emph{alle}
378 Notenköpfe des Akkordes. Das liegt daran, dass alle die Noten
379 eines Akkordes zum selben Musik-Moment auftreten und
380 die Funktion von @code{\once} ist es, die Optimierung auf
381 an allen Objekten auszuführen, die zum selben Musik-Moment
382 auftreten wie der @code{\override}-Befehl.
384 Der @code{\tweak}-Befehl funktioniert anders. Er bezieht sich
385 auf das direkt folgende Element in der Eingabe-Datei. Es wirkt
386 aber auch nur mit Objekten, die direkt von der Eingabe kreirt
387 werden, insbesondere Notenköpfe und Artikulationszeichen.
388 Objekte wie etwa Hälse oder Versetzungszeichen werden erst
389 später erstellt und lassen sich nicht auf diese Weise ändern.
390 Zusätzlich @emph{müssen} sich etwa Notenköpfe innerhalb
391 eines Akkordes befinden, d. h. sie müssen von einfachen spitzen
392 Klammern umschlossen sein. Um also eine einzelne Note
393 mit @code{\tweak} zu verändern, muss der Befehl innerhalb
394 der spitzen Klammern zusammen mit der Note eingegeben werden.
396 Um also zu unserem Beispiel zurückzukommen, könnte man die
397 mittlere Note eines Akkordes auf diese Weise ändern:
399 @cindex font-size-Eigenschaft, Beispiel
400 @cindex Schriftgröße, Beispiel
401 @cindex @code{\tweak}-Beispiel
403 @lilypond[quote,fragment,ragged-right,verbatim,relative=1]
405 <c \tweak #'font-size #-3 e g>4
408 Beachten Sie, dass die Syntax des @code{\tweak}-Befehls sich
409 von der des @code{\override}-Befehls unterscheidet. Weder
410 Kontext noch Layout-Objekt konnen angegeben werden, denn
411 das würde zu einem Fehler führen. Beide Angaben sind
412 durch das folgende Element impliziert. Hier sollte auch
413 kein Gleichheitzeichen vorhanden sein. Die verallgemeinerte
414 Syntax des @code{\tweak}-Befehls ist also einfach
417 \tweak #'@var{layout-eigenschaft} #@var{Wert}
420 Ein @code{\tweak}-Befehl kann auch benutzt werden, um nur
421 eine von mehreren Artikulationen zu ändern, wie im nächsten
422 Beispiel zu sehen ist.
424 @cindex Farb-Eigenschaft, Beispiel
425 @cindex @code{\tweak}-Beispiel
427 @lilypond[quote,fragment,ragged-right,verbatim,relative=2]
429 -\tweak #'color #red ^Red
430 -\tweak #'color #green _Green
434 Beachten Sie, dass dem @code{\tweak}-Befehl ein Artikulationsmodifikartor
435 vorangestellt werden muss, ganz als ob er selbst ein Artikulationszeichen
438 @cindex Triolen, geschachtelt
439 @cindex N-tolen, geschachtelt
440 @cindex Klammer, Triole
441 @cindex Triolenklammer
442 @cindex N-tolenklammer
443 @cindex Komplizierte Rhythmen, Schachtelung von
444 @funindex TupletBracket
446 Der @code{\tweak}-Befehl muss auch benutzt werden, wenn das
447 Aussehen einer vor mehreren geschachtelten Triolenklammern
448 geändert werden soll, die zum selben Zeitpunkt beginnen.
449 Im folgenden Beispiel beginnen die lange Klammer und die
450 erste Triolenklammer zum selben Zeitpunkt, sodass ein
451 @code{\override}-Befehl sich auf beide beziehen würde.
452 In dem Beispiel wird @code{\tweak} benutzt, um zwischen
453 ihnen zu unterscheiden. Der erste @code{\tweak}Befehl
454 gibt an, dass die lange Klammer über den Noten gesetzt
455 werden soll, und der zweite, dass die Zahl der rhythmischen
456 Aufteilung für die erste der kurzen Klammern in rot
459 @cindex Farb-Eigenschaft, Beispiel
460 @cindex @code{\tweak}-Beispiel
461 @cindex Richtungs-Eigenschaft, Beispiel
462 @cindex color-Eigenschaft, Beispiel
463 @cindex direction-Eigenschaft, Beispiel
465 @lilypond[quote,ragged-right,verbatim,fragment,relative=2]
466 \tweak #'direction #up
469 \times 2/3 { c8[ c8 c8] }
470 \times 2/3 { c8[ c8 c8] }
471 \times 2/3 { c8[ c8 c8] }
475 Wenn geschachtelte N-tolen nicht zum gleichen Zeitpunkt
476 beginnen, kann ihr Aussehen auf die übliche Art mit dem
477 @code{\override}-Befehl geändert werden:
479 @cindex text-Eigenschaft, Beispiel
480 @cindex tuplet-number-Funktion, Beispiel
481 @cindex transparent-Eigenschaft, Beispiel
482 @cindex TupletNumber, Beispiel zur Veränderung
483 @cindex Triolennummer, Beispiel zur Veränderung
484 @cindex Triolen-Nummer-Funktion, Beispiel
486 @c NOTE Tuplet brackets collide if notes are high on staff
488 @lilypond[quote,ragged-right,verbatim,fragment,relative=1]
489 \times 2/3 { c8[ c c]}
490 \once \override TupletNumber
491 #'text = #tuplet-number::calc-fraction-text
495 \once \override TupletNumber #'transparent = ##t
496 \times 2/3 { c8[ c c] }
497 \times 2/3 { c8[ c c]}
504 @ruser{Der tweak-Befehl}.
507 @node Die Referenz der Programminterna
508 @section Die Referenz der Programminterna
509 @translationof The Internals Reference manual
512 * Eigenschaften von Layoutobjekten::
513 * Eigenschaften, die Schnittstellen besitzen können::
514 * Typen von Eigenschaften::
517 @node Eigenschaften von Layoutobjekten
518 @subsection Eigenschaften von Layoutobjekten
519 @translationof Properties of layout objects
521 @cindex Eigenschaften von Layout-Objekten
522 @cindex Eigenschaften von Grobs
523 @cindex Grobs, Eigenschaften von
524 @cindex Layout-Objekte, Eigenschaften von
525 @cindex Property (Layout-Objekte, Grobs)
526 @cindex Regerenz der Interna
528 Angenommen, in Ihrer Partitur tritt ein Legatobogen
529 auf, der Ihrer Meinung nach zu dünn ausgefallen ist.
530 Sie würden ihn gerne etwas schwerer gezeichnet
531 sehen. Wie gehen Sie vor? Von den Anmerkungen in
532 früheren Abschnitten wissen Sie schon, dass LilyPond
533 sehr flexibel ist und eine derartige Modifikation
534 möglich sein sollte, und Sie erraten vielleicht,
535 dass ein @code{\override}-Befehl angebracht ist.
536 Aber gibt es eine Eigenschaft für die Dicke eines
537 Legatobogens (engl. slur), und wenn es sie gibt,
538 auf welche Weise lässt sie sich verändern? Hier
539 kommt die Referenz der Interna zur Geltung. Dort
540 finden sich alle Informationen, um den beschriebenen
541 und alle anderen @code{\override}-Befehle zu
544 Bevor Sie jetzt in die Referenz der Interna wechseln, ist
545 eine Warnung angebracht. Es handelt sich um ein
546 @strong{Referenz}dokument, was heißt, dass es sehr
547 wenig oder gar keine Erklärungen enthält: seine Aufgabe
548 ist es, Information klar und genau darzustellen. Das
549 bedeutet, dass es auf den ersten Blick entmutigend
550 wirkt. Die Einführung und Erklärung in diesem Abschnitt
551 wird Ihnen aber schnell ermöglichen, genau die Information
552 aus der Referenz zu entnehmen, die Sie benötigen.
554 Beachten Sie, dass die Referenz der Interna nur auf Englisch
555 existiert. Um die Eigenschaftsbezeichnung eines bestimmten
556 Objektes zu finden, können Sie das Glossar (siehe
557 @rglosnamed{Top,Musikglossar})
559 die englischen Begriffe in viele andere Sprachen übersetzt sind.
561 @cindex Override-Beispiel
562 @cindex Referenz der Interna, Benutzung
563 @cindex IR (Referenz der Interna), Benutzung
564 @cindex @code{\addlyrics}-Beispiel
566 Das Vorgehen soll an einem konkreten Beispiel einer echten
567 Komposition demonstriert werden. Hier das Beispiel:
569 @lilypond[quote,verbatim,relative=2]
574 g[( e]) e d[( f]) a |
578 The man who feels love's sweet e -- mo -- tion
583 Angenommen also, wir wollen die Legatobögen etwas
584 dicker setzten. Ist das möglich? Die Legatobögen sind mit
585 Sicherheit ein Layout-Objekt, die Frage muss also lauten:
586 @qq{Gibt es eine Eigenschaft von Legatobögen, die die
587 Dicke bestimmt?} Um diese Frage zu beantworten, müssen
588 wir in der Referenz der Interna ( kurz IR) nachschauen.
590 Die IR für die LilyPond-Version, die Sie benutzen, findet sich
591 auf der LilyPond-Webseite unter der Adresse
592 @uref{http://lilypond.org}. Gehen Sie zur Dokumentationsseite
593 und klicken Sie auf den Link zur Referenz der Interna.
594 @c Addition for German users
595 Die Sprache ändert sich ab hier nach englisch. Für diese Übung
596 sollten Sie die HTML-Version benutzen, nicht die
597 @qq{auf einer großen Seite} oder die PDF-Version.
598 Damit Sie die nächsten Absätze verstehen können, müssen Sie
599 genauso vorgehen, während Sie weiterlesen.
601 Unter der Überschrift @strong{Top} befinden sich fünf Links.
602 Wählen Sie den Link zum @emph{Backend}, wo sich die Information
603 über Layout-Objekte befindet. Hier, unter der Überschrift
604 @strong{Backend}, wählen Sie den Link @emph{All layout objects}.
605 Die Seite, die sich öffnet, enthält ein Liste aller Layout-Objekte,
606 die in Ihrerer LilyPond-Version benutzt werden, in alphabetischer
607 Ordnung. Wählen Sie den Link @emph{Slur} und die Eigenschaften
608 der Legatobögen (engl. slur) werden aufgelistet.
610 Eine alternative Methode, auf diese Seite zu gelangen, ist von
611 der Notationsreferenz aus. Auf einer der Seiten zu Legatobögen
612 findet sich ein Link zur Referenz der Interna. Dieser Link führt
613 Sie direkt auf diese Seite. Wenn Sie aber eine Ahnung haben,
614 wie die Bezeichnung des Layout-Objektes lauten könnte, das sie
615 ändern wollen, ist es oft schneller, direkt zur IR zu gehen und
618 Aus der Slur-Seite in der IR könne wir entnehmen, dass
619 Legatobögen (Slur-Objekte) durch den Slur_engraver erstellt
620 werden. Dann werden die Standardeinstellungen aufgelistet.
621 Beachten Sie, dass diese @strong{nicht} in alphabetischer Reihenfolge
622 geordnet sind. Schauen Sie sich die Liste an, ob sie eine Eigenschaft
623 enthält, mit der die Dicke von Legatobögen kontrolliert werden kann.
624 Sie sollten folgendes finden:
627 @code{thickness} (number)
629 Line thickness, generally measured in @code{line-thickness}
632 Das sieht ganz danach aus, als ob damit die Dicke geändert
633 werden kann. Es bedeutet, dass der Wert von
634 @code{thickness} einfach eine Zahl (@emph{number}) ist,
635 dass der Standardwert 1.2 ist, und dass die Einheit
636 für die Dicke eine andere Eigenschaft mit der
637 Bezeichnung @code{line-thickness} ist.
639 Wie schon früher gesagt, gibt es wenig bis gar keine Erklärungen
640 in der IR, aber wir haben schon genug Informationen, um
641 zu versuchen, die Dicke eines Legatobogens zu ändern. Die
642 Bezeichnung des Layout-Objekts ist offensichtlich
643 @code{Slur} und die Bezeichnung der Eigenschaft, die geändert
645 @code{thickness}. Der neue Wert sollte etwas mehr als 1.2 sein,
646 denn der Bogen soll ja dicker werden.
648 Den benötigten @code{\override}-Befehl können wir jetzt einfach
649 konstruieren, indem wir die Werte für die Bezeichnungen in den
650 Modellbefehl einfügen und den Kontext auslassen. Setzen wir
651 einmal einen sehr großen Wert für die Dicke um zu sehen, ob der
652 Befehl auch funktioniert. Also:
655 \override Slur #'thickness = #5.0
658 Vergessen Sie nicht das Rautenzeichen und Apostroph
659 (@code{#'}) vor der Eigenschaftsbezeichnung und das
660 Rautenzeichen vor dem neuen Wert!
662 Die nächste Frage ist nun: @qq{Wohin soll dieser Befehl geschrieben
663 werden?} Solange wir uns noch im Lernstadium befinden, ist
664 die beste Antwort: @qq{Innerhalb der Noten, vor den ersten
665 Legatobogen und nahe bei ihm.} Also etwa so:
667 @cindex Legatobogen, Beispiel für Veränderung
668 @cindex thickness-Eigenschaft, Beispiel
669 @cindex Dicke-Eigenschaft, Beispiel
671 @lilypond[quote,verbatim,relative=2]
675 % Increase thickness of all following slurs from 1.2 to 5.0
676 \override Slur #'thickness = #5.0
678 g[( e]) e d[( f]) a |
682 The man who feels love's sweet e -- mo -- tion
688 und wirklich wird der Legatobogen dicker.
690 Das ist also die grundlegende Herangehensweise,
691 @code{\override}-Befehl zu formulieren. Es gibt einige
692 zusätzliche Komplikationen, denen wir uns später widmen
693 werden, aber Sie haben jetzt das Handwerkszeug, um Ihre
694 eigenen Befehle zu konstruieren -- wenn Sie auch noch etwas
695 Übung benötigen. Die sollen Sie durch die folgenden Übungen
699 @subheading Den Kontext finden
701 @cindex Kontext, Finden und identifizieren
703 Manchmal muss dennoch der Kontext spezifiziert werden.
704 Welcher aber ist der richtige Kontext? Wir könnten raten,
705 dass Legatobögen sich im @code{Voice}-Kontext befinden,
706 denn sie sind immer einzelnen Melodielinien zugewiesen.
707 Aber wir können uns dessen nicht sicher sein. Um unsere
708 Annahme zu überprüfen, gehen wir wieder zu der Seite im
709 IR, die die Legatobögen beschreibt und die Überschrift
710 @emph{Slur} hat. Dort steht: @qq{Slur objects are created
711 by: Slur engraver}. Legatobögen werden also in dem Kontext
712 erstellt, in dem sich der @code{Slur_engraver} befindet.
713 Folgen Sie dem Link zu der @code{Slur_engraver}-Seite.
714 Unten auf der Seite steht, dass der @code{Slur_engraver}
715 sich in fünf Stimmen-Kontexten befindet, unter anderem
716 auch im normalen @code{Voice}-Kontext. Unsere Annahme
717 war also richtig. Und weil @code{Voice} einer der Kontexte
718 der untersten Ebene ist, welcher eindeutig schon dadurch
719 definiert ist, dass wir Noten eingeben, kann er an dieser Stelle
720 auch weggelassen werden.
723 @subheading Nur einmal mit \override verändern
725 @cindex Override nur einmal
726 @cindex once override
730 Im Beispiel oben wurden @emph{alle} Legatobögen dicker
731 gesetzt. Vielleicht wollen Sie aber nur den ersten Bogen
732 dicker haben. Das können Sie mit dem @code{\once}-Befehl
733 erreichen. Er wird direkt vor den @code{\override}-Befehl
734 gesetzt und bewirkt, dass nur der Bogen geändert wird, der
735 @strong{unmittelbar an der nächsten Note beginnt.} Wenn
736 die nächste Note keinen Bogenbeginn hat, dann passiert
737 gar nichts -- der Befehl wird nicht gespeichert, sondern einfach
738 vergessen. Der Befehl, mit @code{\once} zusammen benutzt,
739 muss also wie folgt positioniert werden:
741 @cindex Legatobogen, Beispiel zur Veränderung
742 @cindex thickness-Eigenschaft, Beispiel
744 @lilypond[quote,verbatim,relative=2]
749 % Increase thickness of immediately following slur only
750 \once \override Slur #'thickness = #5.0
752 g[( e]) e d[( f]) a |
756 The man who feels love's sweet e -- mo -- tion
762 Jetzt bezieht er sich nur noch auf den ersten Legatobogen.
764 Der @code{\once}-Befehl kann übrigens auch vor einem @code{\set}-Befehl
768 @subheading Rückgängig machen
771 @cindex Rückgängig machen
772 @cindex Wiederherstellen von Standardeinstellungen
773 @cindex Standardeinstellungen, Wiederherstellen
777 Eine weitere Möglichkeit: nur die beiden ersten Legatobögen sollen
778 dicker gesetzt werden. Gut, wir könnten jetzt zwei Befehle benutzen,
779 jeden mit dem @code{\once}-Präfix und direkt vor die entsprechende
780 Note gestellt, an welcher der Bogen beginnt:
782 @cindex Legatobogen, Beispiel zur Veränderung
783 @cindex thickness-Eigenschaft, Beispiel
785 @lilypond[quote,verbatim,relative=2]
790 % Increase thickness of immediately following slur only
791 \once \override Slur #'thickness = #5.0
793 % Increase thickness of immediately following slur only
794 \once \override Slur #'thickness = #5.0
795 g[( e]) e d[( f]) a |
799 The man who feels love's sweet e -- mo -- tion
805 Wir könnten aber auch den @code{\once}-Befehl weglassen und anstelle
806 dessen später den @code{\revert}-Befehl einsetzen, um die
807 @code{thickness}-Eigenschaft wieder auf ihren Standardwert zurückzusetzen:
809 @cindex Legatobogen, Beispiel zur Veränderung
810 @cindex thickness-Eigenschaft, Beispiel
812 @lilypond[quote,verbatim,relative=2]
817 % Increase thickness of all following slurs from 1.2 to 5.0
818 \override Slur #'thickness = #5.0
821 % Revert thickness of all following slurs to default of 1.2
822 \revert Slur #'thickness
827 The man who feels love's sweet e -- mo -- tion
833 Der @code{\revert}-Befehl kann benutzt werden, um eine beliebige
834 Eigenschaft, die mit @code{\override} geändert worden ist, wieder in
835 ihre Standardeinstellungen zurückzuversetzen. In unserem Beispiel können
836 Sie die Methode benutzen, die Ihnen lieber ist, beide haben das gleiche
839 Damit endet die Einleitung in die Referenz der Interna (IR) und die
840 grundlegenden Optimierungsmethoden. Einige Beispiele folgen in späteren
841 Abschnitten dieses Kapitel, einerseits um Sie mit weiteren Möglichkeiten
842 der IR bekanntzumachen, andererseits um Ihnen mehr Übungsmöglichkeiten
843 zu geben, die relevante Information dort zu finden. Die Beispiele werden
844 Schritt für Schritt immer weniger Erklärungen beinhalten.
847 @node Eigenschaften, die Schnittstellen besitzen können
848 @subsection Eigenschaften, die Schnittstellen besitzen können
849 @translationof Properties found in interfaces
851 @cindex Interface-Eigenschaften
852 @cindex Eigenschaften von Interfaces
853 @cindex Schnittstellen, Eigenschaften von
854 @cindex Eigenschaften von Schnittstellen
856 Der Text unseres Beispiels soll jetzt kursiv gesetzt werden. Was für
857 ein @code{\override}-Befehl wird dazu benötigt? Schauen wir
858 uns zunächst das Inhaltsverzeichnis in der IR an: @qq{All layout objects},
859 wie auch schon zuvor. Welches Objekt könnte die Darstellung des
860 Textes (engl. lyrics) beeinflussen? Es gibt den Eintrag @code{LyricText},
861 das hört sich schon sehr gut an. Ein Klick hierauf zeigt alle Eigenschaften
862 an, die verändert werden können. Dazu gehört
863 @code{font-series} und @code{font-size}, aber nichts, womit man kursiven
864 Text erreichen könnte. Das liegt daran, dass die Schnitteigenschaft allen
865 Schrift-Objekten gemeinsam ist. Sie findet sich also nicht in jedem einzlenen
866 Layout-Objekt aufgelistet, sondern ist mit anderen ähnlichen Eigenschaften
867 zusammen in einem @strong{Interface} -- einer Schnittstelle -- verortet;
869 @code{font-interface}.
871 Jetzt müssen wir also lernen, wie wir Eigenschaften von Schnittstellen finden
872 und wie wir herausfinden, welche Objekte diese Schnittstelleneigenschaften
875 Schauen Sie sich noch einmal die Seite in der IR an, die @code{LyricText}
876 beschreibt. Unten auf der Seite ist eine klickbare Liste (in der HTML-Version
877 der IR) an Eigenschaften, die von @code{LyricText} unterstützt
878 werden. Diese Liste enthält sieben Einträge, darunter auch
879 @code{font-interface}. Ein Klick hierauf bringt uns zu den Eigenschaften,
880 die mit dieser Schnittstelle verbunden sind, also auch @code{LyricText}.
882 Jetzt sehen wir alle die Eigenschaften, die der Benutzer verändern kann,
883 um die Schriftartendarstellung zu beeinflussen. Dazu gehört nun auch
884 @code{font-shape(symbol)}, wobei @code{symbol} auf die Werte
885 @code{upright} (gerade), @code{italics} (kursiv) oder @code{caps}
886 (Kapitälchen) gesetzt werden kann.
888 Sie werden gemerkt haben, dass @code{font-series} und @code{font-size}
889 hier auch aufgelistet sind. Es stellt sich die Frage, warum diese
890 allgemeinen Schriftarteigenschaften @code{font-series} und
891 @code{font-size} sowohl unter der Überschrift
892 @code{LyricText} als unter dem @code{font-interface} aufgelistet
893 sind, aber @code{font-shape} befindet sich nur im
894 @code{font-interface}? Die Antwort ist: Die globalen Einstellungen
895 von @code{font-series} und @code{font-size} werden geändert, wenn
896 ein @code{LyricText}-Objekt erstellt wird, aber @code{font-shape}
897 wird davon nicht beeinflusst. Die zusätzlichen Einträge unter der
898 Überschrift @code{LyricText} beinhalten dann die Werte der
899 Standardeinstellungen dieser zwei Eigenschaften, wenn es sich
900 um ein @code{LyricText}-Objekt handelt. Andere Objekte,
901 die auch das @code{font-interface} unterstützen, setzen diese
902 Eigenschaften anders, wenn sie erstellt werden.
904 Versuchen wir nun einen @code{\override}-Befehl zu konstruieren,
905 der den Gesantext kursiv setzt. Das Objekt hat die Bezeichnung
906 @code{LyricText}, die Eigenschaft ist @code{font-shape}
907 und der Wert @code{italic}. Wie vorher schon lassen wir den
910 Am Rande sei angemerkt, dass die Werte der @code{font-shape}-Eigenschaft
911 mit einem Apostroph (@code{'}) gekennzeichnet werden
912 müssen, weil es sich um Symbole handelt. Aus dem gleichen
913 Grund mussten auch für @code{thickness} weiter oben im
914 Text ein Apostroph gesetzt werden. Symbole sind besondere
915 Bezeichnungen, die LilyPond intern bekannt sind. Einige
916 sind Bezeichnungen von Eigenschaften, wie eben @code{thickness}
917 oder @code{font-shape}. Andere sind besondere Werte,
918 die an Eigenschaften übergeben werden können, wie
919 @code{italic}. Im Unterschied hierzu gibt es auch beliebige
920 Zeichenketten, die immer mit Anführungszeichen, also
921 als @code{"Zeichenkette"} auftreten. Für weitere
922 Einzelheiten zu Zeichenketten und Werten, siehe
925 Gut, der @code{\override}-Befehl, mit dem der Gesangstext
926 kursiv gesetzt wird, lautet:
929 \override LyricText #'font-shape = #'italic
933 und er muss direkt vor den Text gesetzt werden, auf den er sich
936 @cindex font-shape-Eigenschaft, Beispiel
937 @cindex LyricText, Beispiel zur Veränderung
938 @cindex kursiv, Beispiel
939 @cindex @code{\addlyrics}, Beispiel
941 @lilypond[quote,fragment,ragged-right,verbatim,relative=2]
946 g[( e]) e d[( f]) a |
950 \override LyricText #'font-shape = #'italic
951 The man who feels love's sweet e -- mo -- tion
957 Jetzt wird der Text kursiv gesetzt.
960 @subheading Den Kontext im Liedtextmodus bestimmen
963 @cindex Kontext im Gesangstextmodus angeben
964 @cindex Gesangstextmodus, Kontext angeben
966 Bei Gesangstexten funktioniert der @code{\override}-Befehl
967 nicht mehr, wenn Sie den Kontext im oben dargestellten
968 Format angeben. Eine Silbe wird im Gesangtextmodus
969 (lyricmode) entweder von einem Leerzeichen, einer
970 neuen Zeile oder einer Zahl beendet. Alle anderen
971 Zeichen werden als Teil der Silbe integriert. Aus diesem
972 Grund muss auch vor der schließenden Klammer
973 @code{@}} ein Leerzeichen gesetzt oder eine neue
974 Zeile begonnen werden. Genauso müssen Leerzeichen
975 vor und nach einem Punkt benutzt werden, um die
976 Kontext-Bezeichnung von der Objekt-Bezeichnung zu
977 trennen, denn sonst würden beide Bezeichnungen als
978 ein Begriff interpretiert und von LilyPond nicht verstanden
979 werden. Der Befehl muss also lauten:
982 \override Lyrics . LyricText #'font-shape = #'italic
985 @warning{Innerhalb von Gesangstext muss immer ein
986 Leerzeichen zwischen der letzten Silbe und der schließenden
987 Klammer gesetzt werden.}
989 @warning{Innerhalb von @code{\override}-Befehlen in
990 Gesangstexten müssen Leerzeichen um Punkte zwischen
991 Kontext- und Objektbezeichnungen gesetzt werden.}
994 @node Typen von Eigenschaften
995 @subsection Typen von Eigenschaften
996 @translationof Types of properties
998 @cindex Eigenschaftsarten
1000 Bis jetzt hatten wir es mit zwei Arten von Eigenschaften zu
1001 tun: @code{number} (Zahl) und @code{symbol}. Damit
1002 ein Befehl funktioniert, muss der Wert einer Eigenschaft
1003 vom richtigen Typ sein und die Regeln befolgen, die
1004 für diesen Typ gelten. Der Eigenschaftstyp ist in der
1005 IR in Klammern hinter der Eigenschaftsbezeichnung
1006 angegeben. Hier eine Liste der Typen, die Sie vielleicht
1007 benötigen werden, mit den Regeln, die für den jeweiligen
1008 Typ gelten und einigen Beispielen. Sie müssen immer
1009 ein Rautenzeichen (@code{#}) vor den Typeintrag setzen,
1010 wenn sie in einem @code{\override}-Befehl benutzt werden.
1012 @multitable @columnfractions .2 .45 .35
1013 @headitem Eigenschaftstyp
1017 @tab Entweder wahr oder falsch, dargestellt als #t oder #f
1018 @tab @code{#t}, @code{#f}
1019 @item Dimension (in Notenlinienabständen)
1020 @tab Eine positive Dezimalzahl (in Notenlinienabstand-Einheiten)
1021 @tab @code{2.5}, @code{0.34}
1023 @tab Eine gültige Richtungskonstante oder das numerische Äquivalent
1024 @tab @code{LEFT}, @code{CENTER}, @code{UP},
1027 @tab Eine positive ganze Zahl
1028 @tab @code{3}, @code{1}
1030 @tab Eine eingeklammerte Anzahl von Einträgen, mit Klammern getrennt
1031 und angeführt von einem Apostroph
1032 @tab @code{'(left-edge staff-bar)}, @code{'(1)},
1033 @code{'(1.0 0.25 0.5)}
1034 @item Textbeschriftung (markup)
1035 @tab Beliebige gültige Beschriftung
1036 @tab @code{\markup @{ \italic "cresc." @}}
1038 @tab Ein Bruch einer ganzen Note, mit der make-moment-Funktion
1040 @tab @code{(ly:make-moment 1 4)},
1041 @code{(ly:make-moment 3 8)}
1043 @tab Eine beliebige positive oder negative Dezimalzahl
1044 @tab @code{3.5}, @code{-2.45}
1045 @item Paar (Zahlenpaar)
1046 @tab Zwei Zahlen getrennt von @qq{Leerzeichen . Leerzeichen}, eingeklammert
1047 und angeführt von einem Apostroph
1048 @tab @code{'(2 . 3.5)}, @code{'(0.1 . -3.2)}
1050 @tab Eine beliebige Anzahl von Symbolen, die für die Eigenschaft
1051 gültig sind, angeführt von einem Apostroph
1052 @tab @code{'italic}, @code{'inside}
1054 @tab Eine Prozedur oder @code{#f} (um keine Aktion hervorzurufen)
1055 @tab @code{bend::print}, @code{ly:text-interface::print},
1058 @tab Eine Liste mit drei Einträgen, eingeklammert und mit
1059 Apostroph-Raute ( @code{'#}) angeführt.
1060 @tab @code{'#(#t #t #f)}
1065 Handbuch zum Lernen: @ref{Scheme-Übung}.
1068 @node Erscheinung von Objekten
1069 @section Erscheinung von Objekten
1070 @translationof Appearance of objects
1072 In diesem Abschnitt wollen wir zeigen, wie die Kenntnisse der
1073 vorigen Abschnitte in der Praxis angewandt werden können,
1074 um das Aussehen des Musiksatzes zu beeinflussen.
1077 * Sichtbarkeit und Farbe von Objekten::
1078 * Größe von Objekten::
1079 * Länge und Dicke von Objekten::
1083 @node Sichtbarkeit und Farbe von Objekten
1084 @subsection Sichtbarkeit und Farbe von Objekten
1085 @translationof Visibility and color of objects
1087 In Unterrichtsmaterial für den Musikunterricht wird oft
1088 eine Partitur dargestellt, in der bestimmte Notationselemente
1089 fehlen, so dass der Schüler die Aufgabe bekommt, die
1090 nachzutragen. Ein einfaches Beispiel ist etwa, die
1091 Taktlinien zu entfernen, damit der Schüler sie selber zeichnen
1092 kann. Aber die Tatklinien werden normalerweise automatisch
1093 eingefügt. Wie verhindern wir, dass sie ausgegeben werden?
1095 Bevor wir uns hieran machen, sei daran erinnert, dass
1096 Objekteigenschaften in sogenannten @emph{Schnittstellen}
1097 -- engl. interface -- gruppiert sind, siehe auch
1098 @ref{Eigenschaften, die Schnittstellen besitzen können}. Das dient ganz einfach
1099 dazu, die Eigenschaften zusammenzufassen, die üblicherweise
1100 zusammen benötigt werden -- wenn eine davon für ein Objekt
1101 gilt, dann auch die anderen. Manche Objekte brauchen die
1102 Eigenschaften von der einen Schnittstelle, andere von einer
1103 anderen. Die Schnittstellen, die die Eigenschaften von einem
1104 bestimmten Grob beinhalten, sind in der IR unten auf der
1105 Seite aufgelistet, die dieses Grob beschreibt. Die Eigenschaften
1106 können betrachtet werden, indem die Seite der entsprechenden
1107 Schnittstelle geöffnet wird.
1109 Zu Information, wie man Eigenschaften von Grobs findet, siehe
1110 @ref{Eigenschaften von Layoutobjekten}. Wir benutzen also jetzt
1111 die selbe Methode um in der IR das Layout-Objekt zu finden,
1112 dass für die Tatklinien zuständig ist. Über die Überschriften
1113 @emph{Backend} und @emph{All layout objects} kommen
1114 wir zu einem Layout-Objekt mit der Bezeichnung
1115 @code{BarLine} (engl. TaktLinie). Seine Eigenschaften
1116 beinhalten zwei, die über die Sichtbarkeit entscheiden:
1117 @code{break-visibility} und @code{stencil}.
1118 @code{BarLine} unterstützt auch einige Schnittstellen,
1119 unter anderem @code{grob-interface}, wo wir eine
1120 @code{transparent} und eine @code{color}-Eigenschaft
1121 finden. Alle können die Sichtbarkeit von Taktlinien (und
1122 natürlich auch die Sichtbarkeit von vielen anderen Objekten)
1123 beeinflussen. Schauen wir uns diese Eigenschaften eine
1124 nach der anderen an.
1126 @subheading stencil (Matrize)
1128 @cindex Stencil-Eigenschaft
1129 @cindex Matrizen-Eigenschaft
1131 Diese Eigenschaft kontrolliert die Erscheinung der Taktlinien,
1132 indem sie das Symbol bestimmt, das ausgegeben werden soll.
1133 Wie bei vielen anderen Eigenschaften auch, kann sie so
1134 eingestellt werden, dass sie nichts ausgibt, indem ihr Wert
1135 auf @code{#f} (falsch) gesetzt wird. Ein Versuch also,
1136 wie vorher, indem wir den impliziten Kontext (@code{Voice})
1139 @cindex Taktlinie, Beispiel zur Veränderung
1140 @cindex stencil-Eigenschaft, Beispiel
1142 @lilypond[quote,fragment,ragged-right,verbatim,relative=2]
1145 \override BarLine #'stencil = ##f
1147 g, a16 b8 c d4 e16 |
1152 Die Taktlinien werden aber immer noch angezeigt. Was ist da
1153 falsch gelaufen? Gehen Sie zurück zur IR und schauen Sie auf
1154 die Seite, die die Eigenschafter für @code{BarLine} angibt.
1155 Oben auf der Seite steht: @qq{Barline objects are created
1156 by: Bar_engraver}. Schauen Sie sich die
1157 @code{Bar_engraver}-Seite an. Unten auf der Seite steht
1158 eine Liste der Kontexte, in denen der Takt-Engraver
1159 funktioniert. Alle Kontexte sind @code{Staff}-Typen (also
1160 Notensystem-Typen). Der Grund, warum der
1161 @code{\override}-Befehl nicht funktioniert hat, liegt
1162 also darin, dass das Taktlinie-Objekt (@code{BarLine}) sich nicht
1163 im @code{Voice}-Kontextbefindet. Wenn der Kontext
1164 falsch angegeben wird, bewirkt der Befehl einfach gar
1165 nichts. Keine Fehlermeldung wird ausgegeben und auch
1166 nichts in die Log-Datei geschrieben. Versuchen wir also,
1167 den richtigen Kontext mitanzugeben:
1169 @cindex Taktlinie, Beispiel zur Veränderung
1170 @cindex stencil-Eigenschaft, Beispiel
1172 @lilypond[quote,fragment,ragged-right,verbatim,relative=2]
1175 \override Staff.BarLine #'stencil = ##f
1177 g, a16 b8 c d4 e16 |
1183 Jetzt sind die Taktlinien wirklich verschwunden.
1185 Es sollte jedoch beachtet werden, dass das Setzen der
1186 @code{stencil}-Eigenschaft auf @code{#f} zu Fehlerhinweisen führen
1187 kann, wenn die Dimensionen des Objekts für die richtige Behandlung
1188 benötigt werden. Zum Beispiel werden Fehler ausgegeben, wenn
1189 die @code{stencil}-Eigenschaft des @code{NoteHead}-Objekts auf
1190 @code{#f} gesetzt wird. Wenn dieser Fall auftritt, kann anstatt
1191 dessen die @code{point-stencil}-Funktion benutzt werden, welche
1192 den Stencil auf ein Objekt mit der Größe Null setzt:
1194 @lilypond[quote,verbatim,relative=2]
1197 \once \override NoteHead #'stencil = #point-stencil
1203 @subheading break-visibility (unsichtbar machen)
1205 @cindex break-visibility-Eigenschaft
1206 @cindex Unsichtbar machen (break-visibility)
1208 Aus der Beschreibung der Eigenschaften für @code{BarLine}
1209 in der IR geht hervor, dass die @code{break-visibility}-Eigenschaft
1210 einen Vektor mit drei Booleschen Werten benötigt. Diese
1211 kontrollieren jeweils, ob die Taktlinien am Ende einer Zeile,
1212 in der Mitte einer Zeile und am Anfang einer Zeile ausgegeben
1213 werden. Wenn also alle Taktlinien unsichtbar sein sollen, wie in
1214 unserem Beispiel, brauchen wir den Wert @code{'#(#f #f #f)}.
1215 Versuchen wir es also, und berücksichtigen wir auch den
1216 @code{Staff}-Kontext. Beachten Sie auch, dass Sie @code{#'#}
1217 vor der öffnenden Klammer schreiben müssen:
1218 @code{'#} wird benötigt als Teil des Wertes, um einen Vektor zu
1219 signalisieren, und das erste @code{#} wird benötigt, um
1220 den Wert in einem @code{\override}-Befehl anzuführen.
1222 @cindex Taktlinie, Beispiel zur Veränderung
1223 @cindex break-visibility-Eigenschaft, Beispiel
1225 @lilypond[quote,fragment,ragged-right,verbatim,relative=2]
1228 \override Staff.BarLine #'break-visibility = #'#(#f #f #f)
1230 g, a16 b8 c d4 e16 |
1236 Auch auf diesem Weg gelingt es, die Taktlinien unsichtbar zu machen.
1239 @subheading transparent (durchsichtig)
1241 @cindex transparent-Eigenschaft
1242 @cindex Durchsichtig machen (transparent)
1244 Aus den Eigenschaftsdefinitionen auf der @code{grob-interface}-Seite
1245 in der IR geht hervor, dass die @code{transparent}-Eigenschaft
1246 boolesch ist. Mit @code{#t} (wahr) wird also ein Grob durchsichtig
1247 gemacht. Im unserem Beispiel soll jetzt die Taktart durchsichtig
1248 gemacht werden, anstatt die Taktlinien durchsichtig zu machen.
1249 Wir brauchen also wieder die Grob-Bezeichnung für die Taktart.
1250 Auf der @qq{All layout objects}-Seite in der IR müssen wir die
1251 Eigenschaften des @code{TimeSignature}-Layout-Objekts suchen
1252 Das Objekt wird vom @code{Time_signature_engraver} erstellt,
1253 der sich auch im @code{Staff}-Kontext befindet und genauso das
1254 @code{grob-interface} unterstützt, wie Sie sich
1255 überzeugen können. Der Befehl, um die Taktangabe unsichtbar zu
1258 @cindex Taktart, Beispiel zur Veränderung
1259 @cindex transparent-Eigenschaft, Beispiel
1261 @lilypond[quote,fragment,ragged-right,verbatim,relative=2]
1264 \override Staff.TimeSignature #'transparent = ##t
1266 g, a16 b8 c d4 e16 |
1272 Die Taktangabe ist verschwunden, aber mit diesem Befehl wird ein
1273 freier Platz gelassen, wo sich die Taktangabe eigentlich befinden
1274 würde. Das braucht man vielleicht für eine Schulaufgabe, in der
1275 die richtige Taktangabe eingefügt werden soll, aber in anderen
1276 Fällen ist diese Lücke nicht schön. Um auch die Lücke zu entfernen,
1277 muss die Matrize (stencil) der Taktangabe auf @code{#f} (falsch)
1280 @cindex Taktart, Beispiel zur Veränderung
1281 @cindex stencil-Eigenschaft, Beispiel
1283 @lilypond[quote,fragment,ragged-right,verbatim,relative=2]
1286 \override Staff.TimeSignature #'stencil = ##f
1288 g, a16 b8 c d4 e16 |
1294 Und der Unterschied wird deutlich: hiermit wird das gesamte Objekt
1295 entfernt, während man mit @code{transparent} ein Objekt
1296 unsichtbar machen kann, es aber an seinem Platz gelassen wird.
1299 @subheading color (Farbe)
1301 @cindex color-Eigenschaft
1302 @cindex Farb-Eigenschaft
1304 Abschließend wollen wir die Taktlinien unsichtbar machen, indem
1305 wir sie weiß einfärben. (Es gibt hier eine Schwierigkeit: die weiße
1306 Taktlinie übermalt manchmal die Taktlinienen, wo sie sie kreuzt,
1307 manchmal aber auch nicht. Sie können in den Beispielen unten
1308 sehen, dass das nicht vorhersagbar ist. Die Einzelheiten dazu, warum
1309 das passiert und wie sie es kontrollieren können, werden dargestellt
1310 in @ruser{Objekte weiß malen}. Im Moment wollen wir lernen, wie
1311 man mit Farbe arbeitet, akzeptieren Sie bitte an dieser Stelle die
1314 Das @code{grob-interface} bestimmt, dass der Wert der Farb-Eigenschaft
1315 eine Liste ist, aber es gibt keine Erklärung, was für eine Liste das
1316 sein soll. Die Liste, die benötigt wird, ist eine Liste mit Werten in
1317 internen Einheiten, aber damit Sie nicht wissen müssen, wie diese
1318 aussehen, gibt es mehrere Wege, Farben anzugeben. Der erste
1319 Weg ist es, @qq{normale} Farben zu benutzen, wie sie in der
1320 Tabelle in @ruser{Liste der Farben} aufgelistet sind. Beachten Sie,
1321 dass die Bezeichnungen auf English sind. Um die Taktlinien auf
1322 weiß zu setzen, können Sie schreiben:
1324 @cindex Taktlinie, Beispiel zur Veränderung
1325 @cindex color-Eigenschaft, Beispiel
1327 @lilypond[quote,fragment,ragged-right,verbatim,relative=2]
1330 \override Staff.BarLine #'color = #white
1332 g, a16 b8 c d4 e16 |
1338 und die Taktlinien verschwinden in der Tat. Beachten Sie,
1339 dass @emph{white} nicht mit einem Apostroph angeführt
1340 wird -- es ist kein Symbol, sondern eine @emph{Funktion}.
1341 Wenn sie aufgerufen wird, stellt sie eine Liste mit internen
1342 Werten zu Verfügung, mit welcher die Farbe auf weiß
1343 gestellt wird. Die anderen Farben in der Liste sind auch
1344 Funktionen. Um sich zu überzeugen, dass der Befehl auch
1345 wirklich funktioniert, können Sie die Farbe auf eine der
1346 anderen Funktionen dieser Liste abändern.
1352 Die zweite Art die Farbe zu ändern geschieht, indem die Liste
1353 der X11-Farbbezeichnungen einzusetzen, siehe die zweite Liste
1354 in @ruser{Liste der Farben}. Diesen Farben muss jedoch eine
1355 andere Funktion vorangestellt werden, die die X11-Farbbezeichnungen
1356 in interne Werte konvertiert:
1357 @code{x11-color}. Das geschieht wie folgt:
1359 @cindex Taktlinie, Beispiel zur Veränderung
1360 @cindex color-Eigenschaft, Beispiel
1362 @lilypond[quote,fragment,ragged-right,verbatim,relative=2]
1365 \override Staff.BarLine #'color = #(x11-color 'white)
1367 g, a16 b8 c d4 e16 |
1373 In diesem Fall hat die Funktion @code{x11-color} ein Symbol
1374 als Argument, darum muss dem Symbol ein Apostroph vorangestellt
1375 und beide zusammen in Klammern gesetzt werden.
1381 Es gibt noch eine dritte Funktion, die RGB-Werte in die
1382 internen Werte übersetzt -- die @code{rgb-color}-Funktion. Sie
1383 braucht drei Argumente, um die Stärke von Rot, Grün und
1384 Blau darzustellen. Die Werte befinden sich zwischen
1385 0 und 1. Um also die Farbe Rot darzustellen, muss der
1386 Wert der Funktion lauten: @code{(rgb-color 1 0 0)}, weiß
1387 würde sein: @code{(rgb-color 1 1 1)}.
1389 @cindex Taktlinie, Beispiel zur Veränderung
1390 @cindex color-Eigenschaft, Beispiel
1392 @lilypond[quote,fragment,ragged-right,verbatim,relative=2]
1395 \override Staff.BarLine #'color = #(rgb-color 1 1 1)
1397 g, a16 b8 c d4 e16 |
1402 Schließlich gibt es noch eine Grauskala, die zu den X11-Farben
1403 gehört. Sie reicht von schwarz (@code{'grey0'}) bis
1404 weiß (@code{'grey100}), in Einserschritten. Wir wollen das
1405 illustrieren, indem alle Layout-Objekte im Beispiel
1406 verschiede Grauschattierungen erhalten:
1408 @cindex StaffSymbol, Beispiel zur Veränderung
1409 @cindex TimeSignature, Beispiel zur Veränderung
1410 @cindex Schlüssel, Beispiel zur Veränderung
1411 @cindex Notenhals, Beispiel zur Veränderung
1412 @cindex Taktlinie, Beispiel zur Veränderung
1413 @cindex Farbeigenschaft, Beispiel
1414 @cindex x11-Farben, Beispiel
1415 @cindex Taktlinien, Beispiel zur Veränderung
1416 @cindex Taktart, Beispiel zur Veränderung
1417 @cindex Clef, Beispiel zur Veränderung
1418 @cindex Stem, Beispiel zur Veränderung
1419 @cindex NoteHead, Beispiel zur Veränderung
1420 @cindex Notenkopf, Beispiel zur Veränderung
1422 @lilypond[quote,fragment,ragged-right,verbatim,relative=2]
1425 \override Staff.StaffSymbol #'color = #(x11-color 'grey30)
1426 \override Staff.TimeSignature #'color = #(x11-color 'grey60)
1427 \override Staff.Clef #'color = #(x11-color 'grey60)
1428 \override Voice.NoteHead #'color = #(x11-color 'grey85)
1429 \override Voice.Stem #'color = #(x11-color 'grey85)
1430 \override Staff.BarLine #'color = #(x11-color 'grey10)
1432 g, a16 b8 c d4 e16 |
1438 Beachten Sie die Kontexte, die mit jedem einzelnen Layout-Objekt
1439 verbunden sind. Es ist wichtig, den richtigen Kontext einzusetzen,
1440 damit die Befehle funktionieren. Denken Sie daran, dass der
1441 Kontext sich daran orientiert, wo sich der entsprechende
1442 Engraver befindet. Den Standardkontext für Engraver finden
1443 Sie, indem Sie beim Layout-Objekt beginnen, zum Engraver
1444 gehen, der es produziert und auf der Seite des Engravers in der
1445 IR finden Sie Information, in welchem Kontext sich der
1446 Engraver normalerweise befindet.
1449 @node Größe von Objekten
1450 @subsection Größe von Objekten
1451 @translationof Size of objects
1453 @cindex Veränderung von Objektgrößen
1454 @cindex Objektgrößen, verändern
1455 @cindex Größen von Objekten verändern
1457 Als Startpunkt wollen wir wieder ein früheres Beispiel
1458 wählen, siehe @ref{Musikalische Ausdrücke ineinander verschachteln}. Hier wurde
1459 ein neues Notensystem erstellt, wie man es für ein @rglos{ossia}
1462 @cindex alignAboveContext-Eigenschaft, Beispiel
1463 @cindex über dem System anordnen, Beispiel
1464 @cindex @code{\with}-Beispiel
1466 @lilypond[quote,fragment,ragged-right,verbatim,relative=2]
1467 \new Staff ="main" {
1474 alignAboveContext = #"main" }
1482 Ossia-Systeme werden normalerweise ohne Schlüssel und Taktangabe
1483 geschrieben, und sie werden etwas kleiner als das Hauptsystem gesetzt.
1484 Wie man Schlüssel und Taktangabe entfernt, wissen wir schon:
1485 wir setzen den Stencil von beiden auf @code{#f}:
1487 @cindex alignAboveContext-Eigenschaft, Beispiel
1488 @cindex über dem System anordnen, Beispiel
1489 @cindex @code{\with}-Beispiel
1490 @cindex stencil-Eigenschaft, Beispiel
1491 @cindex Schlüssel, Beispiel zur Veränderung
1492 @cindex Taktart, Beispiel zur Veränderung
1494 @lilypond[quote,fragment,ragged-right,verbatim,relative=2]
1495 \new Staff ="main" {
1502 alignAboveContext = #"main"
1505 \override Staff.Clef #'stencil = ##f
1506 \override Staff.TimeSignature #'stencil = ##f
1516 wobei ein zusätzliches Klammerpaar nach der @code{\with}-Konstruktion
1517 erforderlich ist um sicherzugehen, dass die Modifikation und
1518 die Noten sich auch auf das Ossia-System beziehen.
1520 Was für einen Unterschied macht es, ob man den @code{Staff}-Kontext
1521 mit @code{\with} verändert, oder ob man die Stencils mit
1522 @code{\override} beeinflusst? Der größte Unterschied liegt
1523 darin, dass Änderungen, die mit @code{\with} eingeführt werden,
1524 während der Erstellung des Kontextes miterzeugt werden und
1525 als @strong{Standardeinstellungen} für diesen Kontext während seiner
1526 gesamten Dauer gelten, während @code{\set}- oder @code{\override}-Befehle
1527 dynamisch in die Noten eingebettet werden -- sie führen die
1528 Änderungen synchron mit einem bestimmten Zeitpunkt in
1529 der Musik aus. Wenn die Änderungen mit @code{\unset}
1530 oder @code{\revert} rückgängig gemacht werden, werden
1531 wieder die Standardwerte eingesetzt, die also die sind, die
1532 mit einer @code{\with}-Konstruktion definiert wurden, oder
1533 wenn hier keine definiert worden sind, die normalen
1536 Manche Kontexteigenschaften können nur ein einer
1537 @code{\with}-Konstruktion verändert werden. Das sind
1538 Eigenschaften, die nicht sinnvoll mitten im System geändert
1539 werden können. @code{alignAboveContext} (Orientierung
1540 über dem Kontext) und die Parallele,
1541 @code{alignBelowContext} (Orientierung unter dem Kontext)
1542 sind zwei derartige Eigenschaften -- wenn das Notensystem
1543 einmal erstellt wurde, ist die Orientierung schon bestimmt
1544 und es wäre nicht sinnvoll, sie später zu ändern.
1546 Die Standardwerte für Layout-Objekt-Eigenschaften können
1547 auch in der @code{\with}-Konstruktion gesetzt werden.
1548 Benutzen Sie einfach den normalen @code{\override}-Befehl
1549 ohne den Kontext, denn der Kontext ist eindeutig definiert
1550 durch die Stelle, an welcher sich @code{\with} befindet.
1551 Wenn an dieser Stelle ein Kontext angegeben wird, produziert LilyPond
1554 Das obige Beispiel könnte also auch so aussehen:
1556 @cindex alignAboveContext-Eigenschaft, Beispiel
1557 @cindex über dem System anordnen, Beispiel
1558 @cindex @code{\with}-Beispiel
1559 @cindex stencil-Eigenschaft, Beispiel
1560 @cindex Schlüssel, Beispiel zur Veränderung
1561 @cindex Taktart, Beispiel zur Veränderung
1563 @lilypond[quote,fragment,ragged-right,verbatim,relative=2]
1564 \new Staff ="main" {
1571 alignAboveContext = #"main"
1572 % Don't print clefs in this staff
1573 \override Clef #'stencil = ##f
1574 % Don't print time signatures in this staff
1575 \override TimeSignature #'stencil = ##f
1584 Nun können wir daran gehen, auch wirklich die
1585 Größe der Objekte zu ändern.
1587 Manche Layout-Objekte werden aus Glyphen erstellt,
1588 die sich in einer Schriftartdatei befinden. Dazu gehören
1589 die Notenköpfe, Versetzungszeichen, Text, Schlüssel,
1590 Taktbezeichnung, Dynamik und Gesangstext. Ihre
1591 Größe wird verändert, indem die
1592 @code{font-size}- (Schriftgröße)-Eigenschaft geändert wird, wie
1593 wir bald sehen werden. Andere Layout-Objekte, wie
1594 Bögen -- oder allgemein Strecker-Objekte -- werden
1595 individuell gezeichnet, es gibt dazu also keine
1596 @code{font-size}, die mit ihnen verknüpft wäre.
1597 Weitere Eigenschaften wie die Länge von Hälsen und
1598 Taktlinien, Dicke von Balken und anderen Linien und
1599 der Abstand der Notenlinien voneinander müssen auf
1600 spezielle Weise verändert werden.
1602 In unserem Ossia-Beispiel wollen wir zuerst die
1603 Schriftgröße verändern. Das ist auf zwei Arten möglich.
1604 Entweder wir ändern die Schriftgröße für jede Objektart
1605 mit einem eigenen Befehl, etwa:
1608 \override NoteHead #'font-size = #-2
1612 oder wir ändern die Größe aller Schriftobjekte, indem wir
1613 den Wert einer besonderen Eigenschaft, @code{fontSize},
1614 mit dem @code{\set}-Befehl bestimmen oder sie in
1615 eine @code{\with}-Konstruktion (ohne @code{\set} einschließen.
1621 Beide Beispiele reduzieren die Schriftgröße um zwei Schritte
1622 im Vergleich zum vorigen Wert, wobei jeder Schritt die
1623 Schriftgröße um etwa 12% verändert.
1625 Setzen wir das also in unserem Ossia-Beispiel ein:
1627 @cindex alignAboveContext-Eigenschaft, Beispiel
1628 @cindex über dem System anordnen, Beispiel
1629 @cindex @code{\with}-Beispiel
1630 @cindex stencil-Eigenschaft, Beispiel
1631 @cindex Schlüssel, Beispiel zur Veränderung
1632 @cindex Taktart, Beispiel zur Veränderung
1634 @lilypond[quote,verbatim,fragment,ragged-right,relative=2]
1635 \new Staff ="main" {
1642 alignAboveContext = #"main"
1643 \override Clef #'stencil = ##f
1644 \override TimeSignature #'stencil = ##f
1645 % Reduce all font sizes by ~24%
1655 Das sieht aber immer noch nicht richtig aus. Die Notenköpfe
1656 und Fähnchen sind kleiner, aber die Hälse im Vergleich
1657 dazu zu lang und die Notenlinien zu weit auseinander.
1658 Sie müssen auch proportional zur Schriftart verkleinert
1659 werden. Der nächste Abschnitt behandelt diese Anpassung.
1662 @node Länge und Dicke von Objekten
1663 @subsection Länge und Dicke von Objekten
1664 @translationof Length and thickness of objects
1666 @cindex Entfernungen
1670 @cindex Größe, verändern
1671 @cindex Notenhalslänge, verändern
1672 @cindex Hälse, Länge verändern
1673 @cindex Notenlinien, Länge verändern
1675 Abstände und Längen werden in LilyPond üblicherweise
1676 in Notenlinienabständen (engl. staff-spaces) gemessen.
1677 Das ist der Abstand zwischen zwei Notenlinien im System.
1678 Die meisten Dicken (engl. thickness) dagegen werden in
1679 einer internen Einheit Linien-Dicke (engl. line-thickness)
1680 gemessen. Die Linien von Dynamikklammern zum Beispiel
1681 haben standardmäßig eine Dicke von einer Einheit
1682 @code{line-thickness}, während die Dicke eines
1683 Notenhalses 1,3 ist. Beachten Sie jedoch, dass sich
1684 manche Dicken anders verhalten: die Dicke von
1685 Balken etwa wird in Notenlinienabständen gemessen.
1687 Wie also werden Längen skaliert um der Schriftgröße
1688 zu entsprechen? Das kann mit einer besonderen Funktion
1689 @code{magstep} vorgenommen werden, die genau für
1690 diesen Zweck vorhanden ist. Sie nimmt ein Argument auf,
1691 die Änderung der Schriftgröße (#-2 im obigen Beispiel)
1692 und gibt einen Skalierungsfaktor aus, der dazu dient,
1693 Objekte proportionell zueinander zu verändern. So wird
1696 @cindex alignAboveContext-Eigenschaft, Beispiel
1697 @cindex über dem System anordnen, Beispiel
1698 @cindex @code{\with}-Beispiel
1699 @cindex stencil-Eigenschaft, Beispiel
1700 @cindex Schlüssel, Beispiel zur Veränderung
1701 @cindex Taktart, Beispiel zur Veränderung
1702 @cindex Notenlinienabstände verändern
1703 @cindex staff-space-Eigenschaft verändern
1704 @cindex magstep-Funktion, Beispiel
1705 @cindex Schriftart-Eigenschaft, Beispiel
1707 @lilypond[quote,verbatim,fragment,ragged-right,relative=2]
1708 \new Staff ="main" {
1715 alignAboveContext = #"main"
1716 \override Clef #'stencil = ##f
1717 \override TimeSignature #'stencil = ##f
1719 % Reduce stem length and line spacing to match
1720 \override StaffSymbol #'staff-space = #(magstep -2)
1730 Da die Länge eines Halses und viele andere Längeneigenschaften
1731 relativ zum Wert des Notenlinienabstands (@code{staff-space})
1732 errechnet werden, werden sie auch automatisch verkleinert.
1733 Das wirkt sich jedoch nur auf die vertikale Skalierung des Ossias
1734 aus -- die horizontale Skala ist durch das Layout des Haupsystems
1735 bestimmt und wird also von diesen Größenänderungen nicht
1736 betroffen. Wenn natürlich die Größe der gesamten Noten reduziert
1737 würde, würde sich auch die horizontalen Abstände ändern. Dass
1738 wird später im Layout-Abschnitt betrachtet.
1740 Mit dieser Änderung ist unser Ossia fertig. Die Größen und Längen
1741 aller anderen Objekte können auf analoge Weise geändert
1744 Für kleine Größenänderungen, wie in dem obigen Beispiel,
1745 braucht die Dicke der verschiedenen Linien, wie Taktlinien,
1746 Notenlinien, Balken, Dynamikklammern usw. normalerweise
1747 keine spezielle Anpassung. Wenn die Dicke eines bestimmten
1748 Layout-Objektes angepasst werden muss, kann man das erreichen,
1749 indem die entsprechende @code{thickness}-Eigenschaft des
1750 Objekts mit @code{\override} verändert wird. Ein Beispiel,
1751 wie man die Dicke von Bögen ändert, wurde schon gezeigt,
1752 siehe @ref{Eigenschaften von Layoutobjekten}. Die Dicke aller
1753 gezeichneten Objekte (die also nicht aus einer Schriftart
1754 stammen) können auf gleiche Weise geändert werden.
1757 @node Positionierung von Objekten
1758 @section Positionierung von Objekten
1759 @translationof Placement of objects
1762 * Automatisches Verhalten::
1763 * within-staff (Objekte innerhalb des Notensystems)::
1764 * Objekte außerhalb des Notensystems::
1768 @node Automatisches Verhalten
1769 @subsection Automatisches Verhalten
1770 @translationof Automatic behavior
1772 @cindex within-staff-Objekte
1773 @cindex outside-staff-Objekte
1774 @cindex Objekte innerhalb des Notensystems
1775 @cindex Objekte außerhalb des Notensystems
1777 Es gibt Objekte der Notation, die zum Notensystem gehören, und
1778 andere, die außerhalb des Systems gesetzt werden müssen. Sie
1779 werden @code{within-staff}-Objekte bzw.
1780 @code{outside-staff}-Objekte genannt.
1782 @code{within-staff}-Objekte werden innerhalb des Notensystems
1783 (engl. staff) gesetzt: Notenköpfe, Hälse, Versetzungszeichen
1784 usw. Ihre Position ist üblicherweise durch die notierte Musik
1785 bestimmt -- sie werden vertikal auf bestimmten Linien notiert
1786 oder sind an andere Objekte gebunden, die vertikal festgelegt
1787 sind. Kollisionen von Notenköpfen, Hälsen und Versetzungszeichen
1788 werden normalerweise automatisch vermieden. Es gibt
1789 Befehle, um dieses automatische Verhalten zu verändern, wie
1790 unten gezeigt werden soll.
1792 Objekte, die außerhalb des Notensystems gesetzt werden, sind
1793 unter Anderem Übungsmarkierungen, Text und Dynamikzeichen.
1794 LilyPonds Regel für ihre vertikale Positionierung lautet, sie so nah wie
1795 möglich am Notensystem zu setzen, aber nicht so nah, dass
1796 sie mit anderen Objekten kollidieren. Dabei wird die
1797 @code{outside-staff-priority}-(Priorität außerhalb des Notensystems)-Eigenschaft
1798 eingesetzt, um die Reihenfolge zu bestimmen, in denen Objekte gesetzt werden
1801 Zuerst werden alle Innersystemobjekte von LilyPond gesetzt.
1802 Dann werden die Objekte außerhalb des Systems nach
1804 @code{outside-staff-priority} geordnet. Die @code{outside-staff}-Objekte
1805 werden dann nacheinander gesetzt, mit der niedrigsten
1806 Priorität beginnend, und so gesetzt, dass sie nicht mit anderen
1807 Objekten kollidieren, die schon gesetzt wurden. Wenn also zwei
1808 @code{outside-staff}-Objekte um den selben Platz streiten,
1809 wird das mit der geringeren @code{outside-staff-priority} näher
1810 am System gesetzt werden. Wenn zwei Objekte die selbe Priorität
1811 haben, wird das näher am System gesetzt, welches zuerst
1814 Im folgenden Beispiel haben alle Textbeschriftungen die gleiche
1815 Priorität (weil sie nicht explizit gesetzt worden ist). Beachten Sie,
1816 dass @qq{Text3} wieder dicht am System gesetzt wurde, weil
1817 er unter @qq{Text2} passt.
1819 @cindex Textbeschriftungsbeispiel
1821 @lilypond[quote,fragment,ragged-right,verbatim,relative=2]
1828 Notensysteme werden in den Standardeinstellungen auch so dicht
1829 beeinander gesetzt wie es möglich ist (mit einem minimalen Abstand).
1830 Wenn Noten sehr weit aus einem System herausragen, zwingen sie
1831 das nächste System weiter weg, wenn eine Kollision drohen würde.
1832 Im nächsten Beispiel sehen Sie, wie Noten auf zwei Systemen
1833 @qq{ineinander greifen}.
1835 @lilypond[quote,ragged-right,verbatim]
1838 \relative c' { c a, }
1841 \relative c'''' { c a, }
1847 @node within-staff (Objekte innerhalb des Notensystems)
1848 @subsection within-staff (Objekte innerhalb des Notensystems)
1849 @translationof Within-staff objects
1851 Es wurde schon gezeigt, wie die Befehle @code{\voiceXXX} die Richtung
1852 von Bögen, Fingersatz und allen anderen Objekten beeinflusst,
1853 die von der Richtung der Notenhälsen abhängen. Diese Befehle
1854 sind nötig, wenn polyphone Musik geschrieben wird, damit sich
1855 die einzelnen Melodielinien klar abzeichnen. Es kann aber von Zeit
1856 zu Zeit nötig sein, dieses automatische Verhalten zu verändern. Das
1857 kann entweder für ganze Abschnitte, aber genauso auch nur für eine
1858 einzelne Note vorgenommen werden. Die Eigenschaft, die die Richtung
1859 bestimmt, ist die @code{direction}-Eigenschaft jedes Layout-Objekts.
1860 Es soll erst erklärt werden, was sie bewirkt und dann eine Anzahl
1861 an fertigen Befehlen für die üblicheren Situationen präsentiert werden,
1862 mit denen Sie gleich loslegen können.
1864 Manche Layout-Objekte, wie Legato- und Bindebögen, biegen sich
1865 oder zeigen entweder nach oben oder nach unten, andere, wie
1866 Hälse und Fähnchen, verändern auch die Position rechts oder links,
1867 je nach der Richtung, in die sie zeigen. Das wird automatisch
1868 berücksichtigt, wenn die @code{direction}-Eigenschaft verändert
1875 @cindex hoch-Eigenschaft
1876 @cindex runter-Eigenschaft
1877 @cindex zentriert-Eigenschaft
1878 @cindex neutral-Eigenschaft
1880 Das folgende Beispiel zeigt im ersten Takt die Standardeinstellung
1881 für Hälse, die bei hohen Noten nach unten zeigen und bei tiefen
1882 noten nach oben. Im nächsten Takt werden alle Hälse nach unten
1883 gezwungen, im dritten Takt nach oben, und im vierten wird wieder
1884 der Standard eingestellt.
1886 @cindex Notenhals, Beispiel zur Veränderung
1887 @cindex Richtungseigenschaft, Beispiel
1889 @lilypond[quote,verbatim,relative=2]
1891 \override Stem #'direction = #DOWN
1893 \override Stem #'direction = #UP
1895 \revert Stem #'direction
1899 Hier werden die Konstanten @code{DOWN} und @code{UP}
1900 eingesetzt. Sie haben die Werte @code{-1} bwz. @code{+1}, und
1901 diese numerischen Werte können ebenso benutzt werden. Auch
1902 der Wert @code{0} kann in manchen Fällen benutzt werden. Er
1903 bedeutet für die Hälse das gleiche wie @code{UP}, für einige
1904 andere Objekte jedoch @qq{zentiert}. Es gibt hierzu die Konstante
1905 @code{CENTER}, die den Wert @code{0} hat.
1907 Es gibt aber einfachere Befehle, die normalerweise benutzt werden.
1908 Hier eine Tabelle der häufigsten. Die Bedeutung des Befehls wird
1909 erklärt, wenn sie nicht selbsverständlich ist.
1911 @multitable @columnfractions .2 .2 .25 .35
1912 @headitem Runter/Links
1916 @item @code{\arpeggioArrowDown}
1917 @tab @code{\arpeggioArrowUp}
1918 @tab @code{\arpeggioNormal}
1919 @tab Arpeggio mit Pfeil nach unten, oben oder ohne Pfeil
1920 @item @code{\dotsDown}
1922 @tab @code{\dotsNeutral}
1923 @tab Richtung der Verschiebung eines Punktes, um Notenlinien zu vermeiden
1924 @item @code{\dynamicDown}
1925 @tab @code{\dynamicUp}
1926 @tab @code{\dynamicNeutral}
1927 @tab Position der Dynamik-Bezeichnung relativ zum System
1928 @item @code{\phrasingSlurDown}
1929 @tab @code{\phrasingSlurUp}
1930 @tab @code{\phrasingSlurNeutral}
1931 @tab Befehl für Richtung von Phrasierungsbögen
1932 @item @code{\slurDown}
1934 @tab @code{\slurNeutral}
1935 @tab Befehl für Richtung von Legatobögen
1936 @item @code{\stemDown}
1938 @tab @code{\stemNeutral}
1939 @tab Befehl für Richtung von Hälsen
1940 @item @code{\textSpannerDown}
1941 @tab @code{\textSpannerUp}
1942 @tab @code{\textSpannerNeutral}
1943 @tab Position von Textbeschrifungen, die als Strecker eingegeben werden
1944 @item @code{\tieDown}
1946 @tab @code{\tieNeutral}
1947 @tab Befehl für Richtung von Bindebögen
1948 @item @code{\tupletDown}
1949 @tab @code{\tupletUp}
1950 @tab @code{\tupletNeutral}
1951 @tab Befehl für Richtung von Klammern/Zahlen der N-tolen
1954 Diese vordefinierten Befehl können allerdings @strong{nicht}
1955 zusammen mit @code{\once} benutzt werden. Wenn Sie die
1956 Wirkung eines Befehl auf eine einzige Noten begrenzen wollen,
1957 müssen Sie den entsprechenden
1958 @code{\once \override}-Befehl benutzen oder den definierten
1959 Befehl, gefolgt von dem entsprechenden neutralisierenden
1960 @code{xxxNeutral}-Befehl nach der Note.
1963 @subheading Fingersatz
1965 @cindex Fingersatz, Positionierung
1966 @cindex Fingersatz, Akkorde
1968 Die Positionierung von Fingersatz kann auch durch den Wert
1969 seiner @code{direction}-Eigenschaft beeinflusst werden, aber
1970 eine Veränderung von @code{direction} hat keinen Einfluss auf
1971 Akkorde. es gibt auch hier
1972 besondere Befehle, mit denen der Fingersatz von einzelnen
1973 Noten in Akkorden kontrolliert werden kann, wobei mögliche
1974 Positionen über, unter der Note und rechts bzw. links von
1977 Zunächst die Wirkungsweise von @code{direction} auf
1978 den Fingersatz: im ersten Takt der Standard, dann
1979 die Wirkung von @code{DOWN} (runter) und @code{UP}
1982 @cindex Fingersatz, Beispiel zur Veränderung
1983 @cindex direction-Eigenschaft, Beispiel
1985 @lilypond[quote,verbatim,relative=2]
1987 \override Fingering #'direction = #DOWN
1989 \override Fingering #'direction = #UP
1993 Eine Beeinflussung der @code{direction}-Eigenschaft ist jedoch
1994 nicht die einfachste Art, Fingersatzbezeichnungen manuell über oder
1995 unter das System zu setzen. Normalerweise bietet es sich an,
1996 @code{_} oder @code{^} anstelle von @code{-} vor der Fingersatz-Zahl
1997 zu benutzen. Hier das vorherigen Beispiel mit dieser Methode:
1999 @cindex Fingersatz-Beispiel
2001 @lilypond[quote,verbatim,relative=2]
2007 Die @code{direction}-Eigenschaft wirkt sich nicht auf
2008 Akkorde aus, während die Präfixe @code{_} und @code{^} funktionieren.
2009 Standardmäßig wird der Fingersatz automatisch entweder
2010 über oder unter dem Akkord gesetzt:
2012 @cindex Fingersatz-Beispiel
2014 @lilypond[quote,verbatim,relative=2]
2021 aber das kann manuell geändert werden, um einzelne Fingersatzanweisungen
2022 nach oben oder unten zu zwingen:
2024 @cindex Fingersatz-Beispiel
2026 @lilypond[quote,verbatim,relative=2]
2032 Noch bessere Kontrolle über die Positionierung von Fingersatz für
2033 einzelne Noten in einem Akkord ist mit dem
2034 @code{\set fingeringOrientations}-Befehl möglich. Die Syntax
2038 @code{\set fingeringOrientations = #'([up] [left/right] [down])}
2042 @code{\set}wird benutzt, weil @code{fingeringOrientations} eine
2043 Eigenschaft des @code{Voice}-Kontextes ist, erstellt und eingesetzt
2044 vom @code{New_fingering_engraver}.
2046 Die Eigenschaft kann als Wert eine Liste mit einem bis drei Einträgen
2047 haben. Damit wird bestimmt, ob Fingersatz oberhalb gesetzt
2048 werden kann (wenn @code{up} in der Liste auftaucht), darunter
2049 (wenn@code{down} auftaucht), links (wenn @code{left} auftaucht)
2050 oder rechts (wenn @code{right} auftaucht). Wenn andererseits
2051 ein Wert nicht auftaucht, wir auch kein Fingersatz in dieser Richtung
2052 gesetzt. LilyPond nimmt diese Beschränkung als Bedingung und
2053 errechnet die besten Positionen für die Noten des nächsten Akkordes.
2054 Die seitliche Positionierung kann nur auf einer Seite des Akkordes
2055 geschehen, nicht auf beiden gleichzeitig, es kann also nur entweder
2056 @code{left} oder @code{right} auftreten, nicth beide gleichzeitig.
2058 @warning{Damit eine einzelne Note mit diesem Befehl beeinflusst werden
2059 kann, muss sie als ein @qq{Ein-Noten-Akkord} geschrieben
2060 werden, indem einfache spitze Klammern um die Note positioniert
2063 Hier ein paar Beispiele:
2065 @cindex Fingersatz-Beispiel
2066 @cindex @code{\set}, Benutzungsbeispiel
2067 @cindex fingerOrientations-Eigenschaft, Beispiel
2069 @lilypond[quote,verbatim,relative=1]
2070 \set fingeringOrientations = #'(left)
2072 < c-1 e-2 g-3 b-5 > 4
2073 \set fingeringOrientations = #'(left)
2075 < c-1 e-2 g-3 b-5 > 4
2076 \set fingeringOrientations = #'(up left down)
2078 < c-1 e-2 g-3 b-5 > 4
2079 \set fingeringOrientations = #'(up left)
2081 < c-1 e-2 g-3 b-5 > 4
2082 \set fingeringOrientations = #'(right)
2084 < c-1 e-2 g-3 b-5 > 4
2088 Wenn die Fingersatzbezeichnung zu gedrungen aussieht,
2089 kann auch die Schriftgröße (@code{font-size}) verringert
2090 werden. Der Standardwert kann aus dem
2091 @code{Fingering}-Objekt in der IR entnommen werden,
2092 er ist @code{-5}, versuchen wir es also mit @code{-7}.
2094 @lilypond[quote,fragment,ragged-right,verbatim,relative=1]
2095 \override Fingering #'font-size = #-7
2096 \set fingeringOrientations = #'(left)
2098 < c-1 e-2 g-3 b-5 > 4
2099 \set fingeringOrientations = #'(left)
2101 < c-1 e-2 g-3 b-5 > 4
2102 \set fingeringOrientations = #'(up left down)
2104 < c-1 e-2 g-3 b-5 > 4
2105 \set fingeringOrientations = #'(up left)
2107 < c-1 e-2 g-3 b-5 > 4
2108 \set fingeringOrientations = #'(right)
2110 < c-1 e-2 g-3 b-5 > 4
2115 @node Objekte außerhalb des Notensystems
2116 @subsection Objekte außerhalb des Notensystems
2117 @translationof Outside-staff objects
2119 Objekte außerhalb des Notensystems werden automatisch gesetzt,
2120 um Kollisionen zu vermeiden. Objekten mit einem geringeren
2121 Prioritätswert der Eigenschaft @code{outside-staff-priority}
2122 werden näher an das System gesetzt, und andere Objekte außerhalb
2123 des Systems werden dann soweit vom System entfernt gesetzt, dass
2124 Zusammenstöße vermieden werden. Die
2125 @code{outside-staff-priority}-Eigenschaft ist im
2126 @code{grob-interface} definiert und ist also eine Eigenschaft
2127 von allen Layout-Objekten. Standardmäßig ist sie für alle Objekte
2128 auf falsch (@code{#f}) gesetzt; dieser Wert wird in einen numerischen
2129 Wert dem Objekt entsprechend geändert, wenn das Objekt für die
2130 Notenausgabe erstellt wird. Die Tabelle unten zeigt die
2131 Standardwerte für die meistbenutzten @code{outside-staff}-Objekte,
2132 die den Voreinstellungen nach im
2133 @code{Staff}- oder @code{Voice}-Kontext gesetzt werden.
2135 @multitable @columnfractions .3 .3 .3
2136 @headitem Layout-Objekt
2138 @tab Kontrolliert Position von:
2139 @item @code{MultiMeasureRestText}
2141 @tab Text über Ganztaktpausen
2142 @item @code{TextScript}
2144 @tab Textbeschriftung
2145 @item @code{OttavaBracket}
2147 @tab Ottava (Oktavierungsklammern)
2148 @item @code{TextSpanner}
2151 @item @code{DynamicLineSpanner}
2153 @tab Alle Dynamik-Bezeichnungen
2154 @item @code{VoltaBracketSpanner}
2157 @item @code{TrillSpanner}
2159 @tab Triller-Strecker
2162 Hier ein Beispiel, das die Standardpositionierung von einigen
2165 @cindex Text-Strecker
2166 @cindex Text-Spanner
2167 @funindex \startTextSpan
2168 @funindex \stopTextSpan
2169 @funindex startTextSpan
2170 @funindex stopTextSpan
2171 @cindex Ottava-Klammer
2172 @cindex Oktavierungsklammer
2174 @cindex TextSpanner, Beispiel zur Veränderung
2175 @cindex bound-details-Eigenschaft, Beispiel
2177 @lilypond[quote,fragment,ragged-right,verbatim,relative=1]
2178 % Set details for later Text Spanner
2179 \override TextSpanner #'(bound-details left text)
2180 = \markup { \small \bold Slower }
2181 % Place dynamics above staff
2183 % Start Ottava Bracket
2188 % Add Dynamic Line Spanner
2194 c\ff c \stopTextSpan
2195 % Stop Ottava Bracket
2200 Dieses Beispiel zeigt auch, wie man Text-Strecker erstellt, d.h.
2201 Text mit Bindestrichen, der sich über eine bestimmte Länge
2202 erstreckt. Der Strecker beginnt mit dem
2203 @code{\startTextSpan}-Befehl und endet mit dem
2204 @code{\stopTextSpan}-Befehl, und das Format des Textes
2205 wird mit dem @code{\override TextSpanner}-Befehl bestimmt.
2206 Mehr Einzelheiten siehe @ruser{Text mit Verbindungslinien}.
2208 Im Beispiel wird auch gezeigt, wie Oktavierungsklammern
2209 (Ottava) erstellt werden.
2211 @cindex Taktzahlposition verändern
2212 @cindex Verändern der Taktzahlposition
2213 @cindex Position der Taktzahl, verändern
2214 @cindex Metronom-Bezeichnungsposition verändern
2215 @cindex Verändern der Metronom-Bezeichnungsposition
2216 @cindex Übungszeichenposition verändern
2217 @cindex Verändern der Übungszeichenposition
2219 Beachten Sie, dass Taktnummern, Metronombezeichnungen
2220 und Übungszeichen nicht gezeigt werden. Sie werden
2221 standardmäßig im @code{Score}-(Partitur)-Kontext
2222 erstellt und ihre @code{outside-staff-priority} wird
2223 in Bezug auf die Layout-Objekte, die im @code{Staff}-Kontext
2224 erstellt werden, ignoriert. Wenn Sie Taktnummern,
2225 Metronombezeichnungen oder Übungszeichen entsprechend
2226 ihrer Außersystem-Priorität setzen wollen, müssen Sie
2227 die entsprechenden Engraver (@code{Bar_number_engraver},
2228 @code{Metronome_mark_engraver} oder @code{Mark_engraver})
2229 vom @code{Score}-Kontext entfernen und dem
2230 @code{Staff}-Kontext hinzufügen. Wenn die Engraver so
2231 geändert werden, erhalten sie folgenden Werte für
2232 @code{outside-staff-priority}:
2234 @multitable @columnfractions .3 .3
2235 @headitem Layout-Objekt @tab Priorität
2236 @item @code{RehearsalMark} @tab @code{1500}
2237 @item @code{MetronomeMark} @tab @code{1000}
2238 @item @code{BarNumber} @tab @code{ 100}
2241 Wenn die Standardwerte der @code{outside-staff-priority} nicht
2242 die Positionierung hervorrufen, die Sie wünschen, kann die
2243 Priorität eines jeden Objektes geändert werden. Als Beispiel
2244 wollen wir zeigen, wie sich die Oktavierungsklammer unter
2245 den Textstrecker des vorigen Beispiels setzen lässt. Wir müssen
2246 nur die Priorität des
2247 @code{OttavaBracket}-Objektes in der IR oder der Tabelle oben
2248 herausfinden und einen kleineren Wert angeben als der Wert, den
2249 das @code{TextSpanner}-(Strecker)-Objekt bekommt, wobei noch daran
2250 zu denken ist, dass @code{OttavaBracket} im @code{Staff}-Kontext
2253 @cindex TextSpanner, Beispiel zur Veränderung
2254 @cindex bound-details-Eigenschaft, Beispiel
2256 @lilypond[quote,fragment,ragged-right,verbatim,relative=1]
2257 % Set details for later Text Spanner
2258 \override TextSpanner #'(bound-details left text)
2259 = \markup { \small \bold Slower }
2260 % Place dynamics above staff
2262 %Place following Ottava Bracket below Text Spanners
2263 \once \override Staff.OttavaBracket #'outside-staff-priority = #340
2264 % Start Ottava Bracket
2269 % Add Dynamic Line Spanner
2275 c\ff c \stopTextSpan
2276 % Stop Ottava Bracket
2281 @cindex Legatobögen und outside-staff-priority
2282 @cindex Legatobögen und Artikulationszeichen
2283 @cindex Artikulationszeichen und Legatobögen
2285 Legatobögen werden als Innersystem-Objekte klassifiziert, aber
2286 sie erscheinen oft auch über dem System, wenn die Noten, an die
2287 sie verbunden sind, sehr hoch im System notiert sind. Dadurch
2288 können Außersystem-Objekte, wie Artikulationszeichen, zu hoch
2289 gerückt werden. Die @code{avoid-slur}-Eigenschaft hat nur
2290 eine Auswirkung, wenn auch die @code{outside-staff-priority}
2291 auf @code{#f} gesetzt ist. Alternativ kann die
2292 @code{outside-staff-priority} des Legatobogens auf einen
2293 numerischen Wert gesetzt werden, sodass er mit anderen
2294 Außersystem-Objekten anhand dieses Wertes gesetzt wird.
2295 Hier ein Beispiel, das die beiden Möglichkeiten veranschaulicht:
2297 @lilypond[quote,verbatim,relative=2]
2298 c4( c^\markup\tiny\sharp d4.) c8
2300 \once \override TextScript #'avoid-slur = #'inside
2301 \once \override TextScript #'outside-staff-priority = ##f
2302 c^\markup\tiny\sharp d4.) c8
2303 \once \override Slur #'outside-staff-priority = #500
2304 c4( c^\markup\tiny\sharp d4.) c8
2307 Eine Änderung der @code{outside-staff-priority} kann auch dazu
2308 benutzt werden, die vertikale Plazierung von individuellen Objekten
2309 zu kontrollieren, auch wenn das Ergebnis nicht immer optimal
2310 ist. Im nächsten Beispiel soll @qq{Text3} oberhalb von @qq{Text4}
2311 gesetzt werden, das Beispiel wurde behandelt in
2312 @ref{Automatisches Verhalten}. Der Wert der Priorität muss also für
2313 die Eigenschaft @code{TextScript} entweder in der IR oder in der
2314 Tabelle oben festgestellt werden und dann die Priorität für
2315 @qq{Text3} höher eingestellt werden:
2317 @cindex TextScript, Beispiel zur Veränderung
2318 @cindex outside-staff-priority-Eigenschaft, Beispiel
2320 @lilypond[quote,fragment,ragged-right,verbatim,relative=2]
2323 \once \override TextScript #'outside-staff-priority = #500
2328 Damit wird zwar @qq{Text3} ganz richtig über @qq{Text4}
2329 platziert, aber auch über @qq{Text2}, und @qq{Text4}
2330 wird jetzt weiter unten gesetzt. Eigentlich sollten ja alle
2331 diese Anmerkungen gleichweit vom System entfernt sein.
2332 Dazu muss offensichtlich horizontal etwas Platz gemacht
2333 werden. Das kann erreicht werden mit dem
2334 @code{textLengthOn}-(Textlänge an)-Befehl.
2336 @subheading \textLengthOn (Textlänge berücksichtigen)
2338 @cindex Noten, durch Text gespreizt
2339 @funindex \textLengthOn
2340 @funindex textLengthOn
2341 @funindex \textLengthOff
2342 @funindex textLengthOff
2344 Standardmäßig wird Text, der mit dem Beschriftungsbefehl
2345 @code{\markup} bzw. Äquivalenten erstellt wird, kein
2346 zusätzlicher Platz in Bezug auf die Positionierung der Noten
2347 zugestanden. Der @code{\textLengthOn}-Befehl ändert
2348 dieses Verhalten, so dass die Noten gespreizt werden, wenn
2349 die Breite des Textes es erfordert:
2351 @lilypond[quote,fragment,ragged-right,verbatim,relative=2]
2352 \textLengthOn % Cause notes to space out to accommodate text
2359 Dieses Verhalten wird mit dem @code{\textLengthOff}-Befehl
2360 rückgängig gemacht. Erinnern Sie sich, dass @code{\once} nur mit
2361 @code{\override}, @code{\set}, @code{\revert} oder @code{unset}
2362 funktioniert, der Befehl kann also nicht zusammen mit
2363 @code{\textLengthOn} benutzt werden.
2365 @cindex Textbeschriftung, Vermeidung von Zusammenstößen
2366 @cindex Zusammenstöße vermeiden mit Textbeschriftung
2368 Textbeschriftung vermeidet auch Noten, die über das System hinausstehen.
2369 Wenn das nicht gewünscht ist, kann die automatische Verschiebung
2370 nach oben hin auch vollständig ausgeschaltet werden, indem die
2371 Priorität auf @code{#f} gesetzt wird. Hier ein Beispiel, wie
2372 eine Textbeschriftung mit diesen Noten reagiert:
2374 @cindex Textbeschriftung, Beispiel zur Veränderung
2375 @cindex outside-staff-priority-Eigenschaft, Beispiel
2377 @lilypond[quote,fragment,ragged-right,verbatim,relative=2]
2378 % This markup is short enough to fit without collision
2382 % This is too long to fit, so it is displaced upwards
2386 % Turn off collision avoidance
2387 \once \override TextScript #'outside-staff-priority = ##f
2391 % Turn off collision avoidance
2392 \once \override TextScript #'outside-staff-priority = ##f
2393 \textLengthOn % and turn on textLengthOn
2394 c,,2^"Long Text " % Spaces at end are honored
2401 @cindex Verändern der Positionierung von Dynamikzeichen
2402 @cindex Dynamikzeichen: Positionierung verändern
2404 Dynamikbezeichnung wird üblicherweise unter dem System
2405 gesetzt, kann aber auch nach oben mit dem Befehl
2406 @code{dynamicUp} gezwungen werden. Die Bezeichnung
2407 wird vertikal relativ zu der Note positioniert, an die sie angefügt
2408 wurde. Sie wird vertikal variabel gesetzt in Bezug zu
2409 Innersystemobjekten wie Bögen oder Taktnummern. Damit
2410 können oft recht gute Resultate erreicht werden, wie im
2413 @lilypond[quote,fragment,ragged-right,verbatim,relative=1]
2418 bes4.~\f\< \( bes4 bes8 des4\ff\> c16 bes\! |
2419 ees,2.~\)\mf ees4 r8 |
2422 Wenn aber Noten und Dynamikzeichen sehr dicht beieinander
2423 stehen, positioniert die automatische Kollisionsvermeidung
2424 später kommende Dynamikzeichen weiter weg, was allerdings
2425 nicht immer die beste Möglichkeit ist, wie in dem folgenden,
2426 etwas gewollten Beispiel zu sehen ist:
2428 @lilypond[quote,fragment,ragged-right,verbatim,relative=2]
2434 Wenn eine ähnliche Situation in @qq{echter} Musik auftaucht,
2435 kann es nötig sein, die Noten etwas zu spreizen, damit die
2436 Dynamikzeichen alle auf der selben vertikalen Position
2437 gesetzt werden können. Dieses Verhalten war im Falle von
2438 Textbeschriftungen möglich mit dem @code{\textLengthOn}-Befehl,
2439 aber es gibt keinen entsprechenden Befehl für Dynamik. Wir
2440 müssen also unsere eigenen Befehle mit @code{\override}
2444 @subheading Verändern der Größe von grobs
2446 @cindex Grob, Größenveränderung
2447 @cindex Größenveränderung von grobs
2449 Zuallererst müssen wir lernen, wie die Größe von Grobs verändert
2450 wird. Alle Grobs besitzen einen Referenzpunkt, der
2451 benutzt wird, um ihre Position in Relation zu ihnen übergeordneten
2452 Objekten zu bestimmen. Dieser Punkt innerhalb des Grobs wird dann
2453 auf einer horizontalen Position (@code{X-offset}) und einer
2454 vertikalen Position (@code{Y-offset}) ausgerichtet, immer bezüglich
2455 des übergeordneten Objektes. Eine horizontale Strecke wird
2456 durch ein Zahlenpaar angegeben (@code{X-extent}), welche
2457 die linke und rechte Grenze relativ zum übergeordneten Objekt
2458 bezeichnen. Die vertikale Strecke wir genauso durch ein
2459 Zahlenpaar (@code{Y-extent}) definiert. Diese Eigenschaften
2460 gehören zu allen Grobs, die das
2461 @code{grob-interface} unterstützen.
2463 @cindex @code{extra-spacing-width}
2465 Standardmäßig haben Außersystemobjekte eine Länge von Null,
2466 so dass sie sich in horizontaler Richtung überlappen können. Das
2467 geschieht, indem dem linken Rand Unendlich zugewiesen wird
2468 und dem rechten Rand minus Undendlich (der Code der
2469 @code{extra-spacing-width}-(zusätzliche Positionierungslänge)-Eigenschaft
2470 lautet: @code{'(+inf.0 . -inf.0)}).
2471 Damit sich diese Objekte also horizontal nicht überschneiden, muss
2472 der Wert von @code{extra-spacing-width} auf
2473 @code{'(0 . 0)} gesetzt werden, sodass die wirkliche Länge eines
2474 Objektes zur Geltung kommt. Mit diesem Befehl wird das für
2475 Dynamik-Zeichen erledigt:
2478 \override DynamicText #'extra-spacing-width = #'(0 . 0)
2482 Schauen wir uns an, wie es mit dem vorigen Beispiel funktioniert:
2484 @cindex DynamicText, Beispiel zur Veränderung
2485 @cindex extra-spacing-width-Eigenschaft, Beispiel
2487 @lilypond[quote,fragment,ragged-right,verbatim,relative=2]
2489 \override DynamicText #'extra-spacing-width = #'(0 . 0)
2494 Damit werden die Dynamik-Zeichen also wirklich nebeneinander
2495 gesetzt, aber es gibt noch zwei Probleme. Die Zeichen sollten
2496 etwas weiter außeinander stehen und es wäre gut, wenn sie alle
2497 den gleichen Abstand zum System hätte. Das erste Problem ist
2498 einfach behoben. Anstatt der @code{extra-spacing-width}-Eigenschaft
2499 Null zuzuweisen, können wir auch einen etwas größeren Wert
2500 wählen. Die Einheit wird gemessen in dem Abstand zwischen zwei
2501 Notenlinien, es scheint also gut, den rechten und linken
2502 Rand eine halbe Einheit zu vergrößern:
2504 @cindex DynamicText, Beispiel zur Veränderung
2505 @cindex extra-spacing-width-Eigenschaft, Beispiel
2507 @lilypond[quote,fragment,ragged-right,verbatim,relative=2]
2509 % Extend width by 1 staff space
2510 \override DynamicText #'extra-spacing-width = #'(-0.5 . 0.5)
2515 Das sieht schon besser aus, aber es wäre noch besser, wenn die
2516 Dynamik-Zeichen alle an einer Linie ausgerichtet wären, anstatt
2517 höher und tiefer zu sitzen. Das kann mit der
2518 @code{staff-padding}-Eigenschaft erreicht werden,
2519 die wir uns im folgenden Abschnitt genauer anschauen werden.
2523 @node Kollision von Objekten
2524 @section Kollision von Objekten
2525 @translationof Collisions of objects
2528 * Verschieben von Objekten::
2529 * Überlappende Notation in Ordnung bringen::
2530 * Beispiele aus dem Leben::
2533 @node Verschieben von Objekten
2534 @subsection Verschieben von Objekten
2535 @translationof Moving objects
2537 @cindex Verschieben von überschneidenden Objekten
2538 @cindex Verschieben von Zusammenstößen
2539 @cindex Zusammenstöße vermeiden
2540 @cindex Objekte, verschieben von Zusammestößen
2541 @cindex Vermeiden von Zusammenstößen
2543 Es wird vielleicht eine Überraschung sein, aber LilyPond ist nicht
2544 perfekt. Einige Notationselemente können sich überschneiden. Das
2545 ist nicht schön, aber zum Glück sehr selten. Normalerweise müssen
2546 die Objekte zur Klarheit oder aus ästhetischen Gründen verschoben
2547 werden -- sie könnten besser aussehen, wenn sie etwas zusätzlichen
2550 Es gibt im Grunde drei Herangehensweisen, überlappende Notation
2551 zu verbessern. Man sollte sie in der folgenden Reihenfolge
2556 Die @strong{Richtung} eines der überlappenden Objekte kann
2557 geändert werden, indem die vordefinierten Befehle für
2558 Innersystemobjekte verwendet werden, wie beschrieben in
2559 @ref{within-staff (Objekte innerhalb des Notensystems)}. Hälse, Bögen, Balken, Dynamik-Zeichen
2560 und Triolen können auf diese Weise einfach umgeordnet
2561 werden. Beschränkt ist diese Methode insofern, als es nur
2562 zwei Möglichkeiten zur Veränderung gibt: oben oder unten.
2565 Die @strong{Objekteigenschaft}, die LilyPond benutzt um die
2566 Layout-Objekte zu platzieren, können mit dem
2567 @code{\override}-Befehl positioniert werden. Die Vorteile
2568 von Änderungen dieser Art sind a) dass einige Objekte
2569 automatisch verschoben werden, wenn es nötig ist Platz zu
2570 schaffen und b) ein einziges @code{\override} sich auf
2571 alle Fälle eines Objekttyps bezieht. Zu diesen Eigenschaften
2577 @code{direction} (Richtung)
2579 Das wurde schon detailliert behandelt, siehe
2580 @ref{within-staff (Objekte innerhalb des Notensystems)}.
2583 @code{padding}, @code{left-padding},
2584 @code{right-padding}, @code{staff-padding} (Verschiebung)
2586 @cindex left-padding-Eigenschaft
2587 @cindex Padding-Eigenschaft
2588 @cindex right-padding-Eigenschaft
2589 @cindex staff-padding-Eigenschaft
2590 @cindex Verschieben (padding)
2591 @cindex Füllung (padding)
2592 @cindex padding (Füllung)
2594 Wenn ein Objekt platziert wird, bestimmt der Wert seiner
2595 @code{padding}-(Füllungs)-Eigenschaft die Größe des
2596 Abstandes, der zwischen dem Objekt selber und dem
2597 Objekt, relativ zu welchem es positioniert wird, gelassen
2598 werden muss. Dabei zählt der @code{padding}-Wert
2599 des Objektes, das platziert werden soll, der @code{padding}-Wert
2600 des Objektes, das schon gesetzt wurde, wird hingegegen
2601 ignoriert. Abstände mit @code{padding} können zu
2602 allen Objekten hinzugefügt werden, die das
2603 @code{side-position-interface} unterstützen.
2605 Anstelle von @code{padding} wird die Position von
2606 Versetzungszeichengruppen durch die Eigenschaften
2607 @code{left-padding} und @code{right-padding} bestimmt.
2608 Diese Eigenschaften werden im
2609 @code{AccidentalPlacement}-(Versetzungszeichen-Positionierungs)-Objekt
2610 gefunden, das sich innerhalb des @strong{Staff}-Kontexts
2611 befindet. Während des Notensatzes werden die Notenköpfe
2612 zuerst gesetzt und dann die Versetzungszeichen, wenn denn
2613 welche gesetzt werden, durch die @code{right-padding}-Eigenschaft
2614 auf die linke Seite der Notenköpfe positioniert, um die Entfernung
2615 von den Notenköpfen zu bestimmen. Also nur die
2616 @code{right-padding}-(Verschiebung nach rechts)-Eigenschaft des
2617 @code{AccidentalPlacement}-Objekts hat Einfluss auf die
2618 Positionierung der Versetzungszeichen.
2620 Die @code{staff-padding}-(Verschiebung zum System)-Eigenschaft
2621 ist sehr ähnlich wie die @code{padding}-Eigenschaft:
2622 @code{padding} bestimmt den Minimalabstand zwischen
2623 einem Objekt, das das @code{side-position-interface}
2624 unterstützt, und dem nächsten anderen Objekt (normalerweise
2625 die Note oder Notenlinie); @code{staff-padding} dagegen
2626 wirkt nur auf Objekte die immer außerhalb des Notensystems
2627 sind -- damit wird der minimale Abstand bestimmt, der
2628 zwischen dem Objekt und dem Notensystem gelassen werden
2629 soll. @code{staff-padding} hat also @strong{keinen Einfluss}
2630 auf Objekte, die relativ zu einer Note positioniert werden, sondern
2631 nur auf solche, die zum System relativ stehen. Wenn es mit einem
2632 anderen Objekt eingesetzt wird, erhält man keine Fehlermeldung, aber
2633 der Befehl hat auch keine Auswirkungen.
2635 Um herauszufinden, welche @code{padding}-Eigenschaft für
2636 das bestimmte Objekt nötig, ist, das Sie verschieben wollen,
2637 müssen Sie in der IR nach den Objekt-Eigenschaften schauen.
2638 Dabei sollten Sie bedenken, dass sich die @code{padding}-Eigenschaften
2639 nicht unbedingt in dem Objekt selber befinden, schauen Sie
2640 also auch in Objekten nach, die offensichtlich Ähnlichkeiten
2643 Alle @code{padding}-Werte werden in Notenlinienabständen
2644 gemessen. Für die meisten Objekte ist der Wert ungefähr auf
2645 1.0 oder weniger gesetzt (das variiert von Objekt zu Objekt).
2646 Der Wert kann geändert werden, wenn ein größerer (oder
2647 kleinerer) Abstand gewünscht wird.
2650 @code{self-alignment-X} (Selbstpositionierung)
2652 @cindex self-alignment-X-Eigenschaft
2653 @cindex Selbstpositionierung von Objekten
2654 @cindex Ausrichtung von Objekten
2656 Diese Eigenschaft kann benutzt werden, um ein Objekt
2657 nach links, rechts oder zentriert an dem Referenzpunkt des Objekts
2658 auszurichten, an das es verknüpft ist. Es kann bei allen
2659 Objekten benutzt werden, die das @code{self-alignment-interface}
2660 unterstützen. Das sind üblicherweise Objekte, die Text
2661 enthalten. Die möglichen Werte der Eigenschaft sind @code{LEFT},
2662 @code{RIGHT} oder @code{CENTER}. Alternativ kann ein
2663 numerischer Wert zwischen @code{-1} und @code{+1}
2664 bestimmt werden: @code{-1} heißt linksbündig, @code{+1}
2665 rechtsbündig und Zahlen dazwischen bewegen den Text
2666 schrittweise von links nach rechts. Zahlen größer als
2667 @code{1} können angegeben werdne, um den Text
2668 noch weiter nach links zu bewegen, oder weniger als @code{-1},
2669 um ihn weiter nach rechts zu schieben. Eine Änderung
2670 um @code{1} des Wertes entspricht einer Bewegung um
2671 die halbe Textbreite.
2674 @code{extra-spacing-width} (zusätzliche Breite)
2676 @cindex extra-spacing-width-Eigenschaft
2678 Diese Eigenschaft steht für alle Objekte zur Verfügung, die
2679 das @code{item-interface} unterstützen. Es braucht zwei
2680 Zahlen als Argument, die erste wird zur rechten Ausdehnung,
2681 die zweite zur linken Ausdehnung hinzugerechnet. Negative
2682 Zahlen verschieben die Ausdehnung nach rechts, positive nach
2683 links, um also ein Objekt zu verbreitern, muss die erste
2684 Zahl negativ und die zweite positiv sein. Allerdings beachten
2685 nicht alle Objekte beide Zahlen. Das
2686 @code{accidental}-(Versetzungszeichen)-Objekt etwa beachtet
2687 nur erste Zahl für die linke Ausdehnung.
2690 @code{staff-position} (Notensystempositionierung)
2692 @cindex staff-position-Eigenschaft
2694 @code{staff-position} ist eine Eigenschaft des
2695 @code{staff-symbol-referencer-interface}, die von Objekten unterstützt
2696 wird, die relativ zum Notensystem (engl. staff) positioniert werden.
2697 Hiermit wird die vertikale Position eines Objekts relativ zur
2698 Mittellinie des Systems in halben Notenlinienabständen angegeben.
2699 Das ist sehr nützlich, um Zusammenstöße zwischen Layout-Objekten
2700 wie Ganztaktpausen, Bögen und Noten in verschiedenen Stimmen
2704 @code{force-hshift} (vertikale Verschiebung erzwingen)
2706 @cindex force-hshift-Eigenschaft
2708 Eng beeinander stehende Noten in einem Akkord oder Noten, die zum
2709 gleichen Zeitpunkt in unterschiedlichen Stimmen stehen, werden
2710 in zwei oder manchmal auch mehr Kolumnen gesetzt, um Kollisionen
2711 zu umgehen. Diese Kolumnen werden Notenkolumnen genannt;
2712 ein @code{NoteColumn}-Objekt wird erstellt um die Noten in den
2715 Die @code{force-hshift}-(erzwinge horizontale Verschiebung)-Eigenschaft
2716 ist eine Eigenschaft von @code{NoteColumn} (bzw. vom
2717 @code{note-column-interface}). Eine Veränderung dieser Eigenschaft
2718 macht es möglich, eine Notenkolumne zu verschieben, dabei gilt als
2719 Einheit die Breite einer Kolumne, also die Breite des Notenkopfes der
2720 ersten Stimme. Diese Eigenschaft kann in Situationen benutzt werden,
2721 in denen die normalen @code{\shiftOn}-Befehle (siehe auch
2722 @ref{Stimmen explizit beginnen}) das Problem nicht beseitigen.
2723 Diese Eigenschaft ist besser in solchen Fällen zu verwenden als die
2724 @code{extra-offset}-Eigenschaft, weil man die richtige Entfernung nicht
2725 in Notenlinienabständen ausrechnen muss. Wenn eine Note in eine
2726 Notenkolumne oder aus ihr heraus geschoben wird, werden auch andere
2727 Funktionen beeinflusst, wie etwa die Verschmelzung von Notenköpfen.
2732 Zu guter Letzt, wenn alles andere nicht funktioniert, können Objekte auch
2733 manuell positioniert werden, entweder vertikal in Bezug auf die
2734 Mittellinie des Systems, oder indem sie einen beliebigen Abstand weit
2735 auf eine neue Position verschoben werden. Der Nachteil ist, dass die
2736 richtigen Werte für eine gute Position manuell ausprobiert werden müssen,
2737 meistens durch Herantasten an den richtigen Wert, und das für jedes
2738 einzelne Objekt extra. Und weil diese Verschiebungen erst vorgenommen
2739 werden, wenn LilyPond alle anderen Objekte gesetzt hat, ist man als
2740 Notensetzer selber dafür verantwortlich, ob es Zusammenstöße gibt.
2741 Am schwerwiegendsten ist aber die Tatsache, dass die
2742 Verschiebungskoordinaten wahrscheinlich neu errechnent oder
2743 ausprobiert werden müssen, wenn sich an den Noten und deren
2744 Layout später irgend etwas ändert. Die Eigenschaften, die für diese
2745 Arte der manuellen Verschiebung verwendet werden können, sind:
2748 @item extra-offset (zusätzlicher Abstand)
2750 @cindex extra-offset-Eigenschaft
2752 Diese Eigenschaft gehört zu jedem Layout-Objekt, das das
2753 @code{grob-interface} unterstützt. Sie braucht ein Zahlenpaar,
2754 das die exakte Verschiebung in horizontaler und vertikaler Richtung
2755 bezeichnet. Negative Zahlen verschieben das Objekt nach links oder
2756 unten. Die Einheit sind Notenlinienabstände. Die zusätzliche
2757 Positionierung wird vorgenommen, nachdem alle anderen Objekte
2758 platziert sind, weshalb ein Objekt irgendwohin verschoben werden
2759 kann, ohne den restlichen Satz zu beeinflussen.
2761 @item positions (Position)
2763 @cindex positions-Eigenschaft
2765 Diese Eigenschaft ist am sinnvollsten, um die Steigung und die
2766 Höhe von Balken, Bögen und Triolenklammern anzupassen.
2767 Sie braucht ein Zahlenpaar, das die Position des rechten und linken
2768 Endes relativ zur Mittellinie des Notensystems bestimmt. Die
2769 Einheit sind Notenlinienabstände. Bögen allerdings können nicht
2770 beliebig weit weg positioniert werden. LilyPond erstellt zunächst eine
2771 Liste an möglichen Positionen für den Bogen und findet normalerweise
2772 die Version, die @qq{am besten aussieht}. Wenn die
2773 @code{positions}-Eigenschaft verändert worden ist, wird der
2774 Bogen aus der Liste gewählt, der der gewünschten Position am
2780 Ein bestimmtes Objekt hat vielleicht nicht alle dieser Eigenschaften.
2781 Darum ist es nötig, in der IR nachzuschlagen, welche Eigenschaften
2782 ein bestimmtes Objekt unterstützt.
2784 Hier ist eine Liste an Objekten, die am wahrscheinlichsten an einer
2785 Kollision beteiligt sind, daneben findet sich die Bezeichnung des
2786 Objektes, mit der Sie es in der IR finden, um zu bestimmen,
2787 welche Eigenschaften benutzt werden können, um es zu verschieben.
2789 @multitable @columnfractions .5 .5
2790 @headitem Objekttyp @tab Objektbezeichnung
2791 @item Articulationszeichen @tab @code{Script}
2792 @item Balken @tab @code{Beam}
2793 @item Dynamikzeichen (vertikal) @tab @code{DynamicLineSpanner}
2794 @item Dynamikzeichen (horizontal) @tab @code{DynamicText}
2795 @item Fingersatz @tab @code{Fingering}
2796 @item Übungs-/Textmarken @tab @code{RehearsalMark}
2797 @item Legatobögen @tab @code{Slur}
2798 @item Text z. B. @code{^"text"} @tab @code{TextScript}
2799 @item Bindebögen @tab @code{Tie}
2800 @item N-tolen @tab @code{TupletBracket}
2804 @node Überlappende Notation in Ordnung bringen
2805 @subsection Überlappende Notation in Ordnung bringen
2806 @translationof Fixing overlapping notation
2808 Hier soll nun gezeigt werden, wie die Eigenschaften, die im
2809 vorigen Abschnitt vorgestellt wurden, bei der Problemlösung
2810 mit sich überschneidenden Notationselementen eingesetzt
2813 @subheading padding (Fülleigenschafte)
2815 @cindex padding (Verschiebungs-Eigenschaft)
2816 @cindex Überschneidende Notation korrigieren
2817 @cindex Korrigieren von überschneidender Notation
2819 Die @code{padding}-(Verschiebungs-)Eigenschaft kann benutzt
2820 werden, um den Abstand zwischen Symbolen zu vergößern (oder
2821 zu verkleinern), die über oder unter den Noten gesetzt werden.
2823 @cindex Script, Beispiel zur Veränderung
2824 @cindex Verschiebungs-Eigenschaft, Beispiel
2825 @cindex padding (Verschiebuns-Eigenschaft), Beispiel
2827 @lilypond[quote,fragment,relative=1,verbatim]
2829 \override Script #'padding = #3
2833 @cindex MetronomMark, Beispiel zur Veränderung
2834 @cindex Verschiebungs-Eigenschaft, Beispiel
2835 @cindex padding (Verschiebuns-Eigenschaft), Beispiel
2837 @lilypond[quote,fragment,relative=1,verbatim]
2838 % This will not work, see below:
2839 \override MetronomeMark #'padding = #3
2843 \override Score.MetronomeMark #'padding = #3
2848 Im zweiten Beispiel können Sie sehen, wie wichtig es ist den richtigen
2849 Kontext anzugeben. Weil das @code{MetronomeMark}-Objekt
2850 sich im @code{Score}-Kontext befindet, werden Eigenschaftsänderungen
2851 im @code{Voice}-Kontext einfach ignoriert. Für mehr Einzelheiten siehe
2852 @ruser{Eignschaften verändern}.
2854 Wenn die @code{padding}-Eigenschaft eines Objektes erhöht wird, das
2855 sich in einem Stapel von Objekten befindet, die nach ihrer
2856 Außersystempriorität (@code{outside-staff-priority}) positioniert werden,
2857 werden das Objekt und alle, die sich außerhalb davon befinden,
2858 entsprechend verschoben.
2860 @subheading left-padding (Verschieben nach rechts) und right-padding (Verschieben nach links)
2862 @cindex left-padding-Eigenschaft (Verschiebung nach links)
2863 @cindex Verschiebung nach rechts oder links
2864 @cindex right-padding-Eigenschaft (Verschiebung nach rechts)
2866 Die @code{right-padding}-Eigenschaft wirkt sich auf den Abstand
2867 zwischen einem Versetzungszeichen und der Note, auf das sie sich
2868 bezieht, aus. Sie wird nicht sehr oft benötigt, aber die
2869 Standardanordnung kann für einige spezielle Versetzungszeichen-Glyphen
2870 oder Kombinationsglyphen,
2871 wie sie für Mikrotonale Musik benutzt werden, falsch sein. Derartige
2872 Glyphen müssen notiert werden, indem man den Stencil des
2873 Versetzungszeichens mit einer Textbeschriftung (Markup) ersetzt,
2874 wie im folgenden Beispiel:
2876 @cindex Versetzungszeichen, Beispiel zur Veränderung
2877 @cindex Accidental, Beispiel zur Veränderung
2878 @cindex Text-Eigenschaft, Beispiel
2879 @cindex stencil-Eigenschaft, Beispiel
2880 @cindex AccidentalPlacement, Beispiel zur Veränderung
2881 @cindex right-padding-Eigenschaft, Beispiel
2882 @cindex Verschiebung nach rechts (rigth-padding), Beispiel
2884 @lilypond[quote,ragged-right,verbatim]
2885 sesquisharp = \markup { \sesquisharp }
2888 % This prints a sesquisharp but the spacing is too small
2889 \once \override Accidental
2890 #'stencil = #ly:text-interface::print
2891 \once \override Accidental #'text = #sesquisharp
2893 % This improves the spacing
2894 \once \override Score.AccidentalPlacement #'right-padding = #0.6
2895 \once \override Accidental
2896 #'stencil = #ly:text-interface::print
2897 \once \override Accidental #'text = #sesquisharp
2903 Dazu ist aber ein @code{\override}-Befehl für den Stencil des
2904 Versetzungszeichens nötig, der bisher nicht behandelt wurde.
2905 Der Typ des Stencils muss eine Prozedur sein, die hier geändert
2906 wurde, um den Inhalt der @code{text}-Eigenschaft des
2907 @code{Accidental} (Versetzungszeichen)-Objekts zu setzen. Die
2908 @code{text}-Eigenschaft wiederum wird als @code{sesquisharp}-Glyph
2909 definiert. Dieser Glyph wird dann weiter vom Notenkopf entfernt
2910 durch die Veränderung von @code{right-padding} mit einem
2911 @code{\override}-Befehl.
2913 @subheading staff-padding (Systemfüllungseigenschaft)
2915 @cindex staff-padding-Eigenschaft
2916 @cindex Objekte an der Grundlinie ausrichten
2917 @cindex Ausrichten von Objekten an der Grundlinie
2919 @code{staff-padding} (Verschiebung zum Notensystem) kann
2920 verwendet werden um Objekte wie Dynamikzeichen an einer
2921 Grundlinie auf einer bestimmten Höhe über dem System
2922 auszurichten, sodass sie nicht von der Position der Note abhängen,
2923 an die sie angehängt sind. Diese Verschiebung ist keine Eigenschaft
2924 von @code{DynamicText}, sondern von @code{DynamicLineSpanner}.
2925 Das liegt daran, dass die Grundlinie sich gleicherweise auf
2926 @strong{alle} Dynamikzeichen beziehen soll, also auch auf die,
2927 die als Strecker erstellt wurden. Hier also die Lösung, die Dynamikzeichen
2928 aus dem Beispiel des vorigen Abschnitts auszurichten:
2930 @cindex DynamikText, Beispiel zur Veränderung
2931 @cindex extra-spacing-width-Eigenschaft, Beispiel
2932 @cindex DynamicLineSpanner, Beispiel zur Veränderung
2933 @cindex staff-padding-Eigenschaft, Beispiel
2935 @lilypond[quote,fragment,ragged-right,verbatim,relative=2]
2937 % Extend width by 1 unit
2938 \override DynamicText #'extra-spacing-width = #'(-0.5 . 0.5)
2939 % Align dynamics to a base line 2 units above staff
2940 \override DynamicLineSpanner #'staff-padding = #2
2945 @subheading self-alignment-X (Selbstausrichtung-X-Eigenschaft)
2947 @cindex self-alignment-X-Eigenschaft
2949 Das nächste Beispiel zeigt, wie man den Zusammenstoß
2950 einer Fingersatzbezeichnung mit einem Notenhals
2951 verhindern kann, indem die rechte Ecke an dem
2952 Referenzpunkt der abhängigen Note angeordnet wird:
2954 @cindex StringNumber, Beispiel zur Veränderung
2956 @lilypond[quote,fragment,ragged-right,verbatim,relative=3]
2959 \once \override StringNumber #'self-alignment-X = #RIGHT
2964 @subheading staff-position (Position innerhalb des Systems)
2966 @cindex staff-position-Eigenschaft
2967 @cindex Notensystem-Position-Eigenschaft
2968 @cindex Kollision von Objekten im System
2969 @cindex Zusammenstöße von Objekten im System
2971 Vieltaktpausen in einer Stimmen können mit Noten in anderen
2972 Stimmen kollidieren. Da diese Pausen zentriert zwischen den
2973 Taktlinien gesetzt werden, würde es für LilyPond eine recht große
2974 Anstrengung bedeuten herauszufinden, welche Noten mit ihnen
2975 zusammenstoßen könnten, denn alle Kollisionsvermeidung
2976 für Noten und Pausen funktioniert nur für Noten bzw. Pausen, die
2977 zur selben Zeit auftreten. Hier ein typisches Beispiel für eine
2978 Kollision dieser Art:
2980 @lilypond[quote,verbatim,fragment,ragged-right, relative=1]
2981 << {c c c c} \\ {R1} >>
2984 Die beste Lösung ist es, die Ganztaktpause nach unten zu
2985 schieben, denn die Pause ist in der zweiten Stimme. Per
2986 Standardeinstellung für die zweite Stimme (@code{\voiceTwo},
2987 also die zweite Stimme in der
2988 @code{<<@{...@} \\ @{...@}>>}-Konstruktion) wird die
2989 Position auf dem System (@code{staff-position}) auf -4
2990 für @code{MultiMeasureRest}, in unserem Beispiel muss
2991 es also bspw. auf die Position @code{-8} gesetzt werden,
2992 d.h. vier halbe Notenlinienabstände weiter nach unten:
2994 @cindex MultiMeasureRest, Beispiel zur Veränderung
2995 @cindex Ganztaktpausen, Beispiel zur Veränderung
2996 @cindex staff-position-Eigenschaft, Beispiel
2998 @lilypond[quote,verbatim,fragment,ragged-right, relative=1]
3002 \override MultiMeasureRest #'staff-position = #-8
3007 Das ist besser, als etwa @code{extra-offset} zu benutzen, denn
3008 in unserem Fall wird die Hilfslinie der Pause automatisch gesetzt.
3011 @subheading extra-offset (Genaues Positionieren)
3013 @cindex extra-offset-Eigenschaft
3014 @cindex Zusätzlicher Abstand, Positionierung
3015 @cindex Positionierung von Objekten
3016 @cindex Objekte, Positionierung
3018 Die @code{extra-offset}-Eigenschaft bietet vollständige Kontrolle
3019 über die Positionierung von Objekten in horizontaler und vertikaler
3022 Im Beispiel unten ist das zweite Fingersatzzeichen (@code{Fingering}) etwas nach
3023 links und 1,8 Notenlinienabstände nach unten verschoben:
3025 @cindex Fingersatz, Beispiel zur Veränderung
3026 @cindex extra-offset-Eigenschaft, Beispiel
3028 @lilypond[quote,fragment,relative=1,verbatim]
3031 \once \override Fingering
3032 #'extra-offset = #'(-0.3 . -1.8)
3037 @subheading Ausrichtungseigenschaft
3039 @cindex positions-Eigenschaft
3040 @cindex Kontrolle über Triolen, Bögen und Balken manuell
3041 @cindex manuelle Kontrolle über Triolen, Bögen, Balken
3042 @cindex Balken, manuelle Kontrolle
3043 @cindex Bögen, manuelle Kontrolle
3044 @cindex Legatobögen, manuelle Kontrolle
3045 @cindex Phrasierungsbögen, manuelle Kontrolle
3046 @cindex Triollen-Klammer, manuelle Kontrolle
3048 Die @code{positions}-Eigenschaft erlaubt die Kontrolle von Position und
3049 Steigung von Balken, Legato- und Phrasierungsbögen sowie Triolenklammern.
3050 Hier ein Beispiel, in der ein unschöner Phrasierungsbogen auftritt, weil
3051 er den Bogen des Vorschlags vermeidet:
3053 @lilypond[quote,verbatim,fragment,ragged-right,relative=1]
3054 r4 \acciaccatura e8\( d8 c ~c d c d\)
3058 Man könnte einfach den Phrasierungsbogen oberhalb der Noten setzen, und
3059 das wäre auch die beste Lösung:
3061 @cindex Phrasierungsbogen, Beispiel zur Veränderung
3062 @cindex positions-Eigenschaft, Beispiel
3063 @cindex Positionierung, Beispiel
3065 @lilypond[quote,verbatim,fragment,ragged-right,relative=1]
3068 \acciaccatura e8\( d8 c ~c d c d\)
3072 aber wenn es einen Grund geben sollte, warum das nicht geht, könnte
3073 man das linke Ende des Phrasierungsbogens etwas nach unten verschieben,
3074 indem man die @code{positions}-Eigenschaft einsetzt. Damit
3075 verschwindet auch die etwas unschöne Form:
3077 @lilypond[quote,verbatim,fragment,ragged-right,relative=1]
3079 \once \override PhrasingSlur #'positions = #'(-4 . -3)
3081 e8\( d8 c ~c d c d\)
3084 Hier noch ein weiteres Beispiel aus der Einleitung von Chopins
3085 Prelude Op. 28 Nr. 2, das untere System. Wie zu sehen ist,
3086 stößt der Balken mit den oberen Noten zusammen:
3088 @lilypond[quote,verbatim,fragment,ragged-right]
3091 << {b,8 ais, b, g,} \\ {e, g e, g} >>
3092 << {b,8 ais, b, g,} \\ {e, g e, g} >>
3097 Das kann manuell gelöst werden, indem beide Enden des Balkens
3098 von ihrer Position 2 Notenlinienabstände über der Mittellinie
3099 hochgeschoben werden, etwa auf 3:
3101 @cindex Balken, Beispiel zur Veränderung
3102 @cindex positions-Eigenschaft, Beispiel
3103 @cindex Positionierung, Beispiel
3105 @lilypond[quote,verbatim,fragment,ragged-right]
3109 \override Beam #'positions = #'(3 . 3)
3114 << {b,8 ais, b, g,} \\ {e, g e, g} >>
3119 Hier ist zu beobachten, dass die Veränderung sich auch auf die
3120 weiteren Achtelbalken der ersten Stimme auwirkt, während sie keine
3121 Auswirkung auf die Balken der zweiten Stimme hat.
3123 @subheading force-hshift (vertikale Verschiebunseigenschaft)
3125 @cindex force-hshift-Eigenschaft
3126 @cindex Vertikale Verschiebung erzwingen
3128 @c FIXME: formatting stuff (ie not important right now IMO)
3129 @c @a nchor Chopin finally corrected TODOgp
3131 An diesem Punkt können wir den letzten Feinschliff an unserem
3132 Chopin-Beispiel vornhemen, das wir behandelt haben in
3133 @ref{Ich höre Stimmen}. Wir hatten es in folgende Form
3136 @lilypond[quote,verbatim,fragment,ragged-right]
3137 \new Staff \relative c'' {
3140 { c2 aes4. bes8 } \\
3152 Die unteren zwei Noten des ersten Akkords (also diein der
3153 dritten Stimme) sollten nicht aus der Notenkolumne der
3154 oberen zwei Noten weggeschoben werden. Um das zu
3155 korrigieren, setzen wir @code{force-hshift}, das eine
3157 @code{NoteColumn} ist, für diese Noten auf Null.
3158 Die untere Note des zweiten Akkordes wird am besten
3159 direkt rechts von den oberen Noten gesetzt. Das erreichen
3160 wir, indem wir @code{force-hshift} für diese Note auf
3161 0.5 setzen, also eine halbe Notenkopfbreite nach rechts von
3162 der Kolumne der oberen Noten aus.
3164 Hier das Endergebnis:
3166 @cindex Notenkolumne, Beispiel zur Veränderung
3167 @cindex force-hshift-Eigenschaft, Beispiel
3168 @cindex vertikale Verschiebung, Beispiel
3170 @lilypond[quote,verbatim,fragment,ragged-right]
3171 \new Staff \relative c'' {
3174 { c2 aes4. bes8 } \\
3177 \once \override NoteColumn #'force-hshift = #0 <ees c>2
3178 \once \override NoteColumn #'force-hshift = #0.5 des2
3186 @node Beispiele aus dem Leben
3187 @subsection Beispiele aus dem Leben
3188 @translationof Real music example
3190 Das Kapitel zu Optimierungen soll mit einem komplizierten Beispiel
3191 beendet werden, in dem verschiedene Optimierungen vorgenommen
3192 werden müssen, bis das Ergebnis gut ausssieht. Das Beispiel wurde
3193 ganz bewusst gewählt um die Benutzung der Notationsreferenz
3194 zu zeigen, wenn ungewöhnliche Notationsprobleme gelöst werden
3195 müssen. Es ist nicht repräsentativ für normale Notationsprojekte,
3196 lassen Sie sich also nicht durch dieses Beispiel entmutigen! Zum
3197 Glück sind Probleme wie die hier gezeigten nicht sehr häufig.
3199 Das Beispiel stammt aus Chopins Premiére Ballade, Op. 23, Takte
3200 6--9, der Übergang vom Lento der Einleitung zum Moderato.
3201 Hier zunächst der Satz, wie er aussehen soll, allerdings ohne
3202 Dynamik, Fingersatz und Pedalbezeichnung, um das Beispiel nicht
3203 zu kompliziert zu machen.
3205 @c This example should not be indexed
3206 @lilypond[quote,ragged-right]
3207 rhMusic = \relative c'' {
3210 \once \override Tie #'staff-position = #3.5
3214 \mergeDifferentlyHeadedOn
3215 \mergeDifferentlyDottedOn
3216 bes2.^\markup {\bold "Moderato"} r8
3218 {c,8[ d fis bes a] | }
3220 % Reposition the c2 to the right of the merged note
3221 {c,8~ \once \override NoteColumn #'force-hshift = #1.0
3222 % Move the c2 out of the main note column so the merge will work
3225 % Stem on the d2 must be down to permit merging
3226 {s8 \stemDown \once \override Stem #'transparent = ##t d2}
3230 \mergeDifferentlyHeadedOff
3231 \mergeDifferentlyDottedOff
3235 lhMusic = \relative c' {
3237 <d g, d>1)\arpeggio |
3244 \new Staff = "RH" <<
3248 \new Staff = "LH" <<
3257 Die erste Überlegung ist, dass das System für die rechte Hand
3258 im dritten Takt vier Stimmen braucht. Das sind die fünf
3259 Achtelnoten mit Balken, das übergebundene C, die Halbe D, die
3260 mit der Achtel D verschmolzen ist, und die punktierte Viertel
3261 Fis, die auch mit einer Achtelnote verschmolzen ist. Alles
3262 andere ist eine einzige Stimme, es ist also am einfachsten, die
3263 Stimmen nur zeitweise zu erstellen, wenn sie auftreten. Wenn
3264 Sie vergessen haben, wie man das anstellt, schauen Sie sich
3265 nochmal den Abschnitt @ref{Ich höre Stimmen} an. Wir
3266 wollen anfange, indem wir die Noten in zwei Variablen
3267 notieren und dann die Systemstruktur in einer
3268 @code{\score}-Umgebung erstellen. Das ist, was LilyPond
3271 @lilypond[quote,verbatim,ragged-right]
3272 rhMusic = \relative c'' {
3277 % Start polyphonic section of four voices
3279 {c,8 d fis bes a | }
3290 lhMusic = \relative c' {
3299 \new Staff = "RH" <<
3303 \new Staff = "LH" <<
3312 Alle Noten sind richtig, aber die Positionierung sehr
3313 verbesserungsbedürftig. Der Bindebogen stößt mit
3314 der veränderten Taktart zusammen, die Balkung im
3315 dritten Takt ist falsch, die Noten werden nicht
3316 verschmolzen und einige Notationselemente fehlen ganz.
3317 Behandeln wir zunächst die einfacheren Dinge. Der
3318 Balken kann durch eine manuelle Begrenzung einfach
3319 korrigiert werden, und auch der Legatobogen der linken
3320 Hand und der Phrasierungsbogen der rechten Hand
3321 sind schnell gesetzt, denn sie wurden schon in der
3322 Übung erklärt. Damit haben wir folgendes Notenbild:
3324 @lilypond[quote,verbatim,ragged-right]
3325 rhMusic = \relative c'' {
3330 % Start polyphonic section of four voices
3332 {c,8[ d fis bes a] | }
3343 lhMusic = \relative c' {
3352 \new Staff = "RH" <<
3356 \new Staff = "LH" <<
3365 Der erste Takt stimmt jetzt schon. Der zweite Takt enthält ein
3366 Arpeggio und wird mit einer doppelten Taktlinie beschlossen.
3367 Wie können wir diese notieren, denn sie sind im Handbuch zum
3368 Lernen nicht vorgekommen? Hier brauchen wir jetzt die
3369 Notationsreferenz. Ein Blick in den Index zeigt uns die
3370 Einträge für @qq{Arpeggio} und @qq{Taktlinien}: ein
3371 Arpeggio also erstellt man mit dem Befehl @code{\arpeggio}
3372 hinter einem Akkord und eine doppelte Taktlinie wird mit dem
3373 Befehl @code{\bar "||"} erstellt. Das ist einfach. Als nächstes
3374 muss der Zusammenstoß des Bindebogens mit der Taktartbezeichnung
3375 gelöst werden. Das geht am besten, indem wir den Bogen nach
3376 oben verschieben. Wie man Objekte verschiebt wurde schon
3377 behandelt in @ref{Verschieben von Objekten}, wo stand, dass Objekte
3379 relativ zum System positioniert werden, verschoben werden
3380 können, indem ihre @code{staff-position}-Eigenschaft
3381 geändert wird, die in halben Notenlienienabständen relativ
3382 zur Mittellinie angegeben wird. Dieser @code{\override}-Befehl
3383 also, direkt vor die erste übergebundene Note gestellt, verschiebt
3384 den Bindebogen (@code{tie}) 3,5 halbe Notenlinienabstände
3385 über die Mittellinie:
3387 @code{\once \override Tie #'staff-position = #3.5}
3389 Damit ist auch der zweite Takt vollständig:
3391 @lilypond[quote,verbatim,ragged-right]
3392 rhMusic = \relative c'' {
3394 \once \override Tie #'staff-position = #3.5
3399 % Start polyphonic section of four voices
3401 {c,8[ d fis bes a] | }
3412 lhMusic = \relative c' {
3414 <d g, d>1)\arpeggio |
3421 \new Staff = "RH" <<
3425 \new Staff = "LH" <<
3434 In Takt drei beginnt der Moderato-Abschnitt. In der
3435 Übung wurde behandelt, wie man fetten Text mit dem
3436 @code{\markup}-Befehl eingibt, es ist also einfach, das
3437 @qq{Moderato} hinzuzufügen. Wie aber werden Noten
3438 verschmolzen? Hier nehmen wir wieder die Notationsreferenz
3439 zu Hilfe. Die Suche nach @qq{Verschmelzen} (engl. merge)
3440 im Index führt uns zu den Befehlen um Noten mit
3441 unterschiedlichen Köpfen und unterschiedlichen Punkten
3442 zu verschmelzen in @ruser{Auflösung von Zusammenstößen}. In unserem
3443 Beispiel müssen sowohl unterschiedliche Köpfe also auch
3444 unterschiedliche Punktierung verschmolzen werden, wir
3445 brauchen also die Befehle
3448 \mergeDifferentlyHeadedOn
3449 \mergeDifferentlyDottedOn
3453 aus der Notationsreferenz, die wir an den Beginn unseres
3454 Abschnittes stellen und
3457 \mergeDifferentlyHeadedOff
3458 \mergeDifferentlyDottedOff
3462 um das Verhalten wieder auszuschalten. Das sieht so aus:
3464 @cindex Bindebogen, Beispiel zur Veränderung
3465 @cindex staff-position-Eigenschaft, Beispiel
3467 @lilypond[quote,verbatim,ragged-right]
3468 rhMusic = \relative c'' {
3470 \once \override Tie #'staff-position = #3.5
3474 bes2.^\markup {\bold "Moderato"} r8
3475 \mergeDifferentlyHeadedOn
3476 \mergeDifferentlyDottedOn
3477 % Start polyphonic section of four voices
3479 {c,8[ d fis bes a] | }
3487 \mergeDifferentlyHeadedOff
3488 \mergeDifferentlyDottedOff
3492 lhMusic = \relative c' {
3494 <d g, d>1)\arpeggio |
3501 \new Staff = "RH" <<
3505 \new Staff = "LH" <<
3514 Mit diesen Veränderungen wurden die beiden Fis-Noten
3515 verschmolzen, aber nicht die zwei Ds. Warum nicht? Die
3516 Antwort befindet sich im gleicher Abschnitt der Notationsreferenz:
3517 Noten, die verschmolzen werden, müssen Hälse in entgegengesetzte
3518 Richtungen aufweisen und zwei Noten können nicht verschmolzen
3519 werden, wenn eine dritte Noten in der gleichen Kolumne
3520 stört. In unserem Fall weisen beide Hälse nach oben und es
3521 befindet sich zur gleichen Zeit auch noch eine dritte Note, das C.
3522 Wie die Richtung von Hälsen geändert wird, wissen wir schon:
3523 mit @code{\stemDown}, und in der Notationsreferenz findet
3524 sich auch Information, wie das C verschoben werden kann: mit
3525 dem @code{\shift}-Befehl. Aber welcher von ihnen? Das C
3526 befindet sich in der zweiten Stimme, die @qq{shift off} hat,
3527 die zwei Ds sind in den Stimmen eins und drei, die @qq{shift
3528 off} bzw. @qq{shift on} haben. Das C muss also noch eine
3529 Stufe weiter verschoben werden mit @code{\shiftOnn}, damit
3530 es die Verschmelzung der Ds nicht stört. Das sieht jetzt so
3533 @lilypond[quote,verbatim,ragged-right]
3534 rhMusic = \relative c'' {
3536 \once \override Tie #'staff-position = #3.5
3540 bes2.^\markup {\bold "Moderato"} r8
3541 \mergeDifferentlyHeadedOn
3542 \mergeDifferentlyDottedOn
3543 % Start polyphonic section of four voices
3545 {c,8[ d fis bes a] | }
3547 % Move the c2 out of the main note column so the merge will work
3548 {c,8~ \shiftOnn c2 | }
3550 % Stem on the d2 must be down to permit merging
3551 {s8 \stemDown d2 | }
3555 \mergeDifferentlyHeadedOff
3556 \mergeDifferentlyDottedOff
3560 lhMusic = \relative c' {
3562 <d g, d>1)\arpeggio |
3569 \new Staff = "RH" <<
3573 \new Staff = "LH" <<
3582 Fast schon geschafft. Nur noch ein Problem ist übrig: Der Hals nach
3583 unten des verschmolzenen sollte nicht da sein, und das C sähe
3584 besser auf der rechten Seite des Ds aus. Beides können wir mit den
3585 gelernten Optimierungsmethoden erreichen. Den Hals machen
3586 wir durchsichtig und das C verschieben wir mit der
3587 @code{force-hshift}-Eigenschaft. Hier ist das Endergebnis:
3589 @cindex Notenkolumne, Beispiel zur Veränderung
3590 @cindex force-hshift-Eigenschaft, Beispiel
3591 @cindex Hals, Beispiel zur Veränderung
3592 @cindex Notenhals, Beispiel zur Veränderung
3593 @cindex transparent-Eigenschaft, Beispiel
3595 @lilypond[quote,verbatim,ragged-right]
3596 rhMusic = \relative c'' {
3599 \once \override Tie #'staff-position = #3.5
3603 bes2.^\markup {\bold "Moderato"} r8
3604 \mergeDifferentlyHeadedOn
3605 \mergeDifferentlyDottedOn
3607 {c,8[ d fis bes a] | }
3609 % Reposition the c2 to the right of the merged note
3610 {c,8~ \once \override NoteColumn #'force-hshift = #1.0
3611 % Move the c2 out of the main note column so the merge will work
3614 % Stem on the d2 must be down to permit merging
3615 {s8 \stemDown \once \override Stem #'transparent = ##t d2}
3619 \mergeDifferentlyHeadedOff
3620 \mergeDifferentlyDottedOff
3624 lhMusic = \relative c' {
3626 <d g, d>1)\arpeggio |
3633 \new Staff = "RH" <<
3637 \new Staff = "LH" <<
3647 @node Weitere Optimierungen
3648 @section Weitere Optimierungen
3649 @translationof Further tweaking
3652 * Andere Benutzung von Optimierungen::
3653 * Variablen für Optimierungen einsetzen::
3654 * Mehr Information::
3655 * Vermeiden von Optimierungen durch langsamere Übersetzung::
3656 * Fortgeschrittene Optimierungen mit Scheme::
3659 @node Andere Benutzung von Optimierungen
3660 @subsection Andere Benutzung von Optimierungen
3661 @translationof Other uses for tweaks
3663 @cindex Transparente Objekte
3664 @cindex Entfernen von Objekten
3665 @cindex Verstecken von Objekten
3666 @cindex Unsichtbare Objekte
3667 @cindex transparent-Eigenschaft, Benutzung
3668 @cindex Objekte unsichtbar machen
3669 @cindex Objekte entfernen
3670 @cindex Objekte verstecken
3671 @cindex Noten zwischen Stimmen überbinden
3672 @cindex Überbinden von Noten zwischen Stimmen
3674 @subheading Noten zwischen unterschiedlichen Stimmen überbinden
3676 Das nächste Beispiel zeigt, wie man Noten von verschiedenen
3677 Stimmen miteinander verknüpfen kann, indem man Bindebögen
3678 für Überbindungen benutzt. Normalerweise können nur zwei
3679 Noten der gleichen Stimme übergebunden werden. Wenn
3680 man zwei Stimmen benutzt, wobei die überbundenen Noten
3681 sich in der selben befinden,
3683 @lilypond[quote,fragment,relative=2]
3684 << { b8~ b8\noBeam }
3690 und dann den ersten Hals nach oben unsichtbar macht,
3691 sieht es so aus, als ob die Überbindung zwischen
3692 den Stimmen stattfindet:
3694 @cindex Hals, Beispiel zur Veränderung
3695 @cindex Notenhals, Beispiel zur Veränderung
3696 @cindex transparent-Eigenschaft, Beispiel
3698 @lilypond[quote,fragment,relative=2,verbatim]
3701 \once \override Stem #'transparent = ##t
3709 Um sicherzugehen, dass der unsichtbare Hals den Bindebogen
3710 nicht zu sehr verkleinert, kann er verlängert werden, indem
3711 seine Länge (@code{length}) auf den Wert @code{8}
3714 @lilypond[quote,fragment,relative=2,verbatim]
3717 \once \override Stem #'transparent = ##t
3718 \once \override Stem #'length = #8
3727 @subheading Eine Fermate in MIDI simulieren
3729 @cindex stencil-Eigenschaft, Benutzung
3730 @cindex Fermate, Benutzung in MIDI
3731 @cindex MIDI: Fermate erstellen
3733 Für Objekte außerhalb des Notensystems ist es normalerweise
3734 besser, die @code{stencil}-Eigenschaft anstelle der
3735 @code{transparent}-Eigenschaft zu verändern, wenn man
3736 sie vom fertigen Notensatz entfernen will. Indem die
3737 @code{stencil}-Eigenschaft auf falsch (@code{#f}) gesetzt
3738 wird, wird das entsprechende Objekt vollständig entfernt.
3739 Das bedeutet, dass es die Positionierung der anderen Objekte
3742 Auf diese Art kann etwa das Tempo geändert werden, damit
3743 in der MIDI-Ausgabe eine Fermate zu hören ist, ohne dass
3744 im Notensatz etwas von diesen Tempoänderungen zu sehen
3745 ist. Die Metronombezeichnung soll auch nicht die Position
3746 von Text an der gleichen Stelle oder die Abstände zwischen
3747 zwei Systemen beeinflussen. Darum ist es am besten,
3748 @code{stencil} auf @code{#f} zu setzen. Im Beispiel wird
3749 der Unterschied zwischen einem unsichtbaren Objekt und
3750 einem entfernten Objekt gezeigt:
3752 @cindex Metronom-Bezeichnung, Beispiel zur Veränderung
3753 @cindex transparent-Eigenschaft, Beispiel
3755 @lilypond[quote,verbatim,ragged-right]
3758 % Visible tempo marking
3761 \once \override Score.MetronomeMark #'transparent = ##t
3762 % Invisible tempo marking to lengthen fermata in MIDI
3765 % New tempo for next section
3774 @lilypond[quote,verbatim,ragged-right]
3777 % Visible tempo marking
3780 \once \override Score.MetronomeMark #'stencil = ##f
3781 % Invisible tempo marking to lengthen fermata in MIDI
3784 % New tempo for next section
3794 Mit beiden Methoden wird die Tempobezeichnung entfernt, mit
3795 der die Fermate verlängert wird, und beide beeinflussen die
3796 MIDI-Ausgabe wie gewünscht. Die unsichtbare Metronombezeichnung
3797 schiebt aber die folgende Bezeichnung in die Höhe, während
3798 das im zweiten Beispiel, in dem der @code{stencil} entfernt
3799 wurde, nicht passiert.
3802 @node Variablen für Optimierungen einsetzen
3803 @subsection Variablen für Optimierungen einsetzen
3804 @translationof Using variables for tweaks
3806 @cindex Variablen, Benutzung zur Optimierung
3807 @cindex Optimierung mit Variablen
3809 @code{\override}-Befehle sind oft lang und mühsam zu
3810 tippen, und sie müssen immer absolut richtig sein. Wenn
3811 derselbe Befehl mehrere Male benutzt werden muss, lohnt
3812 es sich oft schon, eine Variable zu definieren, in der er
3815 Als Beispiel sollen einige Worte im
3816 Gesangstext fett und kursiv hervorgehoben werden.
3817 Die Befehle @code{\italic} und @code{\bold} funktionieren
3818 im Gesangstext-Kontext nur, wenn sie gleichzeitig mit den Wörtern,
3819 auf die sie angewendet werden sollen, zusätzlich
3820 in eine @code{\markup}-Umgebung eingeschlossen
3821 werden. Durch diese Einbettung können einzelne Wörter nicht
3822 einfach zu einer Variable umgeformt werden. Als
3823 Alternative versuchen wir, einen Befehl mit
3824 @code{\override} und @code{\revert} zu konstruieren.
3827 @code{\override Lyrics . LyricText #'font-shape = #'italic}
3828 @code{\override Lyrics . LyricText #'font-series = #'bold}
3830 @code{\revert Lyrics . LyricText #'font-shape}
3831 @code{\revert Lyrics . LyricText #'font-series}
3834 Das wäre natürlich noch viel mühsamer, wenn viele Wörter eine
3835 Hervorhebung benötigen. Anstelle dieser Befehlsketten @emph{können}
3836 wir jedoch zwei Variablen definieren. Mit ihnen und dem entsprechenden
3837 Wort in geschweiften Klammern erreichen wir den gewünschten Effekt.
3838 Ein weiterer Vorteil ist, dass in diesem Fall die Leerzeichn um die
3839 Punkte herum nicht benötigt werden, weil sie nicht innerhalb des
3840 @code{lyricmode}-Kontextes interpretiert werden. Hier ein Beispiel;
3841 die Bezeichnungen können natürlich auch kürzer sein,
3842 um noch weniger schreiben zu müssen:
3844 @cindex LyricText, Beispiel zur Veränderung
3845 @cindex Gesangstext, Beispiel zur Veränderung
3846 @cindex font-shape-Eigenschaft, Beispiel
3847 @cindex font-series-Eigenschaft, Beispiel
3849 @lilypond[quote,verbatim]
3851 \override Lyrics.LyricText #'font-shape = #'italic
3852 \override Lyrics.LyricText #'font-series = #'bold
3855 \revert Lyrics.LyricText #'font-shape
3856 \revert Lyrics.LyricText #'font-series
3859 global = { \time 4/4 \partial 4 \key c \major}
3860 SopranoMusic = \relative c' { c4 | e4. e8 g4 g | a a g }
3861 AltoMusic = \relative c' { c4 | c4. c8 e4 e | f f e }
3862 TenorMusic = \relative c { e4 | g4. g8 c4. b8 | a8 b c d e4 }
3863 BassMusic = \relative c { c4 | c4. c8 c4 c | f8 g a b c4 }
3864 VerseOne = \lyrics { E -- | ter -- nal \emphasize Fa -- ther, \normal | strong to save, }
3865 VerseTwo = \lyricmode { O | \emphasize Christ, \normal whose voice the | wa -- ters heard, }
3866 VerseThree = \lyricmode { O | \emphasize Ho -- ly Spi -- rit, \normal | who didst brood }
3867 VerseFour = \lyricmode { O | \emphasize Tri -- ni -- ty \normal of | love and pow'r }
3873 \new Voice = "Soprano" { \voiceOne \global \SopranoMusic }
3874 \new Voice = "Alto" { \voiceTwo \AltoMusic }
3875 \new Lyrics \lyricsto "Soprano" { \VerseOne }
3876 \new Lyrics \lyricsto "Soprano" { \VerseTwo }
3877 \new Lyrics \lyricsto "Soprano" { \VerseThree }
3878 \new Lyrics \lyricsto "Soprano" { \VerseFour }
3882 \new Voice = "Tenor" { \voiceOne \TenorMusic }
3883 \new Voice = "Bass" { \voiceTwo \BassMusic }
3890 @node Mehr Information
3891 @subsection Mehr Information
3892 @translationof Other sources of information
3894 Die Programmreferenz enthält sehr viel Information über LilyPond, aber
3895 noch mehr Information findet sich in den internen
3896 LilyPond-Dateien. Um sie erforschen zu können, müssen Sie erst
3897 das richtige Verzeichnis auf Ihrem System finden. Die Position
3898 hängt a) davon ab, ob Ihre LilyPond-Installation mit der vorkompilierten
3899 Version von der LilyPond-Internetseite vorgenommen wurde oder Sie
3900 die Version durch Ihren Paketmanager installiert haben (also
3901 z. B. in einer Linux-Distribution oder unter fink oder cygwin
3902 installiert), und b) auf welchem Betriebssystem Sie das Programm
3905 @strong{Von lilypond.org heruntergeladen}
3910 Wechseln Sie in das Verzeichnis
3911 @file{@var{INSTALL_VERZ}/lilypond/usr/share/lilypond/current/}
3915 Wechseln Sie in das Verzeichnis
3916 @file{@var{INSTALL_VERZ}/LilyPond.app/Contents/Resources/share/lilypond/current/}
3917 indem Sie entweder mit dem Befehl @code{cd} vom Terminal aus
3918 in das Verzeichnis wechseln, oder mit Control-Klick auf das
3919 LilyPond-Programmsymbol gehen und @qq{Show Package Contents}
3924 Wechseln Sie mit dem Windows Explorer ins Verzeichnis
3925 @file{@var{INSTALL_VERZ}/LilyPond/usr/share/lilypond/current/}
3929 @strong{Mit einem Paket-Manager installiert oder selber aus
3930 den Quellen kompiliert}
3932 Wechseln Sie in das Verzeichnis
3933 @file{@var{PREFIX}/share/lilypond/@var{X.Y.Z}/}, wobei
3934 @var{PREFIX} bei Ihrem Paket-Manager oder dem
3935 @code{configure}-Skript gesetzt wird, und @var{X.Y.Z}
3936 die LilyPond-Versionsnummer.
3940 In diesem Ordner sind die zwei interessanten Unterordner:
3943 @item @file{ly/} - beinhaltet Dateien im LilyPond-Format
3944 @item @file{scm/} - beinhaltet Dateien im Scheme-Format
3947 Schauen wir uns zuerst einige Dateien in @file{ly/} an.
3948 Öffnen Sie @file{ly/property-init.ly} in einem Texteditor.
3949 Der, den Sie normalerweise für @code{.ly}-Dateien benutzen,
3950 genügt. Diese Datei enthält die Definitionen aller vordefinierten
3951 Befehle für LilyPond, wie etwa @code{\stemUp} und
3952 @code{\slurDotted}. Sie können sehen, dass es sich um
3953 nichts mehr handelt als Definitionen von Variablen, die eine
3954 oder mehrere @code{\override}-Befehle enthalten. Der
3955 Befehl @code{/tieDotted} etwa wird folgendermaßen definiert:
3959 \override Tie #'dash-period = #0.75
3960 \override Tie #'dash-fraction = #0.1
3964 Wenn Sie diese Voreinstellungen der vordefinierten Befehl nicht
3965 mögen, können Sie sie ganz einfach umdefinieren, genauso wie
3966 jede andere Variable auch, indem Sie sie an den Anfang Ihrer
3967 Quelldatei schreiben.
3969 Hier sind die wichtisgsten Dateien, die sich im Ordner
3970 @file{ly/} befinden:
3972 @multitable @columnfractions .4 .6
3975 @item @file{ly/engraver-init.ly}
3976 @tab Definitionen von Engraver-Kontexten
3977 @item @file{ly/paper-defaults-init.ly}
3978 @tab Spezifikationen von Voreinstellungen für Papiermaße
3979 @item @file{ly/performer-init.ly}
3980 @tab Definitionen von Performer-Kontexten
3981 @item @file{ly/property-init.ly}
3982 @tab Definitionen aller vordefinierten Befehle
3983 @item @file{ly/spanner-init.ly}
3984 @tab Definitionen aller vordefinierten Strecker-Befehle
3987 Andere Einstellungen (wie die Definitionen von Beschriftungsbefehlen)
3988 sind in @code{.scm}-(Scheme)-Dateien gespeichert. Die
3989 Scheme-Programmiersprache wird benutzt, um eine
3990 programmierbare Schnittstelle zu den internen Operationen von
3991 LilyPond zu haben. Eine weitere Erklärung dieser Dateien ist
3992 im Moment außerhalb des Rahmens dieses Handbuchs, denn
3993 sie erfordern einige Kenntnis der Scheme-Sprache. Die Warnung
3994 ist hier angebracht, dass des ein gutes technisches Verständnis
3995 oder sehr viel Zeit braucht, um Scheme und diese
3996 Dateien zu verstehen (siehe auch @ref{Scheme-Übung}).
3998 Wenn Sie sich mit Scheme auskennen, sind hier mögliche
3999 interessante Dateien:
4001 @multitable @columnfractions .4 .6
4004 @item @file{scm/auto-beam.scm}
4005 @tab Sub-Balken-Voreinstellungen
4006 @item @file{scm/define-grobs.scm}
4007 @tab Voreinstellungen für Grob-Eigenschaften
4008 @item @file{scm/define-markup-commands.scm}
4009 @tab Definition aller Markup-Beschriftungsbefehle
4010 @item @file{scm/midi.scm}
4011 @tab Voreinstellung für die MIDI-Ausgabe
4012 @item @file{scm/output-lib.scm}
4013 @tab Einstellungen mit Einfluss auf die Darstellung von Bunddiagrammen, Farben, Versetzungszeichen, Taktlinien usw.
4014 @item @file{scm/parser-clef.scm}
4015 @tab Definitionen der unterstützten Schlüssel
4016 @item @file{scm/script.scm}
4017 @tab Voreinstellungen for Artikulationszeichen
4021 @node Vermeiden von Optimierungen durch langsamere Übersetzung
4022 @subsection Vermeiden von Optimierungen durch langsamere Übersetzung
4023 @translationof Avoiding tweaks with slower processing
4025 LilyPond kann einige zusätzliche Tests durchführen, während
4026 die Noten gesetzt werden. Dadurch braucht das Programm länger,
4027 um den Notensatz zu produzieren, aber üblicherweise werden
4028 weniger nachträgliche Anpassungen nötig sein. Wenn eine
4029 Textsilbe oder eine Beschriftung aus dem Rand der Partitur
4030 ragt, wird durch diese Tests die Zeile gerade so weit komprimiert,
4031 dass sie sich innerhalb der Ränder befindet.
4035 % Um sicher zu gehen, dass Texte und Liedtext
4036 % innerhalb der Papierränder bleiben
4037 \override PaperColumn #'keep-inside-line = ##t
4038 \override NonMusicalPaperColumn #'keep-inside-line = ##t
4045 @node Fortgeschrittene Optimierungen mit Scheme
4046 @subsection Fortgeschrittene Optimierungen mit Scheme
4047 @translationof Advanced tweaks with Scheme
4049 Auch wenn viele Sachen mit @code{\override} und @code{\tweak}
4050 möglich sind, gibt es eine sehr viel mächtigere Möglichkeit, die
4051 Arbeitsweise von LilyPond mit Hilfe der programmierbaren Schnittstelle
4052 zu beeinflussen. Code, der in der Scheme-Programmiersprache
4053 geschrieben ist, kann direkt in die interne Satzmaschine von LilyPond
4054 eingefügt werden. Natürlich brauchen Sie dazu wenigstens ein
4055 grundlegendes Verständnis von Scheme. Eine Einleitung finden
4056 Sie in der @ref{Scheme-Übung}.
4058 Zur Illustration der vielen Möglichkeiten soll gezeigt werden, dass eine
4059 Eigenschaft nicht nur auf eine Konstante, sondern auch auf eine
4060 Scheme-Prozedur gesetzt werden kann, die dann jedes Mal
4061 aufgerufen wird, wenn die Eigenschaft von LilyPond benutzt
4062 wird. Die Eigenschaft kann damit dynamisch auf einen Wert
4063 gesetzt werden, der durch die Prozedur jedes Mal neu bestimmt
4064 wird. In diesem Beispiel wird die Farbe der Notenköpfe entsprechend
4065 zu ihrer Position innerhalb der Tonleiter gesetzt.
4067 @cindex x11-Farben, Beispiel zur Benutzung
4068 @cindex Notenkopf, Beispiel zur Veränderung
4069 @cindex Farb-Eigenschaft, in Scheme-Prozedur gesetzt
4071 @lilypond[quote,verbatim,ragged-right]
4072 #(define (color-notehead grob)
4073 "Color the notehead according to its position on the staff."
4074 (let ((mod-position (modulo (ly:grob-property grob 'staff-position) 7)))
4076 ;; Return rainbow colors
4077 ((1) (x11-color 'red )) ; for C
4078 ((2) (x11-color 'orange )) ; for D
4079 ((3) (x11-color 'yellow )) ; for E
4080 ((4) (x11-color 'green )) ; for F
4081 ((5) (x11-color 'blue )) ; for G
4082 ((6) (x11-color 'purple )) ; for A
4083 ((0) (x11-color 'violet )) ; for B
4089 % Arrange to obtain color from color-notehead procedure
4090 \override NoteHead #'color = #color-notehead
4097 Some -- where o -- ver the Rain -- bow, way up high,
4101 Weiter Beispiele, die die Benutzung dieser programmierbaren
4102 Schnittstelle zeigen, finden sich in @ref{Optimierungen mit Scheme}.